Valérie Bour macht besondere Kinderbücher Tausendsassa mit Bücherliebe und guten Kontakten

Forbach/Saarbrücken · Sie stammt aus Stiring-Wendel, war über 20 Jahre bei Radio France Inter in Paris und hat sich dann mit ihrer Familie in Forbach niedergelassen. Valérie Bour hat ihre Berufung im Schreiben von Kinderbüchern gefunden, aus denen ganz erstaunlich viele weitere Dinge werden.

 Valérie Bour und ihre Tochter Léonie (11) beim SZ-Gespräch in Saarbrücken.

Valérie Bour und ihre Tochter Léonie (11) beim SZ-Gespräch in Saarbrücken.

Foto: Buss/Silvia Buss

Valérie Bour als Kinderbuchautorin zu bezeichnen, wäre zu wenig gesagt. Die Französin aus Stiring-Wendel schreibt zwar Geschichten für Kinder, die zu Büchern werden. Aber zu den Geschichten schreibt sie auch Songtexte, die ihr Lebensgefährte Sébastien Buffet vertont und aus denen dann Lieder werden, die er selbst oder auch ziemlich bekannte französisch Gesangsstars singen.

Aus den Geschichten und Liedern werden dann auch noch Bühnenprogramme, die Buffet als Musiker, Sänger und Schauspieler im Alleingang bestreitet und in Kitas und Schulen in ganz Frankreich aufführt. Auch Léonie (11) und Adrien (14), die Kinder der beiden, sprechen manchmal kleine Rollen ein.

Ein Gesamtfamilienkunstwerk könnte man also auch nennen, was da in Stiring-Wendel entsteht. Und siehe da, die Lothringerin will mit vielen ihrer Bücher und Songs auch noch eine Botschaft vermitteln, die wir Deutschen ja so gern für uns reklamieren: Bour möchte Kinder für den Umwelt- und Naturschutz, die Rettung des Klimas gewinnen. „Aber ohne zu moralisieren!“, betont sie. Und immer sei Humor mit dabei.

Doch der Reihe nach. Bei einem Treffen in Saarbrücken lassen wir uns von Valérie Bour erzählen, wie alles begann. Sie habe über 20 Jahre lang beim französischen Radio France Inter in Paris gearbeitet, bevor sie den Job aufgab, nach Forbach zurückkehrte, um sich ganz dem Schreiben für Kinder zu widmen, sagt Bour bei einem Glas frisch Orangesaft in Begleitung ihrer Tochter Léonie.

Doch schon, wie sie zum Radio kam, lässt vermuten, dass diese Frau Mut hat, Neues auszuprobieren. Sie liebe Chansons, sagt sie. Als sie als junge Frau einmal das Chansonfestival Les Francofolies in La Rochelle besuchte, habe sie dort die Radioleute gefragt, wie man es es anstelle bei ihnen zu arbeiten. Sie begann mit einem Praktikum, und von da an ging es immer weiter, sie arbeitete sich hoch: „Ich habe quasi alles gemacht, ich saß am Hörertelefon, wurde dann Redaktionsassistentin, Assistentin bei den Sendungen und dann die letzten zehn Jahre Senderegisseurin bei Radiosendungen aller Art“, zählt Bour auf.

Als sie 2011 ihre Tochter Léonie zur Welt brachte und drei Jahre Elternzeit nahm, schrieb sie ihr erstes Werk: „Les sinfonies subaquatiques“, zu Deutsch: Die Unterwassersinfonien über die wundervolle Meeres-Flora und -Fauna und wie sie durch das Verhalten der Menscheit bedroht ist. Ihr Partner Buffet, der als Schlagzeuger in Bands von Sängern wie Dominique A. mitarbeitete, schrieb die Musik dazu.

Bour gelang es dank ihrer Radiokontakte und auch mit kleinen Listen, so hochkarätige Leute wie Dominique A., Kent, Agnès Jaoui und Marianne James als Interpreten zu gewinnen. In Kooperation mit Radio France Inter produzierte Bour daraus eine CD, der die Aufmerksamkeit der Medien sicher war.

Nach zwei Jahren kehrte sie noch einmal zum Radiojob zurück: Weil Kent sie als Regisseurin für seine Sommer-Sendereihe über Chansons unbedingt dabei haben wollte. Und weil man gehen sollte, wenn es am Schönsten ist, kehrte sie danach dem Radio und Paris den Rücken und ließ sich mit Familie in Forbach nieder. Natürlich schon mit zwei spruchreifen Projektideen in der Tasche.

Mit Marianne James, in Frankreich nicht nur als Sängerin, auch als Jurorin in Talent-Shows bekannt, entstanden zwei CDs mit Liedern für Kinder, „Tous au lit!“ und „Tous heureux!“ James, der Bour dafür den Rollennamen „Tatie Jambon“ verpasste, führte die Lieder auch live auf. Dafür erhielten sie 2019, sagt Bour, den Preis für das beste Kindertheaterstück in Avigon

Neun Bücher hat Bour inzwischen schon geschrieben, eines der neuesten, „Le petit écolo“, ist eine Art kleiner Prinz nach Saint-Expéry, Version Öko fürs 21. Jahrhundert. Im jüngsten Werk, „Weihnachten bei Familie Igel“, über überängstliche Helikopter-Eltern, geht Bour noch einen Schritt weiter: Das Buch ist zweisprachig, deutsch-französisch. Schülerinnen und Schüler des Deutsch-Französischen Gymnasiums waren eingebunden, sowie Susanne Wachs für die deutsche Stimme in der Hörversion, die französischen Stimmen übernahmen Sébastien und Léonie Buffet. In fast allen Büchern, für die wechselnde Illustratoren zeichnen, findet man zudem einen QR-Code, über den man die Songs dazu anhören kann.

Noch etwas ist bemerkenswert: Zusammen mit Partner Buffet und Valérie Hoff, einer erfahrenen Buchhändlerin und Freundin, hat Bour den Verein „Le Renard à Plumes“ gegründet, über den sie nicht nur die Bücher herausbringt, auch die Bühnenprogramme und Workshops mit Autorin für Kinder. Und weil die Drei noch mehr Gutes tun wollen, verschenken sie regelmäßig Bours Bücher in Klassenstärke an Schulen oder Krankenhäuser.

Mal sehen, mit welchem Projekt Bour als nächstes überrascht. Nur eine Sache hat die Stiringerin bisher noch nie ausprobiert und will es auch nicht: „Ich gehe nicht auf die Bühne und singe auch nicht“.

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