Odinnshof in Weselberg Isländer statt Mastbullen

Weselberg · Seit einem Jahr stellt der Odinnshof in Weselberg um: Zur Futtergewinnung und Reitpädagogik „Isifiziert“ finden vorwiegend Islandpferde hier ein liebevolles Zuhause und ihre Reiter eine tolle Stallgemeinschaft.

 Sabine Schmitt mit Lilli, Anne Hauck mit Odinn und Ursula Faulhaber mit Rakel bilden das Trio vom Odinnshof.

Sabine Schmitt mit Lilli, Anne Hauck mit Odinn und Ursula Faulhaber mit Rakel bilden das Trio vom Odinnshof.

Foto: Cordula von Waldow

„Nanu, hier ist ja alles anders!“, wunderet sich nicht nur, wer sein längerem nicht mehr bei „Isifiziert“, den Islandreitern in Weselberg, war. Selbst Freunde und Einsteller staunen regelmäßig, was Christian und Sabine Schmitt auf ihrem Hof im Herzen des Höhenortes in wenigen Stunden wieder einmal verändert haben. Aktuell ist das Ehepaar dabei, seinen Bauernhof rein auf Ackerbau/Grünlandwirtschaft sowie Reittherapie/Reitpädagogik und Pensionsstall umzustellen und den Zweig Bullenmast aufzugeben.

„Der Markt will es so“, erklären die beiden. Dort, wo heute noch die letzten Rindviehcher wohnen, soll an Stelle des Stalles eine kleine Reithalle entstehen. „Dann können wir trocken und auch im Dunklen reiten“, erklärt die Hofherrin. Viel Platz brauchten die Reiter nicht, denn „wir reiten ja Isländer“.

Mitten im Corona-Jahr 2020 kamen die grundlegenden Veränderungen. Seit genau einem Jahr heißt der Hof der Familie Schmitt „Odinnshof“ nach dem „schönsten und besten Pferd auf dem Hof“ und der ersten Einstellerin, Anne Hauck. Die angehende Sozialarbeiterin war zugleich die Lösung für Sabine Schmitt und ihren Fuchswallach. Die Erzieherin und zertifizierte Reit- und Pferdetherapeutin hatte festgestellt: „Wir passen einfach nicht zusammen.“

Anne suchte ein Pferd, doch „auf keinen Fall einen Isländer“. Bis sie Odinn sah. „Der ist ja groß. Der ist ja hübsch. Der ist ja toll!“ Die Liebe auf den ersten Blick hielt auch beim ersten Ritt und Odinn blieb bei „Isifiziert“ und gab dem Hof seinen Namen.

So emotional wie diese, verlaufen viele Geschichten auf dem Odinnshof. Immer mehr Islandpferde zogen dort ein, zumeist Reiter mit einem Sozialberuf und der entsprechenden Sozialkompetenz. Sie erschufen sich eine tolle Stallgemeinschaft voller Spaß.

Neun Reiter mit elf Pferden brauchten Raum. Im April erhielten die Stuten ihr großes Paddock mit gleich zwei Heu-Stellen und seit gut einer Woche haben sich die fünf Wallache in ihrem Bereich zur Herde formiert.

Islandpferde-Stuten, auch gerne tragend, können auf dem Odinnshof noch einziehen und auch für Shetties und Esel zu den beiden hofeigenen ist noch Platz für neue Einsteller. Da sich der Odinnshof selbst für 2022 auf drei Fohlen freut, können je nach Geschlecht auch Fohlen dort mit aufwachsen.

Seit kurzem sei auch bei Neuzugängen die Rangordnung in den Herden geklärt und Frieden eingekehrt. Bei der Vollpension gibt es Futter aus eigenem Anbau, denn „gutes Futter ist uns wichtig“. Der Sandboden eignet sich gut für Islandpferde, die auf dem fetten deutschen Gras zu Hufrehen, einer futterbedingte Krankheit, neigen. Gearbeitet werde mit den Pferden im Round-Pen, auf dem kleinen Reitplatz oder im Gelände. Hier finden auch die Reit- und Therapiestunden sowie ganzheitliches Reit- und Kommunikationstraining für eigenständige Menschen-Pferde-Paare statt.

Gemäß den Ausbildungslinien haben Mensch und Pferd Rechte. Die Klienten dürfen bei jedem Termin unter den Therapie-Pferden ihren Partner aussuchen und „dann schauen wir, was wir mit diesem Pferd machen können“, erklärt Sabine Schmitt den partnerschaftlichen Umgang mit dem Pferd. In der Dreiecks-Beziehung zwischen Therapeut, Pferd und Klient hat auch das Pferd das Recht, eine Aufgabe abzulehnen in gegenseitigem Respekt, denn bei „Isifiziert“ geht es um den Spaß für alle Beteiligten.

So auch bei Turnierprüfungen, zu denen die halbe Hofgemeinschaft gemeinsam fährt, meist im breitensportlichen Bereich wie etwa Geschicklichkeitswettbewerben. „Wir machen auch unsere Sportprüfung T7“, sagt Sabine Schmitt über ihren Auftritt mit „Lilli“. Die flotte Rappstute ist das Verlass-Pferd, das „schussfest“ jeden Reiter sicher über die Runden trägt, doch unter Sabine Schmitt seinen Ausgleich bekommt.

Die 33-jährige Clauserin schenkte sich zum 18. Geburtstag ihr erstes Pferd, ein New Forest Pony. Vor rund sieben Jahren begann sie mit Anton ihre Therapiestunden und kam mit Lilli auf die Islandpferde. „Die Haltung ist eher extensiv. Die Pferde sind friedlich und auch die Reiter sind anders“, beschreibt Sabine Schmitt. „Das Leben“ habe mit seinen vielen „Zufällen“ die Weichen gestellt für den Odinnshof, wie er heute ist: ein Paradies für Islandpferde und ihre Menschen.

Sowohl in der Pferdegestützten Therapie als auch im ganzheitlichen Training sind noch Kapazitäten frei, bestätigt die Erzieherin an der Kita in Wallhalben. Sie ermutigt: „Einfach anfragen“.

Auf Grund der Umgestaltungsmaßnahme gab es in diesem Sommer erneut kein großes Ferienprogramm bei „Isifiziert“. Sabine Schmitt lacht: „Wer kommt, ist da und wir machen, was wir immer machen!“

Unterstützt wird sie dabei von „Isifiziert-Urgestein“ Ursula Faulhaber, die die Therapie-Stute Rakel von Sabine Schmitt übernommen hat und auch weiterhin zur Verfügung stellt, denn „alle Kinder lieben Rakel“.

Kontakt: Sabine Schmitt, Tel. (0176) 82 44 17 35 www.facebook.com/isifiziert.

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