Insel der Hoffnung in Zeiten der Trauer

Perl. Nachdem in den vergangenen Jahren Dr. Ruthmarijke Smeding ihr Konzept "Gezeiten der Trauer" vorgestellt hatte und daran anschließend Dr. Erhard Weiher der Frage nachging, welche Trittsteine bei Sterben, Tod und Trauer hilfreich sein können, wurde dies nun sinngemäß fortgeführt

 Individuelle Sterbebegleitung wird immer wichtiger. Foto: Honk

Individuelle Sterbebegleitung wird immer wichtiger. Foto: Honk

Perl. Nachdem in den vergangenen Jahren Dr. Ruthmarijke Smeding ihr Konzept "Gezeiten der Trauer" vorgestellt hatte und daran anschließend Dr. Erhard Weiher der Frage nachging, welche Trittsteine bei Sterben, Tod und Trauer hilfreich sein können, wurde dies nun sinngemäß fortgeführt. Pastoralreferent Jürgen Burkhardt, Dekanatsreferent Rainer Stuhlträger sowie Karin Jacobs und Annette Kerwer vom Caritas-Kontaktzentrum für Demenz und Hospiz legten als Organisatoren den Schwerpunkt nun auf die Zeit vor und nach dem Sterben.Karl-Heinz Feldmann, Pastoralreferent auf der Palliativstation der Universitätsklinik Mainz, ging in seinem Vortrag der Frage nach, wie es gerade in den Zeiten von Krankheit, Sterben, Tod und Trauer möglich sein kann, Inseln der Hoffnung zu entdecken und erfahrbar zu machen. Die erste Aufgabe für alle Teilnehmer des Seminars bestand darin, zu reflektieren, was sie mit dem Begriff Hoffnung verbinden. Dabei wurde deutlich, dass die Assoziationen zum Begriff Hoffnung zum Teil sehr unterschiedlich sind.

In seinem Referat betonte Feldmann, Hoffnung sei mehr als ein Gefühl. Vielmehr gehöre sie zum Leben von Grund auf dazu, als eine innere Haltung, eine Beziehung, ein Miteinander. Der Zustand der Hoffnung sei jedoch immer auch angefochten und daher als ein Geschenk zu betrachten, mehr oder weniger verfügbar. "Wir alle brauchen Hoffnungsinseln", so Feldmann.

Er führte weiterhin aus, dass Hoffnung biblisch betrachtet ein Eigenname Gottes sei. Auch Paulus weiß um die Wichtigkeit der Hoffnung, wenn er sie im Korintherbrief in einer Reihe mit den wesentlichen Werten Glaube und Liebe nennt. Die Hoffnung sei existenzieller Bestandteil christlichen Lebens und als ein den Menschen in seiner Ganzheit umfassendes Phänomen zu begreifen.

Laut Feldmann zeigt sich Hoffnung bei kranken Menschen in der Regel auf drei Ebenen: die "Hoffnung als Erwartung", die "Hoffnung durch Selbstvergewisserung der eigenen Identität" und schließlich die "Spirituelle Hoffnung", also die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Alle drei Stufen bieten dem Begleiter die Möglichkeit, Hoffnungsinseln für den Betroffenen zu erschließen. Daher ist es wichtig, nicht nur die religiösen Hoffnungen zu betrachten, sondern immer auch die beiden ersten Stufen. Zunächst ist es von Bedeutung, die konkreten Erwartungen in den Blick zu nehmen.

Sie müssen ernst genommen werden, auch wenn sie unter Umständen nicht mehr erfüllt werden können. Zu den konkreten Erwartungen gehört auch die Hoffnung auf umfassende Symptomkontrolle und Schmerzlinderung. Genauso relevant ist die zweite Stufe. Der Mensch muss in seiner Persönlichkeit, in dem, was ihm Sinn gibt und was sein Leben ausmacht, ernst genommen und wertgeschätzt werden. Die spirituelle Hoffnung kann erst entstehen, wenn die anderen beiden Hoffnungsebenen befriedigt sind. Wenn die Helfer alle drei Stufen beachten, könne ganz anders geholfen werden, so Feldmann.

Im Anschluss an den Vortrag wurde eine Gesprächssituation simuliert, um das Gehörte mit konkreten Erfahrungen zu verknüpfen. Dabei wurde vor allem deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit aller Professionen ist. Wenn Ärzte, Pflegekräfte, Hospizhelfer und Seelsorger ihre jeweiligen Fähigkeiten einbringen und dabei alle drei Hoffnungsebenen im Blick haben, bieten sich viele Möglichkeiten, Hoffnungsinseln zu schaffen. Für eine gute Kooperation in diesem Sinne ist gerade auch der Blick über bestehende Strukturen und Dekanatsgrenzen hinaus wichtig. Dafür ist die Veranstaltung ein eindrucksvoller Beleg gewesen. Am Ende des Studientages dürfte bei allen die Erkenntnis gestanden haben, wie wichtig es ist, sich gemeinsam auf den Weg zu machen und die Suche nach Hoffnungsinseln nicht aufzugeben. red

"Wir alle brauchen Hoffnungs-

inseln."

Karl-Heinz Feldmann, Pastoralreferent

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