Islandpferdehof Felsalbtal in Walshausen Hier lässt sich gut Pferd sein

Walshausen · Artgerechte Pferdehaltung in der Herde und regelmäßige Bewegungsfreiheit auf der Koppel ist nicht nur Tierschutz, sondern auch ein Beitrag zur Sicherheit für den Reiter. Auf dem Islandpferdehof Felsalbtal in Walshausen gelingt der Spagat zwischen wirtschaftlich notwendig und artgerecht recht gut.

 „Almabtrieb“ in Walshausen: Mit dem Quad wird die Islandpferdeherde jeden Vormittag von der Weide auf den Hof getrieben.

„Almabtrieb“ in Walshausen: Mit dem Quad wird die Islandpferdeherde jeden Vormittag von der Weide auf den Hof getrieben.

Foto: Cordula von Waldow

Mähnen fliegen, Hufe trappeln im Takt, hin und wieder wiehert ein Pferd. Wie beim Alm-Abtrieb, werden auf dem Saga-Islandpferdehof Felsalbtal von Michaela und Werner Schaefer in Walshausen jeden Morgen die Pferde aus der Höhe zurück in den Stall getrieben. Die Nacht über haben sie im Herdenverband auf den weitläufigen, saftigen Weiden rund um den Hof verbracht. Rund 20 Hektar Weideland geben ein Gefühl von Freiheit. Das kann auch jeder Wanderer oder Spaziergänger spüren, der die Koppeln passiert und sich an dem herrlichen Anblick erfreut.

„Wir bemühen uns, unsere Pferde so artgerecht wie möglich zu halten“, betont Hofherr Werner Schaefer. Als Reitschule und Ausbildungsbetrieb unterliegt das Unternehmen allerdings gewissen Anforderungen seiner Reitkunden – eine Quadratur des Kreises, die auf dem Felsalbtal mit seinen rund 90 Islandpferden recht gut gelingt.

Die Pferde sind aufgeteilt in drei Herden mit je etwa 30 Tieren, nach Geschlechtern getrennt, damit es „kein Palaver“ gibt. Eine Sonderstellung nehmen Deckhengste ein, die separat gehalten werden, um eine ungewollte Vermehrung oder Rangkämpfe in der Herde zu vermeiden. Nur zum Decksprung in der freien Natur dürfen sie zu ihrer Stute. „Unsere beiden stehen aber ganzjährig in einer Hengstherde auf ausgedehnten Koppeln“, setzt das Ehepaar auch hier auf artgerechte und tierfreundliche Behandlung.

Islandpferde sind eine karge Vegetation und eher kühle Temperaturen gewöhnt. Stünden sie, wie in ihrer Heimat, im Sommer 24 Stunden lang auf unseren fetten, nährstoffreichen Weiden, führte dies rasch zu „Wohlstandskrankheiten“. Da es in dem großen, schattigen Offenstall zudem selbst im Hochsommer angenehmer ist, weiden die Walshauser Islandherden nur nachts auf den ausgedehnten Koppeln und werden tagsüber reingeholt. So können die Pferde ihr oft dichtes Fell behalten und müssten nicht geschoren werden. Außerdem ist es für die Reitschüler deutlich einfacher, sich ihr Reittier herauszufischen.

Doch auch hier stehen sie, anders als die meisten ihrer Artgenossen der Warmblutrassen und Sportpferde, statt in separaten Boxen im Herdenverband. Die Offenställe ermöglichen nicht nur den direkten Sozialkontakt, der für die Herdentiere ebenso wichtig ist, wie für uns Menschen. Die Pferde können auch wählen, ob sie sich auf der Freifläche sonnen oder im kühleren Stallteil aufhalten.

Kleine Rangeleien unter Freunden, sich gegenseitig mit dem Schweif lästige Fliegen aus dem Gesicht vertreiben oder Spiele wie das beliebte „Fellchenkraulen“ tragen dazu bei, die Pferde im Dienste ihrer Menschen seelisch gesund zu erhalten. Koppelverletzungen etwa von Rangkämpfen seien äußerst selten, obwohl die Pferde auf dem Hof beschlagen sind.

Werner Schaefer weiß: „Ein Koppelpferd ist ein ausgeglichenes Pferd, gleich welcher Rasse es angehört.“ Davon profitiert nicht zuletzt der Reiter, weil sein Pferd seinen Bewegungsdrang zumindest zeitweise frei bestimmt stillen kann und sich gar nicht erst Spannungen aufbauen, die ihm durch Buckeln oder Rasen das Leben erschweren. Artgerechte Pferdehaltung trage somit zu mehr Sicherheit sowohl im Umgang mit dem Pferd als auch im Sattel bei. Das gilt im Felsalbtal selbst für die Turnierpferde. Pferdewirtschaftsmeisterin Michaela Schaefer bestätigt: „Ein Turnier muss beiden Spaß machen, mir und dem Pferd.“

Der Hofherr erklärt: „In der freien Natur ist ein Pferd bis zu 23 Stunden am Tag in Bewegung und grast dabei die meiste Zeit.“ Alle Pferde haben daher selbst im Stall permanent Stroh, Heu oder Heulage zum Knabbern zur Verfügung. Dadurch könnten sie, wie in der freien Natur, größere Fresspausen einlegen und selbst auswählen, was sie wann fressen. Das verhindere nicht nur Futterneid. „Boxenpferde, die nur dreimal am Tag ihr Futterangebot in der Box erhalten, haben nicht mehr gelernt, Giftpflanzen in der freien Natur zu meiden“, weiß Werner Schaefer. Geruht werde über den Tag verteilt, doch niemals die gesamte Herde: Immer blieben „Wachen“ stehen, was sich auch im Offenstall gut beobachten lässt.

Pferde sind daran gewöhnt, auf dem Boden zu fressen und ihr Schluckreflex funktioniert entsprechend. Daher wird auf dem Felsalbtal Zusatzfutter für Pferde auf dem Boden gefüttert, etwa für Tiere, die aufgepäppelt werden müssen oder die Veteranen. So wie Eltjan. Sichtlich zufrieden und bei guter Konstitution, mümmelt der Fuchs mit den hellen Altersflecken am Kopf vor sich hin. Auf dem 32-jährigen Urgestein, das seit der Gründung des Reiterhofs vor 17 Jahren mit Familie Schaefer dort eingezogen ist, haben bis vor gar nicht langer Zeit alle Anfänger ihre ersten Runden im Sattel gedreht. Er bestätigt, was viele wissen: Ein artgerecht gehaltenes, zufriedenes Pferd kann sehr alt werden.“

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