Kappensitzungen Die Faasebooze entern Bütt und Bühne

Güdingen/Dudweiler/Sitterswald · Die fünfte Jahreszeit ist wieder in vollem Gange. So unter anderem auch in Güdingen, Dudweiler und Sitterswald, wo die Narren am Wochenende ihre Kappensitzungen feierten.

Die Aktivengarde der Güdinger Karnevalsgesellschaft Saarraketen trat am Freitag auf der ersten Prunksitzung der Session in Güdigen auf.

Die Aktivengarde der Güdinger Karnevalsgesellschaft Saarraketen trat am Freitag auf der ersten Prunksitzung der Session in Güdigen auf.

Foto: BeckerBredel

Es ist wieder so weit: Nach zweijähriger Corona-Pause nimmt die Kappensitzung-Saison der saarländischen Narren allmählich wieder Fahrt auf. Am Wochenende gab es unter anderem buntes Treiben bei den Güdinger Saarraketen und den Kappeskepp in Sitterswald. Der HKV Dudweiler und die Kulturgemeinschaft Dudweiler-Pfaffenkopf feierten ebenfalls in karnevalisitischer Manier.

Nach zwei Jahren Zwangspause konnte die Garde der Güdinger Karnevalsgesellschaft Saarraketen bei der ersten Prunksitzung der Session, die unter dem Motto „Niederlande an der Saar, Frau Antje in Gudingia“ steht, endlich wieder das Tanzbein schwingen. „Das Motto sollte eigentlich für die vorige Session sein, aber die konnte dann leider nicht stattfinden. Den Orden hatten wir da aber schon designt und haben ihn dieses Jahr, mit einem kleinen Zusatz wieder benutzt“, erklärt der Elferratspräsident Markus Ettelbrück-Wirtz. Die Narren trafen sich am Freitag im Festsaal in Güdingen, um mit Büttenrednern, Musikbeiträgen und Tänzen die Veranstaltung zu genießen.

Nach dem Einmarsch der Juniorengarde, des Elferrats und der Aktivengarde begann das Abendprogramm mit der Eröffnungsrede des Elferratspräsidenten. Der Auftritt der Minigarde, deren jüngstes Mitglied gerade einmal vier Jahre alt ist, war ein voller Erfolg. Auch die Büttenredner Hanna und Melina als die „zwei Freundinnen“ begeisterten das Publikum. Für sie war es das Debüt als Büttenredner. Auf der Bühne standen sie aber schon öfter als Mitglieder der Aktivengarde.

Mit lautem Lachen und einem dreifachen Alleh-Hopp ging es weiter zu den nächsten Programmpunkten. Dem Tanz der Juniorengarde folgte als weiterer Büttenredner Frank Schulze, der sich närrische Gedanken über saarländisches Bier machte. Während seiner Rede erklang immer wieder Gesang, in den die Besucher einstimmten. „Bier vunn der Saar – oh, oh, oh – frisch gezabbd unn gudd gekühlt – mir trinkes aa – oh, oh, oh – ach wie gudd ma sisch do fühld!“ tönte es durch den bunt geschmückten Saal. Auch der Auftritt der Aktivengarde wurde vom Publikum durch tosenden Beifall unterstützt. Nach einer weiteren Büttenrede von Qietschi und Quatschi und eine Musiknummer der „Raketen-Singers“ gingen Gäste und närrische Gastgeber in die Pause.  Weiter ging’s mit einem abwechslungsreichen Programm.

Ein Höhepunkt des Abends war der Tanz von Imke Schneider, die bereits seit acht Jahren als Funkenmariechen auf der Bühne steht. Aufgetreten sind außerdem die Büttenredner „Rosa Buwe“ und „Otto und Olga“. Die „Knallkäpp“ und die „Old Swing Girls“ boten die weitere musikalische Untermalung des Abends.

Besonders stolz war der Elferratspräsident Markus Ettelbrück-Wirtz auf das Bühnenbild. „Das ist alles in Handarbeit gebaut und bemalt worden. Bianca Britten und ihr Team arbeiten seit vier Wochen hart, um das alles zu schaffen. Die Bühnenkulisse passt natürlich zu unserem Motto Holland, und man findet Windräder und Campingwägen“, so Ettelbrück-Witz.

Auch die Kostüme des Vereins seien größtenteils selbst gemacht. Die Saarraketen beendeten den Abend in guter Laune und freuen sich weiterhin auf die weitere Session.

Beim Heimat- und Kulturverein Dudweiler Nord (HKV) war am Freitag ebenfalls einiges los. Dieser zauberte an dem Tag nämlich bei seiner ersten Gala-Kappensitzung ein buntes Fastnachtsprogramm auf die Bühne im Dudweiler Schützenhaus. Etwa 200 Narren kamen und sahen Akteure aus der ganzen Umgebung.

Mario Hesler und Katja Umlauf von den Kesselflickern aus Altenkessel standen in der Bütt. Von den Saarbrücker Nassauern tanzte die Gruppe Enjoy, und auch der Dudweiler Carneval Club hatte eine Tanzgruppe entsandt. Der Kaltnaggischer Gardisten Corps brachte Tanzmariechen und einen Funkenmajor mit, und zum krönenden Abschluss tanzte die TSG Weiß-Gold aus Püttlingen.Die meisten Programmpunkte steuerte aber der Ausrichter aus Dudweiler Nord bei. Stefan Schorr und Kerstin Winter zogen in der Bütt über die verunglückte Fußball-Weltmeisterschaft her und hielten der Deutschen Nationalmannschaft sprichwörtlich die Hand vor den Mund. Das Büttenass des HKV ist der 23-jährige Marek Winter, der traditionell als Till auf die Bühne kam und der Gesellschaft und auch Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conrad den Spiegel vorhielt.

Die Narren im Schützenhaus feierten Marek Winter, der auch bei der Fernsehsitzung der Saarbrücker Karnevalsgesellschaft M‘r sin nit so (11. Februar, Saarlandhalle) zu sehen ist. „Ich stehe seit zwölf Jahren in der Bütt, und es macht mir einfach großen Spaß. Ich habe extra Kurse beim Verband Saarländischer Karnevalsvereine belegt, und die haben mich enorm weitergebracht“, sagte Marek Winter.

Rekordverdächtig sind die lustigen Tänzerinnen des HKV. Dabei handelt es sich um ein Garde, in der nur Frauen über 60 Jahren am Start sind. „Unsere Garde gibt es seit mehr als 40 Jahren. Tanzen hält fit, und wir haben noch Spaß wie am ersten Tag“, sagte die 78-jährige Tänzerin Lilio Gerwert, die gleichzeitig auch Präsidentin des HKV ist. Die Garden, Mariechen und Gesanggruppen der Fasebooze aus Dudweiler Nord rundeten das lustige Programm ab.

Die zweite Sitzung des HKV startet am Samstag, 4. Februar, 19.11 Uhr ebenfalls im Schützenhaus Dudweiler. Die Kinder- und Jugend-Sitzung ist am Sonntag, 5. Februar, ab 15.11 Uhr im Schützenhaus.

„Back to the Faasend“ hieß dann am Samstag das Motto der Kulturgemeinschaft Dudweiler Pfaffenkopf. In Anlehnung an den Spielfilm „Zurück in die Zukunft“ kam der Vorsitzende Tobias Heintz als Marty McFly verkleidet auf die Bühne und brachte den Narren die Fastnacht zurück. 120 Gäste kamen zur ersten von drei Kappensitzungen ins ausverkaufte Vereinslokal der Kulturgemeinschaft.

Die Dudweiler sind einer von wenigen Fastnachtsvereinen, die ein eigenes großes Vereinsheim mit Bühne haben, in dem die Kappensitzungen stattfinden können. Ebenfalls außergewöhnlich: Die KG hat alle 25 Programmpunkte mit eigenen Akteuren besetzt. „Wir sind schon ein lustiger Haufen, und die Leute kommen gerne zu uns“, sagte Jessica Heintz, die Pressewartin der KG, die auch den Sketch „Herzblatt“ moderierte. In dem suchte Pit alias Thorsten Keller eine neue Frau, da ihn seine Mutter vor die Tür gesetzt hat. Angeboten wurden ihm die „wilden Hühner“ Chantal Weber, Chiara Dorfmann und Christina La Vecchia.

Für seine Traumfrau stellte Pit nur eine Bedingung. „Sie muss das Brettspiel für eine Person beherrschen – Bügeln“, sagte Pit. Die Zuschauer amüsierten sich, und am Ende schnappte sich Pit alle vier Frauen inklusive der Moderatorin.

„Was die Dudweiler in jedem Jahr auf die Beine stellen ist schon stark. Hut ab vor diesen Leistungen“, sagte Thorsten Konrad, Elferratspräsident der Bübinger Holzäppel die KG Dudweiler Pfaffenkopf. „Die Stimmung hier ist einfach etwas Besonderes, deshalb kommen wir jedes Jahr“, sagte Rita Baer, die Präsidentin der Nassauer aus Saarbrücken. Besonders waren neben den vielen Büttenreden auch die aufwendigen Tänze der Garden. Die Juniorengarde trat als Tanzclown-Gruppe auf, der zunächst per Telefon auf der Bühne abgesagt wurde und die dann um so doller loslegte. Dafür gab es Zugabenrufe und eine Rakete aus dem Publikum. Fünf Stunden dauerte das Programm der Dudweiler.

Am Samstag, 4. Februar und Samstag, 11. Februar jeweils ab 19.11 Uhr steigen die beiden anderen Sitzungen der Kulturgemeinschaft Dudweiler-Pfaffenkopf. An gleicher Stelle ist am Donnerstag, 16 Februar, 20.11 Uhr die Weiberfastnachts-Party und am Sonntag, 19. Februar, ab 16.11 Uhr der Kindermaskenball.

Gleich an zwei Tagen waren die Sitterswalder Kappeskepp zugange. Zwei Frauen und ein Mann sitzen im Whirlpool und jammern über ihre Krankheiten. Eine Frau hat Probleme mit dem Knie, sagt aber. „In dem warmen Wasser geht‘s.“ Dazu sagt der Mann: „Ich habe ja so Probleme mit dem Wasserlassen, aber hier im warmen Wasser geht‘s.“ Die Frauen springen aus dem Pool und 230 Narren in der Sitterswalder Mehrzweckhalle rasten aus. „Werbung“ heißt der Sketch, der Sitterswalder Kappeskepp.

Während die Faasebooze grölten, dehnte sich Giulia Wolff am anderen Ende der Halle. Sie ist das Funkenmariechen der Kappeskepp und trat in dieser Session in die großen Fußstapfen von Elena Thiel, die mehr als zehn Jahre das Funkenmariechen in Sitterswald war. „Ich bin schon richtig nervös“, sagt Giulia Wolf und ging gedanklich noch mal ihren Auftritt durch – und dann kam die Einmarsch-Musik. Mit einem gekonnten Dauerlächeln, Spagat in der Luft, Radschlag ohne Hände und vielen weiteren schwierigen Elementen brachte das Funkenmariechen die Narrhalla zum Staunen.

Es war einer der stärksten Auftritte bei den beiden Kappensitzungen der Kappeskepp am vergangenen Freitag und Samstag. Beide Veranstaltungen waren ausverkauft. Außergewöhnlich sind die Sitzungen in Sitterswald seit dem Jahr 2008. Damals schafften die Kappeskepp den Elferrat ab und ließen sich jedes Jahr ein neues Motto einfallen. Präsident Ralf Roeser und Pia Hohlreiter waren die ersten Moderatoren, der aufwendigen Shows. „Damals wurde auch ein Generationswechsel eingeläutet. Die jungen Menschen im Verein hatten viele Ideen, und wir ließen sie einfach machen. Heute kann ich einfach nur sagen, dass ich unfassbar stolz darauf bin, was die Jungs und Mädels leisten“, so der Präsident.

Da die Kappeskepp in diesem Jahr närrische 6x11 Jahre alt werden, gab es eine Zusammenfassung von allen Shows der vergangenen 14 Jahre. Ein Höhepunkt war der gemeinsame Auftritt der Prinzengarden aus Sitterswald und Auersmacher. Auch die Auersmacher feiern in diesem Jahr ihren 66. Geburtstag. Einen gemeinsamen Auftritt von zwei Garden aus zwei Vereinen gab es an der Oberen Saar noch nie. „Wir sind alle befreundet, und zu Beginn des Jahres kam uns die Idee“, erklärt Mina Paulus von den Kappeskepp.

Die Juniorengarde der Kulturgemeinschaft Dudweiler-Pfaffenkopf trat bei ihrem Showtanz als Tanzclown-Gruppe auf.

Die Juniorengarde der Kulturgemeinschaft Dudweiler-Pfaffenkopf trat bei ihrem Showtanz als Tanzclown-Gruppe auf.

Foto: Heiko Lehmann
Der 23-Jährige Marek Winter ging am Wochenende traditionell als Till Eulenspiegel bei seinem Heimatverein HKV Dudweiler in die Bütt.

Der 23-Jährige Marek Winter ging am Wochenende traditionell als Till Eulenspiegel bei seinem Heimatverein HKV Dudweiler in die Bütt.

Foto: Heiko Lehmann
 Die Sitterswalder Kappeskepp hielten am Wochenende gleich zwei Kappensitzungen ab. Hier die Juniorengarde bei ihrem Showtanz.

Die Sitterswalder Kappeskepp hielten am Wochenende gleich zwei Kappensitzungen ab. Hier die Juniorengarde bei ihrem Showtanz.

Foto: Heiko Lehmann

Fünf Stunden dauerte die verrückte Sause in der Mehrzweckhalle. Sie endete mit einem weiteren Höhepunkt. In der Tex-Mix-Garde der Kappeskepp tanzen Männer und Frauen und zeigen schwierige Hebefiguren – ein Alleinstellungsmerkmal an der Oberen Saar.

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