Der Kunde entscheidet

Saarbrücken. "Wer hierher kommt, der will zu mir, so hab' ich das erfahren", stellt die Malerin Brigitte Martin fest, alles andere als resigniert. 17 Besucher waren es bereits am Vormittag in ihrem Atelier im ehemaligen Schlachthof Sulzbach. Ein Bild hat sie verkauft, ein paar ernsthafte Interessenten gefunden

Saarbrücken. "Wer hierher kommt, der will zu mir, so hab' ich das erfahren", stellt die Malerin Brigitte Martin fest, alles andere als resigniert. 17 Besucher waren es bereits am Vormittag in ihrem Atelier im ehemaligen Schlachthof Sulzbach. Ein Bild hat sie verkauft, ein paar ernsthafte Interessenten gefunden. "An einem solchen Tag muss ich Eigeninitiative leisten", weiß sie und verschickte zusätzlich Einladungen. Diesen Tag nur für Künstler mit Studienabschluss zu reservieren erscheint ihr "illusorisch". Ihr Mann Heiner Martin bringt es auf den Punkt: "Über Besuch und Kauf entscheidet der Kunde, nicht der Anbieter, profan gesagt."

Monika Zorn und Peter Baus sehen das in ihrem Atelier in einem ehemaligen Bürohaus in der Quellenstraße 14 am Fuße des Eschbergs ähnlich. Obschon beide anerkannte Fotografen sind, wissen sie um den Punkt bei einem Kunstwerk, an dem die Frage "Studium ja oder nein?" unwichtig wird. "Das muss man aushalten", sagt Peter Baus. Fernab vom Stadtzentrum fanden sich nicht mehr ganz so viele wie in seinem alten Atelier vis-a-vis vom Rathaus, meint Peter Baus, aber unter den Besuchern sind auch neue Gesichter. Sicher können die auch an anderen Tagen kommen, weiß Monika Zorn: "Aber ich habe das ganze Jahr nicht die Möglichkeit, mit Flyer und Plakat für das Atelier zu werben."

Die Gespräche zählen

Das nutzten auch die Ateliers und Galerien im Haus Bismarckstraße 6. Die Galeristinnen Marlies Hanstein und Ingeborg Besch sowie die Künstlerinnen Gabi Wagner und Heide verschickten eine Gemeinschaftseinladung. "Ich empfinde diesen Tag als ein Geschenk", sagt Heide Dann angesichts der Gespräche, vor allem mit jüngeren Besuchern: "Darauf kommt es an, nicht auf die Ausbildung. Schwellen abzubauen geht an keinem Tag besser." Auch Marlies Hanstein nutzt dieses Angebot seit sie ihre Galerieräume aufgegeben hat. "In meinem Kunstbüro im Hinterhaus habe ich an diesem Tag mehr Besucher als in den Galerieräumen zur Straße", stellt sie fest. Viele, viele Treppen führen in das Dachatelier von Gabi Wagner.

Gerade weil Ausstellen in der Stadt schwierig ist, schätzt sie diesen Tag, um ihre Grafiken und Holzschnitte ansprechend zu präsentieren. Dass auch mancher Hobbykünstler mitwirkt, nimmt sie selbstbewusst: "Für mich ist das keine Konkurrenz." So sieht auch Karin Eberhardt: "Dabei zu sein, tut mir nicht weh", stellt die Bildstickerin fest und setzt auf Qualität in ihrem Atelier in der Großherzog-Friedrich-Straße 50: "Wenn jemand an fünf, sechs schlechten Orten war, weiß er, wo er hingehen kann." Fazit: Die Runderneuerung des Tages der Bildenden Kunst durch eine die echten von den falschen Künstlern scheidende Instanz zu fordern, löst nicht das Problem seiner Kritiker mit dem Künstlerdasein. Hier gewinnt, wer es versteht, dieses Angebot in eine individuelle Marketingstrategie und persönliche Öffentlichkeitsarbeit einzubinden.

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