Neunkircher Kolumne: Ach was! Premiere für den Schnupfentag

Gestern war mein erster Schnupfentag. Kein Husten, kein Halsweh, aber die Nase lief und lief. Beim Sprechen – so nasal, Sie wissen schon – war es nicht mehr zu leugen. Der erste Schnupfen des Herbstes 2020 war da.

 Jungmann Heike

Jungmann Heike

Foto: SZ/Robby Lorenz

Nicht meiner, gottlob, sondern der meiner Großnichte. Ich war nicht infiziert, nur involviert. Die Erzieherin in der Kita hat es der Mama der Fünfjährigen dann erklärt: „Laut Schnupfenpapier müssen Kinder 24 Stunden zur Beobachtung zuhause bleiben, wenn sie einfachen Schnupfen, eine laufende Nase/Halskratzen, leichten gelegentlichen Husten/Räuspern haben.“ Wenn nach 24 Stunden keine weiteren Krankheitsanzeichen hinzugekommen sind und der Allgemeinzustand „wieder gut“ sei, dürfe das Kind wieder die Kita oder Schule besuchen, fügte die coronaverordnungssichere Erzieherin Hoffnung machend hinzu.

Meine ansonsten putzmuntere Großnichte durfte also mit ihrer Schniefnase nicht in die Kita. Und weil ihre Mama nicht bei jedem kleinen Schnupfen zu Hause bleiben kann, sprang die Großtante ein, die zum Glück einen arbeitsfreien Tag hatte. „Frische Luft tut gut,“ sagte die Großtante zur Großnichte. Und: „Unseren ersten Schnupfentag verbringen wir deshalb heute im Zoo.“ Bei schönstem Herbstwetter ging es in die Landeshauptstadt, denn im Neunkircher Zoo waren wir erst kürzlich in der Vorschnupfenzeit. Nicht ganz unerwartet übten die Spielplätze eine mindestens genauso große Anziehungskraft aus wie die Gehege von Kattas, Muntjaks und des Kasuars.

Sehr große Geduld bewies meine Großnichte allerdings vor dem Seehundbecken. Vor Corona führten die Seehunde bei der Fütterung Kunststücke vor. Sie apportierten Bälle und Ringe und sprangen sogar durch Reifen. Das scheint den intelligenten Tieren jetzt zu fehlen, was meine nicht minder intelligente Großnichte sofort an den traurigen Kulleraugen erkannte. In Saarbrücken kann man die Tiere durch eine Glasscheibe auch unter Wasser beobachten. Da kam meiner Großnichte eine Idee: Mit meinem Regenschirm vollführte die Fünfjährige vor der Scheibe akrobatische Verrenkungen, die die Robbe prompt nachmachte. Nur zum Luftholen tauchte sie nach oben – wie gut, dass die Robbe keinen Schnupfen hatte.

Zum Abschluss unseres Schnupfentags statteten wir den Schimpansen und Gorillas einen Besuch ab. Silberrücken Ivo bohrte gerade hingebungsvoll mit dem Zeigefinger in seinem Riechkolben. „Hat der etwa auch einen Botzen in der Nase?“, fragte meine Großnichte mitfühlend. „Hmm, ist wohl eher Langeweile“, meinte ich.

Heute durfte das Mädel wieder in die Kita. Dabei kam sie sich vor wie im Zoo. Alle beobachteten sie, ob die Nase läuft oder nicht . . .

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