Olivier Caillas Aus dem Fußball- wird ein Vertriebs-Profi

Düsseldorf · Der Saarländer Olivier Caillas ist in Düsseldorf heimisch geworden und arbeitet bei einem großen Sportartikel-Hersteller.

Seine Karriere hat Olivier Caillas (rechts) 2014 beendet. Eine seiner letzten Stationen war RW Erfurt von 2010 bis 2012. Und damals duellierte er sich auch mit seinem Ex-Club FCS und dessen Ex-Kapitän Nico Zimmermann.

Seine Karriere hat Olivier Caillas (rechts) 2014 beendet. Eine seiner letzten Stationen war RW Erfurt von 2010 bis 2012. Und damals duellierte er sich auch mit seinem Ex-Club FCS und dessen Ex-Kapitän Nico Zimmermann.

Foto: Karina Hessland/KH

Wenn Olivier Caillas über seinen Beruf redet, fallen viele englische Ausdrücke. Eine „Key-Position mit drei Accounts“, etwas war ein „Eye-Opener“ – der Deutsch-Franzose hat das Business-Englisch verinnerlicht. Früher war der Geruch des Rasens die Welt des Ex-Fußballprofis, heute ist es eher der Geruch von Konferenzräumen und Sportartikelmessen.

Für den ehemaligen Spieler des 1. FC Saarbrücken und des FC Homburg hat ein neuer Lebensabschnitt begonnen – und es scheint, als sei er auf diesem Terrain genauso erfolgreich wie einst auf dem Platz. Der 41-Jährige arbeitet für den Sportartikel-Hersteller Nike. „Ich fahre rund 60 000 Kilometer im Jahr“, berichtet der Saarländer, der in Düsseldorf heimisch geworden ist. Jede Woche ist er mehrere Tage in Frankfurt, oft auch im Europa-Sitz von Nike in Amsterdam. Strategien besprechen, zu Großhändlern fahren – der Mann aus Blickweiler ist im Vertrieb tätig, nachdem er sich zuvor um Händler, die auf Fußball spezialisiert sind, und um Profi-Clubs wie den VfL Bochum, VfL Wolfsburg, SV Meppen, Preußen Münster und den Wuppertaler SV gekümmert hatte.

„Ich habe eine Key Account Position mit drei Accounts“, bemüht er das Fach-Englisch. Auf deutsch: eine Führungsposition mit drei Tätigkeitsbereichen. Caillas kümmert sich nicht nur um Fußball, sondern auch um die Sparten Basketball, Kids und Golf. „Das passt, weil ich selbst Kinder habe, selbst Golf spiele und Basketball mag.“

Der ehemalige Profi Olivier Caillas arbeitet heute im Vertrieb des Sportartikel-Herstellers Nike.

Der ehemalige Profi Olivier Caillas arbeitet heute im Vertrieb des Sportartikel-Herstellers Nike.

Foto: Olivier Caillas

Die Geschichte, wie er während und nach der Fußball-Karriere zum Geschäftsmann wurde, ist eine ungewöhnliche. „Mit 27, 28 habe ich gemerkt: 1. Liga wirst du nicht mehr spielen“, erzählt er, „also stellte sich die Frage: Was kannst du künftig machen?“ Caillas, damals Profi bei Zweitligist Spvgg Greuther Fürth, entdeckte eine Marktnische. „Fußballprofis fahren gerne schöne Autos. Und sie haben gerne schöne Felgen“, überlegte er sich – und gründete eine Firma, die seinen Kicker-Kollegen spezielle Reifen und Felgen besorgen konnte. „Ich habe mit zwei Großhändlern zusammengearbeitet, konnte schnell und günstig liefern.“

Caillas studierte BWL, zudem kann er gut reden, hat ein großes Netzwerk. Und als er beim FC Schalke 04 in der zweiten Mannschaft spielte, machte er ein Praktikum in der Geschäftsstelle, in der Verkaufsabteilung. Nach dem Karriere-Ende 2014 bot ihm Schalke eine Position im Merchandising an, wo er den Verkauf von Merchandising-Produkten an Großhändler weltweit anschob. „Da konnte man richtig Umsätze machen. Wir hatten ja den Beckham Asiens, Atsuto Uchida, und haben von ihm viele Trikots und Fan-Artikel nach Japan verkauft“, erinnert sich Caillas. Schon 2015 kam aber Nike auf ihn zu. „Und wenn die Nummer eins am Markt ruft, kann man ja nicht Nein sagen“, meint Caillas und schmunzelt. Die Reifenfirma hat er mittlerweile verkauft.

