Viele Kitas im Land bleiben am Montag zu

Saarbrücken · Eltern von Kleinkindern müssen am Montag wieder improvisieren: Wegen der festgefahrenen Tarifverhandlungen für Kita-Mitarbeiter legen Erzieher und Sozialpädagogen in mehreren Saar-Kommunen die Arbeit nieder.

Obwohl der Warnstreik an kommunalen Kindertagesstätten (Kitas) und Betreuungseinrichtungen am kommenden Montag vielen Eltern Organisationstalent abverlangen wird, scheint es nicht wenige zu geben, die den Protest der Erzieher unterstützen. "Die können gar nicht laut genug für ihre Forderungen trommeln", sagt etwa die Saarbrückerin Therese K., Mutter eines vierjährigen Jungen. "Es ist bemerkenswert, was die Erzieher leisten, zumal sie unterbezahlt und die Kitas meist völlig unterbesetzt sind", sagt sie. "Wenn man nur ein Kind hat und das betreut, ist das schon anstrengend genug. Und in unserer Kita betreut eine Erzieherin zwölf oder mehr Kinder . . ." Auch Dörte Saliu, Mutter einer dreijährigen Tochter, meint: "Für den Warnstreik habe ich volles Verständnis, auch wenn's für mich dann stressig wird." Die berufstätige Mutter wird die Betreuung ihrer Tochter gemeinsam mit anderen betroffenen Eltern organisieren. Auch Erzieherinnen mehrerer Kitas berichten von einer "überwiegend positiven Reaktion der Elternschaft auf den Streik".

Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi werden am Montag alle kommunalen Kindertagesstätten in Saarbrücken (26), Neunkirchen (15) und Bexbach (3) ganztägig bestreikt. In Saarbrücken und Neunkirchen werde jedoch jeweils eine Kita für all diejenigen geöffnet bleiben, die keine alternative Betreung ihrer Kinder organisieren können, teilte Verdi mit. Zudem sollen am Montag einzelne kommunale Kitas in St. Ingbert, Kirkel, Saarlouis, Völklingen, Püttlingen und Heusweiler bestreikt werden. "Uns ist bewusst, dass viele Eltern dadurch Einschränkungen in Kauf nehmen müssen", sagte Thomas Müller , Verdi-Bezirksgeschäftsführer der Region Saar/Trier, der SZ. "Doch die Arbeitgeber bestreiten weiterhin die Notwendigkeit einer besseren Bezahlung und haben in den bisherigen Verhandlungsrunden keinerlei Angebot vorgelegt", begründete Müller den Warnstreik. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Saarland hat ihre Mitglieder für Montag zum Warnstreik aufgerufen.

Gewerkschaften und kommunale Arbeitgeber verhandeln für bundesweit 240 000 städtische Kita- und Jugendheim-Beschäftigte. Dabei geht es nicht um eine prozentuale Tariferhöhung, sondern wie die Arbeit von Erziehern und Sozialarbeitern bewertet und bezahlt wird. Die Gewerkschaften wollen erreichen, dass die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst mehrere Tarifstufen höher eingruppiert werden. Im Schnitt wäre dies eine Gehaltserhöhung um zehn Prozent.

Nach Angaben des Bildungsministeriums werden von den insgesamt 480 Kitas (5941 Mitarbeiter) im Saarland 125 von Kommunen betrieben (1744 Mitarbeiter). Ihre Entgelte richten sich nach Tätigkeit und Berufserfahrung. Eine Kinderpflegerin erhält derzeit als Anfangsgehalt 2043 Euro brutto im Monat, eine Erzieherin mit achtjähriger Berufserfahrung 2946 Euro, eine Kita-Leiterin bei besonders großen Einrichtungen bis zu 4748 Euro.

Infos zu Not-Kitas, ab sofort von 7 bis 14 Uhr unter Tel.: (0 61 31) 9 72 62 22.

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