Unbefristeter Kita-Streik ab Freitag

Saarbrücken · Mitarbeiter von 60 kommunalen Kitas und Grundschulen mit Ganztagsbetreuung im Saarland sind ab Freitag zu unbefristeten Streiks aufgerufen. Nächste Woche könnte der Streik sogar noch ausgedehnt werden.

Eltern müssen sich auf anstrengende Tage oder Wochen einrichten: Bundesweit beginnen am Freitag unbefristete Streiks in kommunalen Kindertagesstätten , Horten, offenen Ganztagsschulen, Behindertenwerkstätten und anderen Erziehungseinrichtungen.

Nach den Mitgliedern des Beamtenbunds dbb stimmten nun auch die Mitglieder von Verdi in einer Urabstimmung für unbefristete Arbeitsniederlegungen im Sozial- und Erziehungsdienst. Beim dbb gab es 96,5 Prozent Zustimmung, bei Verdi rund 93,5, bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) waren es 96,4 Prozent. Der Streik könne mehrere Wochen dauern, sagte Stefan Schorr vom Verdi-Bezirk Saar/Trier. Im Saarland sind die Mitarbeiter in 60 Einrichtungen, darunter vier Grundschulen , zum Streik aufgerufen. Betroffen sind Einrichtungen der Kommunen Saarbrücken , Neunkirchen, Völklingen, Bexbach, Püttlingen, Ottweiler, Schmelz, Heusweiler, Quierschied, Schiffweiler, Namborn sowie des Regionalverbandes. "Ich rechne damit, dass nächste Woche mehrere Einrichtungen dazu kommen", so Schorr. Im Saarland gibt es 125 kommunale Kitas.

Eltern können ihre Kinder alternativ in Bereitschaftskitas unterbringen. In Saarbrücken gibt es vier Noteinrichtungen: die Kita Malstatt, Herrensohr, Brebach und Lindenhof. In Neunkirchen sind die Kitas in Furpach, Steinwald und Hangard geöffnet, in Schmelz-Bettingen ist eine Gruppe geöffnet. In den vier betroffenen Grundschulen mit Ganztagsangebot in Saarbrücken finde vormittags Unterricht statt, Einschränkungen gebe es bei der Nachmittagsbetreuung, teilt die Stadt mit. Nur an der gebundenen Ganztagsgrundschule Rastpfuhl sei der Hort geöffnet.

Eltern sind verpflichtet, sich nach einer Ersatzbetreuung umschauen, sagt Arbeitsrechtsberaterin Daniela Petry von der Arbeitskammer des Saarlandes. Erst wenn dies nachweisbar nicht geht, sei ein Kita-Streik ein Entschuldigungsgrund, bei der Arbeit zu fehlen. "In jedem Fall muss der Arbeitgeber informiert werden." Handele es sich um eine verhältnismäßig kurze Zeit von ein bis zwei Tagen, hätten Arbeitnehmer einen Anspruch auf eine bezahlte Freistellung. Doch diese Regelung könne eventuell durch den Arbeitsvertrag außer Kraft sein. Bei unbefristeten Streiks müssten Eltern auf reguläre Urlaubstage zurückgreifen, unbezahlten Urlaub nehmen oder mit dem Arbeitgeber über ein Arbeitszeitkonto sprechen.

Ob das Kind mit zur Arbeit genommen werden darf, hänge von der Tätigkeit und dem Einverständnis des Arbeitgebers ab. "In einem Bürojob ist das natürlich einfacher als im Handwerk", sagt Petry.

"Bisher stehen die Eltern auf der Seite der Erzieherinnen und Erzieher. Ich hoffe, das bleibt so", sagt Stefan Schorr. Zuletzt habe es 2009 einen unbefristeten Kita-Streik gegeben, der sich über mehrere Wochen hinzog, damals war aber nicht jeder Tag betroffen. "Die gesellschaftlichen Erwartungen an das gesamte Berufsfeld sind in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Damit sind auch die Anforderungen an Qualifikation und Arbeit der Beschäftigten in den Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen gestiegen", sagt GEW-Landesvorsitzender Peter Balnis. Dies müsse sich auch in der Bezahlung niederschlagen.

Nach fünf ergebnislosen Treffen hat Verdi vergangene Woche die Tarifverhandlungen für gescheitert erklärt. Gemeinsam fordern die drei Gewerkschaften für die 240 000 Mitarbeiter durchschnittlich zehn Prozent mehr Lohn und eine höhere Eingruppierung in die Entgeltstufen.

Verdi-Streikhotline für Eltern , Kitaleitungen und Streikwillige unter Tel. (0 61 31) 97 26 222, von 7 bis 14 Uhr.

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