Kolumne „Wort zum Alltag“ Was für ein König?

Am letzten Sonntag haben wir in der katholischen Kirche Christus als den König gefeiert. Was ist das für ein König, den wir da jedes Jahr am Ende des Kirchenjahres feiern? Heutzutage haben Könige kaum noch eine Bedeutung.

Die meisten Könige sind in ihren Staaten nur noch mit repräsentativen Aufgaben betraut.

Aber welchen König stellt uns die Kirche vor Augen? Jesus, der Gekreuzigte, ein König? Im Evangelium vom Sonntag wird berichtet, dass einer der mit Jesus Gekreuzigten Jesus Macht zuspricht. Auch im Verhör bei Pilatus spielt die Königswürde Jesu eine Rolle.

Die Frage ist heute wie damals: Was machen die Herrschenden mit ihrer Macht? Sind sie Selbstdarsteller oder verschaffen sie sich eigene Vorteile? Sind sie gar Despoten oder dienen sie den Menschen? Christus verkörpert in seinem Leben und Wirken klar eine dienende Haltung. Das ist die Grundlage seiner Königswürde.

Eine gute bildliche Darstellung dazu finden wir in der Rimlinger Kirche, Heilig Kreuz. An der Stirnseite der Kirche thront Christus als Herrscher auf der Weltkugel. Mit der einen Hand segnet er und in der anderen Hand hält er das aufgeschlagene Buch seiner Botschaft. Es wirkt wie ein Dreiklang. Christus zeigt seine Macht, indem er segnet und verkündet. Durch diesen Dreiklang will er uns zu einem geglückten Leben führen.

Er macht uns ein Angebot. Das wird besonders deutlich, wenn man die beiden Menschen anschaut, die bei der Rimlinger Darstellung neben dem thronenden Christus abgebildet sind. Diese beiden Menschen stehen stellvertretend für uns alle. Der Mensch links von Christus kann nicht zu ihm aufschauen. Er wirkt ängstlich, wendet sich ab, geht aus der Beziehung und bleibt so allein. Zur Verdeutlichung hat der Künstler ihn Grau in Grau dargestellt.

Bei dem Menschen auf der anderen Seite hat man das Gefühl, dass er zuversichtlich, sowohl auf Christus als auch auf die Gottesdienstbesucher in der Kirche schaut. Dieser Mensch kommt aus der Gottesbegegnung und geht auf die Menschen zu. Er übernimmt die königliche Würde Christi. Das heißt: Er hat einen Blick auf die Menschen, besonders die Armen und Ausgegrenzten, bringt Segen und verkündet die Botschaft Jesu. Das ist der Anspruch an uns als Christen – als christliche Gemeinde: für Menschen da sein, sie segnen und die Botschaft des Evangeliums in ihre Lebenswirklichkeit bringen. Auch wenn wir oft abgelenkt sind mit Verwaltung, Strukturierung, Neustrukturierung, einschließlich der zugehörigen Konflikte.

Die Kirche kann nur nach vorne gestaltet werden. Christus will uns in den Menschen begegnen. Er wird uns auf diesem Weg zu und mit den Menschen begleiten und uns entgegen kommen. Das ist die Verheißung des Evangeliums. Die Zukunft unserer Kirche finden wir jedenfalls nicht in der Vergangenheit. Das ist die Überzeugung unserer Bistumssynode. Auf diesem Weg in die Zukunft sind bereits viele haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter in unseren Gemeinden unterwegs. Dieser Weg ist nicht umkehrbar, wenn die katholische Kirche auch in der Zukunft eine Kirche Gottes unter den Menschen sein will.

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