Kolumne Corona, Schmetterlinge und Weltende

Verschwörungstheorien gab es immer und wird es immer geben. Ein solches Raunen und Unken hat ja manchmal etwas gruselig Anheimelndes. Wäre es nicht so, bräuchte niemand Horror-Filme zu drehen. Derzeit geht es um Corona und wie wir damit umgehen.

 Michael Beer

Michael Beer

Foto: SZ/Robby Lorenz

Ernsthaft fragen sich Menschen, ob Bill Gates die Weltbevölkerung überwachen möchte oder ob Handy-Strahlen hinter der Sache stecken. Es ließe sich genauso gut mutmaßen, ob die Chinesen Donald Trump um die Präsidentschaft bringen wollen (wird sich dieser Mann bestimmt fragen).

Die Omnipräsenz des Themas nervt, ohne Frage. Und manche Entscheidung der Politik lässt den Betrachter die Stirn runzeln. Wenn über prallvolle Schulbusse erst nach Schuljahr-Beginn nachgedacht wird oder Kinder Maskenpflicht im Freien haben und drinnen nicht. Wo ist da die Logik? Gar nicht nachzuvollziehen ist es, wenn Menschen wie jüngst gesehen in einen Landsweiler Supermarkt laufen mit Krawall-Blick und ohne Maske. Nach dem Motto: Mit mir nicht! Dabei müsste allgemeiner Konsens sein: Es ist bei Corona nicht immer mit einer Erkältung getan. Das zeigt sich an Todesfällen in zu vielen Ländern unterschiedlicher politischer Systeme. Zumindest zum Schutz von Menschen mit höherem Risiko sollte jeder bereit sein, sich in bestimmten Situationen einen Schnutenlappen ins Gesicht zu hängen. Ein bisschen ist es wie mit dem Klimawandel. Den leugnet der ein oder andere auch 2020 noch hartnäckig, weil er sich seine freie Meinung nicht verbieten lassen möchte. Was interessieren da tausende Wissenschaftler, die seit Jahrzehnten die Phänomene studieren und vor möglichen Konsequenzen warnen? Diese Woche hat die SZ darüber berichtet, ob der Goldene Scheckenfalter vielleicht wieder nach Stennweiler zurückkehrt. Das wäre nicht nur für Liebhaber schön, weil das Tierchen putzig ist. Nein, es wäre (auch das so eine Biologen-Verschwörung, mag der ein oder andere raunen) als kleines Puzzleteil wichtig für uns alle, weil Artenvielfalt sozusagen der Kitt für unser Überleben darstellt. Corona erreicht unterdessen die kommende Fastnachtssaison. Die wird anders aussehen. Die Akteure haben das verstanden. Keine Ahnung, ob Bill Gates ein Fastnachtsmuffel ist oder die Spaßkanone Trump Präsident aller Corona-freien Länder dieser Welt werden will, Verschwörungstheoretiker wirken manchmal vielleicht nur schrullig-skurril, sie können aber ganz schön nerven. Viel mehr als eine Maske im Gesicht.

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