Kolumne Unsere Woche Entfremdetes Kapital

Die Zweibrücker Hallplatz-Galerie kommt einfach nicht richtig auf die Beine. Wenn man sich die Akteure dieses Trauerspiels anschaut, ist das auch nicht wirklich verwunderlich, findet unser Autor.

Die Hallplatz-Galerie in Zweibrücken.

Die Hallplatz-Galerie in Zweibrücken.

Foto: Mathias Schneck

Ich habe mir am Freitagmorgen mal die Zeit genommen, in unserem Archiv die Geschichte der Hallplatz-Galerie nachgelesen. Seitdem habe ich Kopfschmerzen. Ganz schön was los seit der Eröffnung 1992: Erst ein Spar-Markt (Sacré), dann ein Edeka (Ernst), dann der Cap-Markt. Erst Sinn-Leffers, dann (auf einem Teil der Fläche) C&A. Das eine Geschäft kommt, das andere geht. Je näher man dem Jahr 2023 kommt, desto mehr wird jedoch gegangen statt gekommen, vermehren sich die Leerstände.

Das ist allerdings noch nicht der Teil, bei dem ich Kopfschmerzen bekommen habe. Der trägt Namen wie Faßbender Beteiligungsgesellschaft Düsseldorf, EPM Assetis GmbH, Puma Brandenburg, Euro Property Management, KA Immo Management GmbH, Deutsche Immobilien Management GmbH,Vista Venture, KA Immo Management, Mercureim EF One SICAV Fiar Fonds, Jurag, Mimco Capital. Das sind – ohne Anspruch auf Vollständigkeit (unser Archiv ist leider nicht so berühmt), die Firmen, die als Eigentümer oder Vermarkter ihre Finger in der Hallplatz-Galerie hatten. Wenn man diese Auflistung liest, wundert man sich nicht mehr, dass es um die Hallplatz-Galerie so steht, wie es nun einmal steht: bescheiden. Das sind lauter Firmen, die auf ihren Internetseiten und in ihren Hochglanz-Broschüren für Geldgeber große Töne spucken und viel versprechen – um am Ende wenig zu halten. Jedenfalls, soweit es ein Mini-Einkaufszentrum in der kleinsten kreisfreien Stadt Deutschlands betrifft. Und das ist aus ihrer Sicht auch okay, denn sie existieren ja nicht, damit Zweibrücken floriert, sondern für die Rendite-Erwartungen ihrer Anleger. Aber für Zweibrücken ist es nicht okay. Und aus dieser Erkenntnis sollte für die Stadt die Leitlinie werden, solche Firmen in der Stadt nicht weiter Fuß fassen zu lassen und sie zurückzudrängen, so weit das möglich ist.

Ein frommer Wunsch, ich weiß. Und ja, die Vermarktung von Ladengeschäften in Innenstädten ist mittlerweile ein hartes Brot. Aber es ist erfahrungsgemäß nun einmal so, dass der Eigentümer sich umso weniger verpflichtet fühlt, mit seinem Eigentum, wie es in Artikel 14 des Grundgesetzes heißt, dem Wohle der Allgemeinheit zu dienen, desto weiter er tatsächlich und gefühlt von diesem Eigentum, in unserem Fall einer Immobilie, entfernt ist.

Auch wenn zum Beispiel die Gewobau mit dem City-Outlet spektakulär gescheitert ist und ihr damaliger Häuptling Werner Marx mit Kritik daran alles andere als souverän umgegangen ist: Mir ist jede Immobilie in privater oder öffentlicher Zweibrücker Hand tausend Mal lieber als ein gesichtsloser Immobilienfonds oder ein vergleichbar gesichtsloser Immobilienverwalter. Einen Vertreter der letzteren Kategorie habe ich bei meinem Streifzug durchs Merkur-Archiv wiederentdeckt. Dort wurde er mit folgenden spektakulären Sätzen zitiert: „Wir gehören zu den Spezialisten, wenn es darum geht, aus schlecht positionierten oder vernachlässigten Immobilien wieder eine Perle zu machen. Im vorliegenden Fall haben wir es genau mit einer solchen Immobilie im Dornröschenschlaf zu tun, wie wir sie sehr oft in mittelgroßen Städten entdecken. Das werden wir jetzt ändern, genau wie bei unseren zahlreichen Revitalisierungen der letzten Jahre.“ Ich glaub, ich brauch jetzt ein Aspirin. Besser zwei.

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