So einen Zusammenhalt, den gibt es kaum noch Diese Dorfgemeinschaft ist sehr lebendig

Blickweiler · Serie „Bliesgau? Natürlich!“: Heute sind wir bei Ortsvorsteher Walter Boßlet in Blickweiler zu Gast.

 Ortsvorsteher Walter Boßlet steht hier in Blickweiler an einer Bank mit prächtiger Aussicht über den Bliesgau. Diese Ruheplätze hat ein Team von ehrenamtlich tätigen Bürgern selbst angelegt.

Ortsvorsteher Walter Boßlet steht hier in Blickweiler an einer Bank mit prächtiger Aussicht über den Bliesgau. Diese Ruheplätze hat ein Team von ehrenamtlich tätigen Bürgern selbst angelegt.

Foto: BeckerBredel

Wenn der 71-jährige Walter Boßlet auf der Anhöhe über der Klingenklamm steht und seinen Blick über die gerade blühenden Rapsfelder schweift, fühlt er sich zu Hause. Die Bliesgau-Gemeinde Blickweiler hat es ihm angetan, sein Job als Ortsvorsteher ist Berufung für ihn. „Und viele machen dabei mit. Wenn wir im Mitteilungsblatt zu einem Arbeitseinsatz aufrufen, dann kommen genug Leute, und einige rufen sogar an, um sich zu entschuldigen, weil sie keine Zeit haben. Hier im Dorf packen alle mit an“, sagt er und freut sich darüber enorm.

20 Ehrenamtliche würden sich beispielsweise um die 20 Kilometer Wanderwege kümmern und sie pflegen. Nahe der Waldruhestätte hätten diese Ehrenamtlichen auch einen Ruheplatz mit Bänken und Tischen aufgestellt, am Sportplatz sei ein Pumptrack-Anlage, ein Action-Parcours für Mountainbiker, kurz vor der Fertigstellung, und jeden Tag würden die Einkaufshilfen für von Corona betroffene Menschen fortgesetzt, kontaktlos und unproblematisch. All diese Aktivitäten würden über bürgerschaftliches Engagement gesteuert, darauf sei er richtig stolz.

Der Kreis der Ehrenamtlichen habe die Maskenverteilung im Dorf organisiert, einen Bienenlehrpfad an der Fischerhütte ins Leben gerufen und pflege die Hütte am Freizeitweg. „Das ist die einzige Hütte zwischen Homburg und Saargemünd. Wir haben sie gebaut und werden sie neu anstreichen. Auch zu diesem Arbeitseinsatz werden wieder Viele kommen und einfach mitmachen“, ist Boßlet sicher.

Der SPD-Mann, der nur in die Partei eingetreten ist, um Ortsvorsteher werden zu können, erinnert sich noch sehr gut, wie es dazu kam: „Mein Vorgänger Alfred Bastian hatte mich ganz gezielt vor 22 Jahren angesprochen. Er wollte mich als seinen Nachfolger. Ich war aber damals kein Parteimitglied und sagte ihm, dass ich das dann halt auch noch machen würde.“ Und so kam es, dass er Sozialdemokrat wurde und im Ortsverband später sogar den Vorsitz übernahm. Die Ortsratsarbeit sei von Parteienstreit aber fern. Das Allermeiste werde gemeinsam entschieden und auf den Weg gebracht, sagt der ehemalige Postbedienstete. Als KfZ-Mechaniker wartete er Postbusse in Blieskastel, wurde dann Betriebs- und Personalratsmitglied bei der Post und war zuletzt Betriebsratsvorsitzender der Post im Saarland und in Rheinland-Pfalz. „Ich konnte damals schon gut sprechen. Bastian hatte mich genau deshalb im Auge, als er einen Nachfolger suchte.“

Die Arbeit als Ortsvorsteher macht Boßlet große Freude. „Von Politikmüdigkeit merke ich in Blickweiler nichts und angefeindet wird man als Kommunalpolitiker hier auch nicht“, sagt er. Die Welt ist hier offensichtlich in Ordnung. Wünsche für die Zukunft hat er natürlich auch. In der Ortsmitte bahne sich eine kleine „Revolution“ an, die mehrere Probleme in einem Rutsch lösen könne. Die Stadt werde ein Bauernhaus am Dorfplatz kaufen und dort eine neue Kita bauen. Die Pläne würden im Juni öffentlich präsentiert. In die alte Kita soll die Nachmittagsbetreuung der Grundschule einziehen. Die Räume der Nachmittagsbetreuung würden dann für Förderunterricht für die Kinder der 30 in Blickweiler lebenden türkischen Familien frei. „Das ist insgesamt ein sehr schlüssiges Gesamtkonzept. Die Ortsmitte wird damit aufgewertet, und es freut mich, dass in der alten Volksbank dann sogar noch ein zweites Gasthaus entstehen wird. Das ist ein Riesenschritt für Blickweiler. Für die Feuerwehr planen wir einen Anbau an die Kulturhalle, das spart Erschließungskosten und bietet ausreichend Raum und Parkplätze für die Feuerwehr.“

Bis diese Pläne umgesetzt sind, wolle er noch im Amt bleiben. Danach würde er sein Amt gern an Isabelle Schorr weitergeben, seine aktuelle Stellvertreterin.

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