Unter Saarbrücken haust eine halbe Million Ratten

Saarbrücken. "Also so was darf doch nicht mehr sein. Das waren ja mindestens 20 Ratten", sagte Ingrid Kany aus Bliesransbach - und erinnert sich angewidert an vorbeiwuselnde Nager mitten in Saarbrücken. "Dass dort solche Zustände herrschen, hätte ich nicht gedacht

Saarbrücken. "Also so was darf doch nicht mehr sein. Das waren ja mindestens 20 Ratten", sagte Ingrid Kany aus Bliesransbach - und erinnert sich angewidert an vorbeiwuselnde Nager mitten in Saarbrücken. "Dass dort solche Zustände herrschen, hätte ich nicht gedacht." Nach einem Ausflug in die Pfalz wollte Kany vom Hauptbahnhof mit der Saarbahn nach Kleinblittersdorf fahren. "Wir warteten zwischen Saar-Galerie und Hauptbahnhof und sahen auf dem Bahnhofsparkplatz an einer Baustelle plötzlich die Ratten. Meine Schwägerin sprang sofort auf eine Bank", sagt Kany. Sie hatte wahrscheinlich Wanderratten gesehen. "Es gibt bei uns fast nur noch Wanderratten in den Kanalsystemen. Die Hausratte ist fast ausgestorben. Auf einen Menschen kommen in einer Stadt etwa drei Ratten", erklärt Stefan Hell vom Gesundheitsamt des Regionalverbandes.

Demnach leben in der Saarbrücker Kanalisation etwa eine halbe Million Ratten. Und wie gefährlich sind diese Tiere? "Die Ratten leben schon sehr lange mit uns Menschen zusammen. Ratten können bis zu 120 Infektionskrankheiten übertragen. An der Ausbreitung der Pest im Mittelalter hatte die Ratte einen großen Anteil", sagt Stefan Hell weiter. Die Kanalisation biete der Ratte einen für sie optimalen Wohnraum mit genug Wasser und vielen Essensresten, also beste Bedingungen, um sich niederzulassen und fortzupflanzen.

Aber wie dramatisch ist nun das Rattenproblem am Saarbrücker Hauptbahnhof? "Es ist ein normales Vorkommen von Ratten auf Baustellen, bei denen der Kanal betroffen ist. Das Ordnungsamt wird mit Schädlingsbekämpfern anrücken, Köder auslegen und so die Rattenpopulation an dieser Stelle eindämmen. Eine größere Rattenplage ist heutzutage so gut wie nicht mehr möglich", sagt Hell. Es gebe regelmäßig Kontrollen. "Normalerweise könnte man in der Nähe der Saar in Saarbrücken noch öfter Ratten beobachten. Aber auch dort werden die Schädlinge bekämpft", sagt Hell weiter. Und warum rottet man die Ratte nicht einfach aus? "So einfach ist das gar nicht. Die Ratten entwickeln gegen die Bekämpfungsmittel Unempfindlichkeiten in der nächsten Generation. Das heißt, man muss die Mittel immer weiterentwickeln." Zudem gebe es in Saarbrücken ein etwa 1800 Kilometer langes Kanalsystem.

Wer Ratten entdeckt, sollte sofort bei der Stadtverwaltung Bescheid geben, die Tiere in Ruhe lassen und nicht anfassen. "Innerhalb weniger Tage wird das Problem gelöst sein", versichert der Mann vom Gesundheitsamt.

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