Polizei-Leitfaden für Krisen und Spezialeinsätze

Saarbrücken · Polizei und HTW Saar haben eine dreijährige grenzüberschreitende Forschung zu Krisenlagen und Geiselnahmen abgeschlossen. Polizisten können ab sofort auf den bundesweit einzigartigen Leitfaden zurückgreifen.

. "Besondere Situationen benötigen besondere Lösungsansätze." Das sagte Innenministerin Monika Bachmann (CDU) am Freitag bei der Vorstellung eines Gemeinschaftsprojektes der saarländischen, rheinland-pfälzischen und luxemburgischen Polizei sowie der Fakultät für Sozialwissenschaften an der HTW (Hochschule für Technik und Wirtschaft) Saar. Über drei Jahre arbeiteten Polizisten, Psychologen und Sozialwissenschaftler aus der Großregion an einem bislang einzigartigen Leitfaden für Polizisten.

Soll Standardlektüre werden

Dieser Leitfaden erläutert, wie Polizisten in außergewöhnlichen Situationen, wie etwa komplizierten Bedrohungslagen oder bei Geiselnahmen, reagieren und agieren müssen. Unter dem Titel "Krisenkommunikation: Täter-Opfer Einschätzung bei Bedrohungs- und Geisellagen" ist das Ergebnis der Arbeit als Buch erschienen. Herausgeber des Werkes mit über 650 Seiten sind HTW-Professor Klaus Kraimer und Dozentin Sandra Hahn. Landespolizeipräsident Norbert Rupp glaubt, dass das Buch bundesweit zur Standardlektüre für Spezialkräfte und Mitglieder von Verhandlungsgruppen der Polizei wird - und auch die Polizeiakademie in Münster darauf zurückgreifen wird. Denn: "Kommunikation ist einer der Schlüssel für taktische Entscheidungen der Polizeiführer."

Bewertungsraster für Polizisten

HTW-Rektor Professor Wolrad Rommel ("Das ist ein Projekt der Großregion") verwies auf die Praxisnähe der Forscher und Polizisten, die zwei Geiselnahmen aus Rheinland-Pfalz und Luxemburg rekonstruierten und analysierten. Erklärtes Ziel der Kooperation von Polizei und Hochschule war es, verantwortlichen Polizisten in Krisensituationen ein Bewertungsraster, etwa bei der Typisierung und Einschätzung von Tätern, an die Hand zu geben. Kriminaldirektor Otmar Mohr, der das grenzüberschreitende Projekt begleitete, berichtete, es habe eineinhalb Jahre gedauert, bis alle Gespräche in beiden Fällen zwischen Tätern und Polizisten verschriftet, übersetzt und erläutert waren. Insbesondere mussten Hinweise auf Täterverhalten, Gesten und Mimik ergänzt werden. Dazu stellte Sozialwissenschaftler Kraimer fest: "Der Täter handelt nicht zufällig, sondern auf Grund einer Dynamik, die man entschlüsseln muss."

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