Radikallösung durch den Fels

Saarlouis · Der Lisdorfer Berg bei Saarlouis verändert sein Gesicht. Das Gelände wird modelliert und mit Infrastruktur ausgestattet: für das größte im Bau befindliche Industriegebiet in Südwestdeutschland. Eine SZ-Serie zeigt Menschen, Maschinen und Ingenieursleistungen. Heute: Wasser.

 26 Meter tief geht es hinunter: Unten werden Betonringe für den Kanal in den Tunnel gepresst, den ein Bohrkopf in den Fels fräst. Foto: Hartmann Jenal

26 Meter tief geht es hinunter: Unten werden Betonringe für den Kanal in den Tunnel gepresst, den ein Bohrkopf in den Fels fräst. Foto: Hartmann Jenal

Foto: Hartmann Jenal

Tiefbauer haben die Fähigkeit, Gelände zu überlisten, wo es sich Bauprojekten widersetzt. Das sieht man an einer der teuersten Einzelmaßnahmen auf dem Lisdorfer Berg. Lange schien das Problem nicht zu lösen, Wasser nach sehr starken Regengüssen wie Mitte Juni aus dem Industriegebiet abzuleiten, ohne dass - letztlich - Neuforweiler darunter hätte leiden müssen. Jetzt wird die Radikallösung verwirklicht. Betonrohre mit zwei Metern Durchmesser werden zur Saar hin verlegt - durch einen Tunnel im Sandsteinfels. 1,4 Kilometer lang wird dieser Kanal, der wohl nur ein, zwei Mal im Jahr gebraucht wird. Mehr als sieben Millionen Euro kostet das Bauwerk. 600 Meter liegen schon, erzählt der städtische Tiefbauer Dieter Mathis. An der tiefsten Stelle verlaufen die Rohre 40 Meter unter der Oberfläche.

Auf dem 75-Hektar-Baugelände, auf dem 1,3 Millionen Kubikmeter Boden zur Modellierung von Plateaus bewegt werden, befindet sich ein 26 Meter tiefer zylinderförmiger Schacht. Ganz unten fährt ein Bohrkopf ein, der den Sandstein Meter für Meter ausfräst, so dass drei Meter lange Betonringe eingeschoben werden können. Von hier aus erreicht der Kanal nach 1,4 Kilometern die Kaskade (wir berichteten), die den Hang hinunter bis zur Autobahn führt. Von dort läuft das Wasser in Rohren in die Saar. Aber nur, wenn das Entwässerungssystem selbst mal nicht ausreichen sollten.

Regulär wird Regenwasser von den bebauten Flächen der künftigen Betriebe in Entwässerungskanäle laufen. Die leiten das Wasser in große Becken, in denen laut Mathis 75 Prozent des Wassers versickert oder verdampft. Vor jedes wird ein Absetzbecken gebaut. Dort sinkt auf den Boden, was nicht ins Wasser gehört. Teilchen, die leichter als Wasser sind, fängt eine Tauchwand auf. Und falls nach einem Brand Löschwasser in die Kanäle fließt, wird der Zufluss zum Becken abgeriegelt: Bis man weiß, welche Substanzen mit dem Löschwasser herangespült wurden.

Schmutzwasser wird über eigene, durch die Kuppe am Sablonhof ebenfalls durch Sandstein im Pressverfahren verlegte Rohre über Neuforweiler in die Kläranlage abgeführt.

An der Medardusstraße in Neuforweiler entsteht für 2,5 Millionen Euro ein großer EVS-Sammler. Die weitere Kanalisation ab Neuforweiler werde, sagt Mathis, in diesem Zuge erneuert.

Mit Frischwasser versorgt wird das Industriegebiet späer einmal aus Brunnen der Stadtwerke. Gut sichtbar werden dafür zwei Hochbehälter als Wasserspeicher gebaut.

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