Freitreppe auf Wanderschaft

Saarbrücken · Sieht nicht gut aus, soll aber auch nicht gefährlich sein: Die Freitreppe an der Berliner Promenade besteht zum Großteil aus losen Stufen. Seit Herbst 2013 ist der Pfusch am Bau in der Schwebe.

 Die Freitreppe vom Rabbiner-Rülf-Platz zum Willi-Graf-Ufer. SZ-Archivfoto: Oliver Dietze/DPA

Die Freitreppe vom Rabbiner-Rülf-Platz zum Willi-Graf-Ufer. SZ-Archivfoto: Oliver Dietze/DPA

 Die Stufen der Freitreppe zum Willi-Graf Ufer sind stark gegeneinander verschoben. Foto: Becker&Bredel

Die Stufen der Freitreppe zum Willi-Graf Ufer sind stark gegeneinander verschoben. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel
 Oktober 2013: Nachdem die Platten auf den Stufen entfernt waren, offenbarte sich Pfusch am Bau. SZ-Archivfoto: Becker&Bredel

Oktober 2013: Nachdem die Platten auf den Stufen entfernt waren, offenbarte sich Pfusch am Bau. SZ-Archivfoto: Becker&Bredel

Nein, versichert die Saarbrücker Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer, abbrechen oder kippen könne nichts, es bestehe keine Gefahr für die Menschen, die sich auf die Freitreppe der Berliner Promenade begeben.

In der Sommersonne am Mittwoch taten das im Tagesverlauf Hunderte. Dem einen oder anderen mag es trotz dieser Versicherung etwas mulmig geworden sein, denn auf den beiden unteren der insgesamt drei Treppenabschnitte sind die Stufen aus Betonstein locker und deswegen teilweise nach vorn gewandert.

So ergibt sich ein unharmonisches Bild und tun sich unerwünschte Spalten und Fugen auf, aus denen Löwenzahn und Gras sprießen. Ein paar wenige Stufen sind bereits derart aus der Linie geraten, dass man drüber stolpern kann.

Sie liegen zwar immer noch exakter als die Steine im antiken Rom, in der Landeshauptstadt wird der Benutzer aber akkurate Arbeit erwarten und grundsätzlich weniger vorsichtig agieren. Der SPD-Kommunalpolitiker Bernd Eichenseer schilderte unserer Zeitung, dass er kürzlich mehrere Jugendliche davon abbringen konnte, eine der losen Stufen wegzutragen. Die jungen Leute machten sich wohl einen Spaß draus. Die Stufen sind zwar zwei Zentner schwer, aber grundsätzlich ist es wegen der fehlenden Bindung zum Untergrund möglich, sie zu entfernen, und zwar alle, wenn man unbedingt Böses wollte.

Der - immer noch - schlechte Zustand der Freitreppe, die ein Sahnehäubchen des Projektes "Stadtmitte am Fluss" sein soll, war bereits im Herbst 2013 erkannt worden. Seither ist die Stadt in der juristischen Auseinandersetzung mit der ausführenden Firma M. aus Völklinger, die inzwischen insolvent ist und deren damaliger Chef im Gefängnis sitzt.

Inwieweit schlechte Arbeit, falsche Werkstoffe oder gar Betrug zu dem vorliegenden Ergebnis geführt haben, ist nach Worten der Dezernentin Gegenstand eines gerichtlichen Beweissicherungsverfahrens, das immer noch nicht zum Abschluss gekommen sei.

Hätte man die lockeren Stufen schon verfestigt, dann wären eben die Beweise vernichtet worden, mit denen man vor Gericht gewinnen will, um das Werk ohne finanziellen Verlust für den Steuerzahler nachbessern zu lassen. Dass das Verfahren so lange dauert, ist laut Dezernentin nicht auf Versäumnisse der Stadtverwaltung zurückzuführen.

Im Juni werde man die beiden unteren Treppenabschnitte (der obere wurde bei der Anlegung des Rabbiner-Rülf-Platzes bereits saniert) in Ordnung bringen. Um den Bedürfnissen der Stadtbesucher entgegenzukommen, werde abschnittsweise gearbeitet, so dass die Treppe immer zumindest in Teilen zur Verfügung stehe.

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