Kolumne „Wort zum Alltag“ Die Seele stärken . . .

Frau L. leidet an einer weit fortgeschrittenen Demenz. Weil sie nicht mehr alleine zu Hause bleiben kann, wohnt sie seit kurzem in einer Pflegeeinrichtung. Früher war sie eine regelmäßige Kirchgängerin, als sie dann nicht mehr so weit laufen konnte und der Weg immer schwieriger zu finden war, kamen Kommunionhelferinnen und regelmäßig der Pastor selbst mit der Krankenkommunion zu ihr heim.

Meist war dann auch ihre Kusine mit dabei und hat alles schön hergerichtet mit Blumen und Kerzen. Das waren dann Begegnungen, die sie sehr genossen hat.

Die Tochter hat nun die Idee, dass der Pastor doch in die Pflegeeinrichtung kommen könnte zur Spendung der Krankensalbung. Nach anfänglichem Zögern kommt dann ein Termin am späteren Nachmittag zustande. Frau L., zwei ihrer Töchter und die Kusine wollen mit dabei sein.

Frau L. möchte nicht in ihr Zimmer und auch nicht in die Kapelle im Haus, nein hier im Speisesaal soll die Feier stattfindet, auch wenn rechts und links mit dem Geschirr geklappert wird. Der Pastor begrüßt sie und erklärt, was er vorhat, sie darf auch an dem kleinen Behälter schnuppern, der das Öl zum Salben enthält. Sie ist damit einverstanden, und so kann die Krankensalbung beginnen.

Es wird gebetet und gesungen, Frau L. und ihre Kusine sind hier sehr textsicher, die beiden Töchter weniger, aber alle sind ganz mit dabei.

Als der Pastor die Hände von Frau L. mit dem Öl salbt, unterbricht sie ihn und sieht ihn aufmerksam an: „Da geben Sie meiner Kusine auch was davon ab!“ Kurze Irritation – dann die Frage an die Kusine: „Möchten Sie die Krankensalbung auch empfangen?“ – „Gerne“, antwortet diese und so kann die kleine Feier dann weitergehen. Nach einem Abschlussgebet nimmt der Pastor nochmal Frau L.s Hände. Leise flüstert sie: „Das war jetzt was für den Geist.“ Im wahrsten Sinne des Wortes.

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