Caillas spielte beim FC Homburg in der Jugend, stieg mit dem 1. FC Saarbrücken im Jahr 2000 unter Klaus Toppmöller in die Bundesliga auf, um danach das Saarland in Richtung Alemannia Aachen zu verlassen. „Für mich war das eine gute Entscheidung“, sagt er und lacht, „schließlich habe ich da meine Frau kennengelernt.“ Beim FCS habe er vielleicht auch durch seine Leistung ein wenig beigetragen, „die Mauer einzureißen“, mit der Spieler zu kämpfen hatten, wenn sie vom Erzrivalen FC Homburg nach Saarbrücken gewechselt sind.

Jetzt ist er in Düsseldorf hängen geblieben, wo er mit seiner Familie nur 500 Meter von der Bundesliga-Arena der Fortuna entfernt wohnt. „Das war Zufall. Es ist aber eine ruhige Gegend“, sagt Caillas, der von 2008 bis 2010 bei Fortuna Düsseldorf spielte. Und er erklärt: „In Düsseldorf hat es uns so gut gefallen. Auch die rheinländische Mentalität kommt mir sehr entgegen. Man ist offen, warmherzig, trägt sein Herz auf der Zunge. Damit kann ich mich identifizieren, weil ich auch kein Blatt vor den Mund nehme.“

Seine beiden Söhne sind sechs und acht Jahre alt und spielen beim Vorstadtclub SV Lohausen Fußball. Sie wachsen zweisprachig auf. Caillas, Vater Franzose, Mutter Deutsche, spricht beide Sprachen mit Frau und Kindern. „Ich bin wohl eher Deutscher als Franzose, was Mentalität, Tugenden und Denkweise angeht“, sagt der Ex-Profi, der 2005/2006 einen Abstecher für eine Spielzeit zum französischen Zweitligisten Grenoble gewagt hatte.

Caillas’ Eltern wohnen wie sein Bruder Jean-Michel in Blickweiler. Der Bruder spielte früher selbst Fußball, ist heute Torwart-Trainer. Ab und an ist der Ex-Zweitligaprofi auch bei seinem zweiten Anlaufpunkt im Saarland. „Ich bin meinem Chiropraktiker Michael Gergen treu geblieben und fahre auch mal von Düsseldorf nach Ensdorf zu ihm. Er kennt meinen Körper, weiß, welche Stellschrauben er drehen muss, damit die Maschine wieder funktioniert.“ Gergen hat dem Fußballer einmal „unfassbar geholfen“, als Caillas zwei Monate von Arzt zu Arzt geschickt wurde. Er konnte nicht mehr richtig laufen, bis Gergen einen komplexeren, aber simplen Beckenschiefstand diagnostizierte.

Aus seiner Zeit als Profi hat der 41-Jährige immer noch Kontakt zu einige Kollegen. So zu den Ex-FCS-Mitspielern Jeff Sechet und Branko Zibert, die jetzt beide Spielerberater sind, oder Slawen Stanic, der quasi Kollege und Konkurrent ist, weil er bei Adidas im Sportmarketing arbeitet. Und wenn er im Saarland ist, was rund zweimal im Jahr der Fall ist, besucht er auch seinen ehemaligen Berater Guido Nickolay. Und seine Ex-Vereine hat er noch im Blick: „Ich würde mir wünschen, dass der FCH und der FCS aufsteigen“, sagt er: „Das größte Potenzial hat wohl der FCS.“ Mit FCH-Trainer Jürgen Luginger, früher beim FCS, spielt er in der Schalker Traditionsmannschaft zusammen.

Nur eine Sache, die musste der Blickweiler nun ad acta legen. Um über den Tellerrand zu schauen, machte er Trainerscheine, geht auch heute noch zu Fortbildungen. Und trainierte von 2014 bis 2016 in der Oberliga mit seinem Ex-Profikollegen Robert Pakliuca den TSV Meerbusch. Das musste das umtriebige Multitalent aber aus Zeitgründen beenden „Eine Trainerkarriere habe ich nie angestrebt, ich wollte nur wissen, wie das als Trainer so ist.“ Und wenn er das sagt, ahnt man fast, dass Olivier Caillas aus Blickweiler bei vielem wohl einfach mal sehen wollte, wie es ist. Und es damit im Fußball und im Beruf schon ganz schön weit gebracht hat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort