Eine urig-zünftige Fete Gaudi pur auf der Blieskasteler Wiesn

Blieskastel/Homburg · Politikfreie Zone im großen Zelt. Und deshalb schlug ein junger Mann aus dem Publikum das erste Fass Bier an.

 Zwölf Krüge auf einmal schafft die Festzelt-Bedienung Christina Profeta.

Zwölf Krüge auf einmal schafft die Festzelt-Bedienung Christina Profeta.

Foto: Erich Schwarz

Philipp Laninger hat das Blieskasteler Oktoberfest eröffnet. Philipp wer? Ja, der 22-Jährige aus Bliesmengen-Bolchen war von Christian Weber, Generalbevollmächtigter der Karlsberg-Brauerei, ausgeguckt worden, das offiziell erste Fass der „Blieskasteler Wiesn“ anzuschlagen. Wo sich ansonsten die Politiker beim Fassbieranstich eines Festes anstrengen müssen, einen Platz fürs Foto in der ersten Reihe zu bekommen, war am ersten Oktoberfest-Wochenende sozusagen politikerfreie Zone.

Kein Minister, kein Landrat, kein Bürgermeister, ja nicht einmal ein Stadtratsmitglied wollte das Oktoberfest mitfeiern. Ist halt gerade kein Wahlkampf. Und als dann Christian Weber den Fassbieranstich übernehmen sollte, überließ er das einem Gast aus dem Publikum. Philipp Laninger schlug dann zunächst etwas heftig zu, sodass der Zapfhahn erst einmal wegflog. Aber beim zweiten Anlauf oder Draufhauen klappte es dann. Und beim „Prosit der Gemütlichkeit“ konnte man schon richtig spüren, dass der Abend wieder in eine Superstimmung münden würde.

Dabei muss man zunächst einige Hürden überwinden, bevor man mit der Sause beginnen kann. Zuallererst müssen sich die Tischnachbarn vor dem Zelt finden. Dann geht es durch die Einlasskontrolle der freundlichen Security-Männer, bis man dann am Eingang gleich – passend auch zum Outfit – in die bayrische Welt abtauchen kann. Da gab es Lebkuchen-Herzerl zu kaufen, damit auch gleich der Beziehungsstatus erkennbar war: „I bin Single“ oder „I lieb dich“ waren wohl die gefragtesten Motive. Und es ging weiter mit den bayrischen „-erl“-Endungen. Man konnte dem Spazerl auch noch ein Schnapserl spendieren, nur die Maß, die war schon erwachsen und hatte kein „-erl“. Das Bier floss in „maß“igen Strömen:

„Wir haben uns angestrengt, ein richtig gutes und frisches Bier für Euer Oktoberfest zu brauen“, gab Christian Weber den Gästen mit. Derweil kochte die Stimmung hoch, ob das steyrische „I will wieder hoam“ von STS oder „Rockin´all over the World“ von Status quo: Es gab kein Halten mehr, die Krüge wie die Hände wurden gen Zelthimmel gereckt, und beim Prosit wurde ebenfalls zum wiederholten Mal die Gemütlichkeit beschworen.

Die Partyband „Frontal“ machte ihrem Namen alle Ehre, man ging sozusagen offensiv zu einem musikalischen Frontalangriff über, von Helene Fischer über die besagten Status quo bis hin zu Andreas Gabalier: keiner wurde da ausgelassen oder gar geschont.

Das Publikum schon gar nicht, ständig hieß es rauf auf die Bänke, die Krüge hoch, und immer wieder wurden die Hände nach oben gefordert. Die Jungs vom TuS Eschringen hatten gerade mit dem Hochsteigen auf die Bänke noch lange nicht genug: Bei ihrem gefühlt 35-strophigen Trinkspruch wurde gar der lange Tisch mit in die Höhe gehoben. Und als auch noch die frühere Miss Germany und heutige Schlager- und Mallorca-Ikone Isi Glück auftrat, da war das Glück tatsächlich zum Greifen.

„Wir sind besonders auch wegen Isi Glück gekommen“, verriet Jessica Messer aus Reinheim. Im Schlepptau hatte sie einige Freundinnen, die schon zum wiederholten Male auf dem Blieskasteler Oktoberfest waren.

Auch Alina Matt war schon im Vorjahr mit von der Partie. Sie kommt aus Köln und ist begeistert: „Die Stimmung hier ist super, die Leute sind im Saarland alle gut drauf und auch sehr offen“, hatte die junge Kölnerin schon im Vorjahr festgestellt. Und wenn man sich bei den Besuchern umhörte, konnte man feststellen, dass die Blieskasteler Wiesn offensichtlich ein Magnet ist: Sie kamen von Illingen bis Dudweiler, von Saarwelligen bis Lauterbach. Und am Samstagabend ging die Sause weiter, da rockten „Rednex“ und „Die Konsorten“ das Oktoberfestzelt.

 Ausgelassene Stimmung herrschte beim Blieskasteler Oktoberfest.

Ausgelassene Stimmung herrschte beim Blieskasteler Oktoberfest.

Foto: Erich Schwarz

Übrigens hat auch Gastronom Kai Grunder schon neue Pläne. Nachdem er vom Reiterverein nicht mehr den Zuschlag bekam (wir berichteten), wird er im kommenden Jahr (18./19. September) auf dem Hofgut Menschenhaus die „Neunkircher Hofgut Wiesn“ auflegen.

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