Gute Noten fürs Lernen im Netz

Völklingen. Sonja Liénard stülpt sich den Kopfhörer über, blickt in die winzige Kamera, die am Laptop vor ihr befestigt ist: "Herzlich willkommen", begrüßt die Dozentin der Volkshochschule Völklingen ihre Schüler, "heute sind wir elf. Macht's euch gemütlich, macht die Handys aus, holt euch was zu trinken und schickt Familie, die stört, aus dem Zimmer

 Von Michael Bauers (links) Schreibtisch aus tritt Dozentin Sonja Liénard übers Netz in Kontakt mit ihren Schülern. Foto: Jenal

Von Michael Bauers (links) Schreibtisch aus tritt Dozentin Sonja Liénard übers Netz in Kontakt mit ihren Schülern. Foto: Jenal

Völklingen. Sonja Liénard stülpt sich den Kopfhörer über, blickt in die winzige Kamera, die am Laptop vor ihr befestigt ist: "Herzlich willkommen", begrüßt die Dozentin der Volkshochschule Völklingen ihre Schüler, "heute sind wir elf. Macht's euch gemütlich, macht die Handys aus, holt euch was zu trinken und schickt Familie, die stört, aus dem Zimmer." Die Studentin der Informationswissenschaft, die gerade in ihrer Magisterprüfung steckt, arbeitet seit einigen Jahren für das Haus im EDV-Bereich, erklärt der stellvertretende Chef der VHS, Michael Bauer. Doch Unterricht im virtuellen Klassenzimmer, das ist auch für den Internet-Profi etwas Neues. Am Donnerstag traf sich die Gruppe zum zweiten Mal, nachdem der Kurs am vergangenen Montag begonnen hatte. 16 Teilnehmer hatten sich für diesen ersten Testlauf zum Webinar "Bildmanipulation mit dem Gratisprogramm GIMP" gemeldet. Bis zu 40 Testpersonen hatte die VHS gesucht. Zwei Zwölfjährige sind dabei, Sarah und Jakob, eine Lisa (38), ein Werner (39), ein Karlheinz (65) ein Lothar (50). Sie sitzen in Homburg, in St. Wendel, zwei von ihnen sogar im norddeutschen Raum - am Jadebusen.Nach dem ersten Abend hatte die VHS nachgefragt. Alle Teilnehmer gaben an: "Es hat Spaß gemacht." 92 Prozent sagten: "Wir sind gut mit der Lernsoftware zurecht gekommen." 90 Prozent sagten, das Webinar habe ihren Erwartungen entsprochen. Für Bauer ein Signal dafür, auf dem richtigen Weg zu sein. Perspektivisch meint er, "dass wir 20 Prozent aller VHS-Kurse auch als Webinar anbieten werden". Auch Sprachkurse, bei denen die Teilnehmer beispielsweise in Wales, der Toskana oder Südfrankreich säßen und Deutsch lernen wollen, während sie hier Englisch, Italienisch oder Französisch lernen wollten, sind in Vorbereitung. "Wir knüpfen gerade erste Kontakte, suchen nach Institutionen im Ausland, die eine ähnliche Struktur wie die VHS haben", berichtet Bauer. Auch innerhalb der Volkshochschulen wächst das Interesse am Unterricht im virtuellen Klassenzimmer. Am Donnerstagabend ist Michael Knapp als Gast dabei, Vorsitzender des saarländischen VHS-Verbandes. Vorteile hat das Webinar für alle Interessenten, die das Haus nicht verlassen können oder wollen, wo die Verkehrsanbindungen nicht passen, wo die Schule zu weit weg vom Wohnort ist, können damit trotzdem Kurse besuchen, sich weiterbilden. Im Gegensatz zum konventionellen Klassenzimmer wird im virtuellen Raum intensiver und konzentrierter gearbeitet. "Eine Stunde Unterricht ist möglich, es gibt ja keine Ablenkung. Mehr geht nicht", erklärt Michael Bauer. "Habt ihr noch Fragen zum letzten Mal?", will Sonja Liénard von ihren Schülern wissen. Keiner hat, und so erläutert die Dozentin, was für diesen Abend auf dem Lehrplan steht: "Wir lernen dieAuswahlwerkzeuge kennen und schneiden Tiere aus." Am heutigen Montag um 18 Uhr wird sich die Gruppe zum dritten Mal treffen. Und am kommenden Donnerstag endet der Webinar-Test nach der vierten Sitzung.

Auf einen BlickIm virtuellen Klassenzimmer werden nach dem erfolgreichen Testlauf dieses ersten Webinars einige Kurse schon im neuen Semester ab 20. September angeboten. Voraussetzung für einen solchen Kurs sind grundlegende PC-Kenntnisse, ein Computer mit DSL-Internetzugang und angeschlossene Lautsprecher. Vorteilhaft, aber nicht zwingend notwendig sind eine Webcam und ein Mikrofon. Alle Teilnehmer erhalten eine PDF-Datei des jeweiligen Unterrichts zum Nachlesen. Die VHS verwendet ein Datenschutzprogramm, das speziell für Treffen von Wirtschaftsunternehmen entwickelt wurde. Es ist lausch- und spionagesicher, und man hinterlässt auch keine Spuren, versichert Michael Bauer von der VHS. af

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