Wassersportfreunde Zweibrücken Großes Kino in der Schwimm-Oper

Zweibrücken/Wuppertal · Die Schwimmer der SSG Saar Max Ritter haben in Wuppertal beim Finale des Deutschen Mannschaftswettbewerbs der Jugend ihren Titel erfolgreich verteidigt. Garanten für den Sieg sind Michael Raje und Lukas Fritzke von den Wassersportfreunden Zweibrücken. Den Triumph ließ sich das Team anschließend richtig gut schmecken.

 Stilvoll bei der Siegerehrung: Die Schwimmer der SSG Saar Max Ritter (von links) – Lukas Fritzke (WSF Zweibrücken), Joshua Paulus (Delphin Püttlingen), Jan Köhler (DJK Dudweiler), Michael Raje (WSF Zweibrücken) und Niklas Hüther (SC Homburg) nehmen die Auszeichnung für ihren Sieg beim Finale des Deutschen Mannschaftswettbewerbs der Jugend-Schwimmer (DMSJ) entgegen. In alter DMSJ-Tradition natürlich  verkleidet.

Stilvoll bei der Siegerehrung: Die Schwimmer der SSG Saar Max Ritter (von links) – Lukas Fritzke (WSF Zweibrücken), Joshua Paulus (Delphin Püttlingen), Jan Köhler (DJK Dudweiler), Michael Raje (WSF Zweibrücken) und Niklas Hüther (SC Homburg) nehmen die Auszeichnung für ihren Sieg beim Finale des Deutschen Mannschaftswettbewerbs der Jugend-Schwimmer (DMSJ) entgegen. In alter DMSJ-Tradition natürlich  verkleidet.

Foto: Matthias Fritzke/WSF Zweibrücken

Den Sonntagabend ließen Michael Raje, Lukas Fritzke, Joshua Paulus, Niklas Hüther und Jan Köhler ausklingen wie ganz normale Teenager. In einem Wuppertaler Fastfood-Restaurant. „Keine Angst. Sportlergerechte Nahrung. Es gab nur Salat“, erklärt Lukas Fritzke mit todernster Stimme. Nur um eine Sekunde später loszuprusten: „Nein, Quatsch, wir haben natürlich richtig reingehauen.“

Und das hatte sich das Quintett auch verdient. Denn wenige Stunden zuvor hatten sie für die Startergemeinschaft SSG Saar Max Ritter beim Finale des Deutschen Mannschaftswettbewerbs der Jugend-Schwimmer (DMSJ) Gold aus dem Becken der Wuppertaler „Schwimm-Oper“, wie das Hallenbad genannt wird, gezogen. Fast zehn Sekunden betrug der Gesamtvorsprung auf den Zweitplatzierten Potsdamer SV. Für Lukas Fritzke und Michael Raje von den Wassersportfreunden (WSF) Zweibrücken war es der dritte Triumph in Folge. Sie hatten bereits mit dem D- und dem C-Jugend-Team der SSG den Titel geholt. Nun der Sieg mit der B-Jugend (Jahrgänge 2006/07). Auch Joshua Paulus (SC Delphin Püttlingen) war bei allen drei Siegen dabei. Für Hüther (SC Homburg) war es Titel Nummer zwei. Köhler (DJK Dudweiler) feierte am Wochenende seine DMSJ-Premiere.

Auch wenn es also scheint, als hätten die Max-Ritter-Schwimmer ein Abo auf den Titel abgeschlossen – ein Selbstläufer war der Hattrick nicht. Ganz im Gegenteil. Zum einen weil Nikita Sorel Haubrich von den WSF Zweibrücken bei der Mission Titelverteidigung nicht mitwirken konnte. Der Rückenspezialist, der bei den vergangenen Siegen der SSG ebenfalls immer mitgeschwommen war, musste passen. Er war in der Woche vor dem Wettkampf positiv auf Corona getestet worden. Am Donnerstagabend, einen Tag vor der Abfahrt an den Rand des Ruhrgebiets, stand fest: Sein CT-Wert ist noch immer zu hoch – Haubrich fällt aus. „Wir haben mit unserer Mannschaft eine WhatsApp-Gruppe. Wir standen am Samstag und Sonntag mit Nikita in Kontakt. Er hat uns die Daumen gedrückt – und sich mega gefreut, dass wir gewonnen haben“, erzählt Fritzke.

Der dritte Sieg der pfälzisch-saarländischen Startergemeinschaft war aber auch deshalb keine Selbstverständlichkeit, weil die Konkurrenz enorm war. WSF-Trainer Thomas Schappe, der die SSG-Mannschaft in Wuppertal betreute, war beim Blick auf die Starter der anderen Teams und ihre Bestzeiten schnell klar: Nicht die Mannschaft des Berliner TSC, die die schnellste Qualifikationszeit eingereicht hatte, war die größte Konkurrenz – sondern der Potsdamer SV und der SV Cannstatt. Und tatsächlich: Die Berliner landeten nicht einmal auf dem Treppchen. Auch weil bei manchem Team plötzlich deutlich stärkeres Personal auf der Startliste stand als im Vorkampf. „Das ist erlaubt. Die Vereine müssen nicht mit dem Team antreten, das die Qualifikationsleistung erbracht hat“, weiß Matthias Fritzke. Der Vater von Lukas, der die Wettkämpfe in Wuppertal verfolgte, ist der Vorsitzende der WSF Zweibrücken und Vizepräsident des Saarländischen Schwimmbundes.

