Die zusammengeknaubte Koalition

Fürstenhausen. Detlef Schönauer, allseits bekannt und beliebt als charmant französelnder Bistrowirt Jacques, tourt derzeit durch die SPD-Ortsverbände im Saarland

 Mit Jamaika-Batschkapp auf dem Kopf und Geldscheinen in der Hand: Kabarettist Detlef Schönauer. Foto: Veranstalter

Mit Jamaika-Batschkapp auf dem Kopf und Geldscheinen in der Hand: Kabarettist Detlef Schönauer. Foto: Veranstalter

Fürstenhausen. Detlef Schönauer, allseits bekannt und beliebt als charmant französelnder Bistrowirt Jacques, tourt derzeit durch die SPD-Ortsverbände im Saarland. Mit einem politischen Hasengespräch, allerdings mit viel ernstem Hintergrund, brachte er all das auf den Punkt, was der derzeitigen Opposition im Landtag am Herzen liegt und auf der Seele brennt - das fanden jedenfalls am Mittwochabend die knapp 100 Zuhörer im evangelischen Gemeindehaus in Fürstenhausen, die meisten davon SPD-Anhänger und auch ein paar Vertreter der Linken. Bewaffnet mit einer WM-Tröte, der nervtötenden Vuvuzela, erschien Schönauer auf der Bühne und hatte gleich einen Vergleich zur Landesregierung parat: "Laut, unangenehm und nur heiße Luft" - dafür erntete der Kabarettist ersten Applaus. Dass im Saarland alles etwas anders ist, belegte Jacques in seinem Bistro. Jeder wusste, wie das gängige "Und?" zu interpretieren ist, wer "es" ist und was "meins und seins" bedeutet. "Oh leck", fand mancher, als Schönauer saarländische Eigenarten beschrieb. Denn jeder Saarländer weiß, wie geknaubt, organisiert und geschwenkt wird, wobei kaum einer seinen Schwenker kauft, sondern jemanden kennt, der "uff da Hitt schafft". "Zusammengeknaubt" sei auch die neue Landesregierung: Nun bestimmten die Grünen, mit 5,9 Prozent immerhin drittgrößte Regierungspartei, die Richtlinien der Politik im Saarland. Immerhin sei Saarmaika eine typisch saarländische Lösung - keine Liebesheirat, sondern mehr eine Zweckehe. "Wahrscheinlich hann se heiraten müssen, der Ostermann war schwanger", zog Schönauer vom Leder. Politik sei halt kein ehrlich' Geschäft, Politiker müssten einfach mal lügen, damit sie gewählt würden. Leichter hätten es da aber die CDU-Politiker: Die, meistens katholisch, könnten ihre Sünden einfach wegbeichten.Selbst auf der großen politischen Bühne zeigte sich Schönauer bewandert: Stoiber, Oettinger oder Schäuble als guter Geldbeschaffer zog er ebenso durch den Kakao wie Westerwelle. Sparpaket, Klimakatastrophe, demografische Entwicklung - alles wurde kritisch beleuchtet. "Zu wenig Kinder, die aber viel zu dick sind, deshalb bleibt die Gesamtmasse gleich", befand Schönauer. Und suchte musikalisch das Gleichgewicht der Generationen mit dem bissigen Lied "Rentner vergiften im Park" wieder herzustellen. Tröstliches hatte Schönauer dennoch parat: "So lange wir Müll trennen und Frösche über die Straße tragen, kann es uns gar nicht so schlecht gehen."

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