Kolumne „Wort zum Alltag“ Ein Tag zum Innehalten

Als Reevaluation oder Reassessment bezeichnet man in der Medizin die erneute Bewertung von Befunden beziehungsweise einer Situation im Verlauf einer Erkrankung.

Man macht sich Gedanken darüber, über die Richtigkeit der Arbeitsdiagnose und ob die bisherige Therapie Wirkung zeigte oder nicht. Welche Veränderungen im Blick auf den Patienten sind notwendig, aber auch, was kann bleiben?

Der Buß- und Bettag, er in diesem Jahr auf den 20. November fiel, ist ein Tag der Reevaluation. Er ist ein sogenannter stiller Feiertag und soll dazu dienen, inne zu halten, das eigene Leben zu überdenken und neu zu bewerten. Sich Gedanken darüber zu machen, ob es so weitergehen kann und soll wie bisher.

„Ich ahne, dass ich meine rastlose Lebensweise ändern müsste und ignoriere es. Ich tue anderen Unrecht, aber ich gestehe es mir nicht ein. Zur Ehrlichkeit mit mir selbst, zu einem wahrhaftigen Blick auf meine Schwächen ruft der Buß- und Bettag auf“, charakterisiert der evangelische liturgische Kalender diesen Feiertag.

Wichtig ist dabei immer, dass es dabei nicht nur um mein eigenes Wohlbefinden geht, sondern dass der christliche Glaube immer mein Verhältnis zu meinen Mitmenschen in den Blick nimmt. „Wo die Liebe nicht ist, da ist der Glaube nicht“, schreibt es Martin Luther. Dieses gilt es heute zu bedenken.

Der Buß- und Bettag ist dabei eigentlich gar kein traditioneller christlicher Feiertag wie zum Beispiel Christi Himmelfahrt oder Ostern. Früher wurden Bettage und Bußtage von der Obrigkeit bei Bedarf angesetzt. Zum Beispiel bei Naturkatastrophen, schlechter Ernte, Epidemien und im Kriege. Diese wurden dann erst im 19. Jahrhundert zu einem jährlichen Buß- und Bettag zusammengefasst.

Dabei ist ein Überdenken in Ruhe und Ehrlichkeit sich selbst gegenüber doch so wichtig.

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