Unter diesen Vorzeichen traten die fünf SSG-Schwimmer dann doch ein wenig nervös auf den Startblock. „Sie waren angespannt, das hat man gemerkt. Nach dem Rennen ist ihnen ein Stein vom Herzen gefallen“, erzählt Matthias Fritzke. Denn beim Auftakt über 4x100 Meter Freistil pulverisierte das Team die Konkurrenz. Insbesondere Lukas Fritzke und Michael Raje zeigten großes Kino in der Schimm-Oper. Freiwasser-EM-Teilnehmer Fritzke, eigentlich Spezialist über die ganz langen Distanzen, zauberte eine Zeit von 51,21 Sekunden auf die Bahn. WSF-Teamkollege Raje (51,27 Sekunden) war fast ebenso schnell. Auch Köhler (52,65 sek.) und Paulus (54,26 sek) lieferten gute Zeiten ab. Nach dem ersten der fünf Staffel-Wettkämpfe führte die SSG bereits mit über sieben Sekunden Vorsprung auf die Konkurrenz. Über die 4x100 Meter Brust belegte die SSG zwar „nur“ Rang drei und über die 4x100 Meter Rücken Platz zwei. Weil der Rückstand auf die jeweiligen Sieger aber in beiden Fällen nur minimal war, beendete das Max-Ritter-Team Tag eins der Wettkämpfe mit einem Vorsprung von fast sieben Sekunden auf den Zweiten Potsdam.

„Da sollte man eigentlich mit einem guten Gefühl ins Bett gehen. Aber ich habe mich ein bisschen unwohl gefühlt. Sieben Sekunden sind keine Welt“, berichtet Lukas Fritzke.

Die Zweifel wurden am Sonntag aber rasch zerstreut. Über die 4x100 Meter Schmetterling gewann die SSG Saar deutlich. Garanten für den Sieg waren erneut Raje (55,84 sek) und Fritzke (56,95 sek.), die die schnellsten Zeiten hinlegten.

Vor der finalen Staffel über 4x100 Meter Lagen betrug der Vorsprung exakt 10,32 Sekunden.

Jetzt nur keine Disqualifikation durch einen Fehlstart oder Wechselfehler, habe sich Trainer Schappe gedacht, erzählt Matthias Fritzke. „Lieber eine halbe Sekunde zu spät als eine Zehntelsekunde zu früh- Das hat Thomas so oft wiederholt, dass die Jungs am Ende vielleicht sogar ein bisschen genervt waren“, sagt der WSF-Vorsitzende und lacht. Doch die Mannschaft hörte auf den Rat. Zwar bedeutete die Vorsicht, dass die SSG-Lagenstaffel eine halbe Sekunde hinter Potsdam anschlug – in der Endabrechnung gewann sie aber in der Gesamtzeitvon 19:50,86 Sekunden – 9,73 Sekunden Vorsprung vor dem ärgsten Konkurrenten. Die Zeit der SSG hätte sogar in der Altersklasse darüber für einen Platz auf dem Treppchen gereicht.

An dem bisherigen Rekord für ein B-Jugend-Team (19:33,01 sek), den Potsdam 2014 aufgestellt hatte, konnte das Quintett zwar nicht rütteln. Aber für das Rekord-Team schwamm damals schließlich auch ein gewisser Johannes Hintze, Juniorenweltmeister und schon mit 17 Jahren Teilnehmer bei den Olympischen Spielen in Rio.

„Eine hochkonzentrierte Vorstellung von den Jungs. Da war kaum ein Fehler. Jeder ist an seine Bestzeiten herangeschwommen – oder hat sie sogar übertroffen“, jubelte Matthias Fritzke. „Die DMSJ liegt vom Zeitpunkt her eigentlich nicht optimal. Der Höhepunkt sind die Jahrgangsmeisterschaften im Mai. Wenn die Jungs hier schon so eine Leistung zeigen, bin ich gespannt, was in vier Monaten noch geht.“

Sohn Lukas fand: „Wir sind einfach ein richtig gutes Team, das sich klasse versteht und sich unterstützt, wo es nur geht. Die Stimmung war über die zwei Tage super.“ Ein kleiner Wermutstropfen war für ihn neben dem Ausfall von WSF-Teamkollege Haubrich, dass die Wettkämpfe in der Schwimm-Oper unter Corona-Beschränkungen ohne Zuschauer stattfanden. „Die Stimmung in Wuppertal war vor der Pandemie natürlich besser. Es war auch mehr Zeit zwischen den Rennen, so dass man auch einfach mal die Stimmung aufsaugen konnte. Das ist ein bisschen schade – aber wir müssen es akzeptieren.“

Ein bisschen Stimmung gab es dann aber trotzdem noch. In alter DMSJ-Tradition nahmen die Mannschaften ihre Urkunden und Medaillen verkleidet entgegen. „Ich weiß gar nicht, woher das kommt – aber es ist saucool“, schmunzelte Matthias Fritzke. Und so nahm Sohn Lukas die Auszeichnung mit weißer Krawatte, Hut und Hosenträgern entgegen. Raje mit einer schwarzen Fliege und Anzugkragen.

Gute Stimmung herrschte natürlich auch wenige Stunden später, als der Abend für die jungen Schwimmer in einem Fastfood-Restaurant langsam ausklang. Lukas Fritzke erklärt: „Das ist einfach eine Art Ritual für uns geworden. Dass wir dort nach dem Wettkampf noch zusammensitzen und quatschen“. Und natürlich richtig reinzuhauen.

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