SZ-Leser offen für Gebietsreform

Saarbrücken · Gebietsreform – was vor 40 Jahren schon einmal angepackt wurde, ist aktuell wieder im Gespräch. Die SZ hat in ihrem Umfrage-Center dazu ein Stimmungsbild eingefangen. 937 Leser haben sich beteiligt.

Kaum ein Tag vergeht zurzeit, an dem nicht wieder ein Politiker einen Vorschlag macht: Abschaffung der Landkreise, unterste Verwaltungseinheiten von 30 000 bis 50 000 Einwohnern, Verlobungs- oder Hochzeitsprämien, wenn sich Städte und Gemeinden zusammentun. Die Landesregierung verlangt interkommunale Zusammenarbeit und die CDU droht eine Gebietsreform von oben an, wenn gleichsam von unten, also von der Ebene der Städte und Gemeinden, keine wirksamen Sparvorschläge kommen.

Es könnte also zu einer Gebietsreform kommen. Eine Veränderung der Zuschnitte von Orten, Gemeinden, Städten und Landkreisen - etwas, das es in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur im Saarland schon einmal gegeben hat. Was die Leserinnen und Leser der Saarbrücker Zeitung davon halten, hat die SZ in ihrem Umfrage-Center nachgefragt. 937 Frauen und Männer haben sich beteiligt. Die Umfrage ist nicht repräsentativ, aber diese hohe Zahl zeigt recht deutlich ein Stimmungsbild.

Mit der Gebietsreform 1974 haben sich gut 70 Prozent der Befragten intensiv oder ein bisschen beschäftigt. Die meisten wissen also, worum es geht. Und nicht nur das: 77 Prozent halten die aktuelle Diskussion für sinnvoll, während 16 Prozent sie für nicht sinnvoll erachten.

Von "unverzichtbar" über "eher wichtig" und "eher unwichtig" bis "verzichtbar" sollten die vier Ebenen Ortsteile, Städte und Gemeinden, Landkreise sowie das Saarland als eigenständiges Bundesland eingestuft werden. Für keine Ebene gibt es eine eindeutige Tendenz, sie abzuschaffen. Nur Ortsteile und Stadtbezirke mit Ortsräten und Bezirksräten werden von 51 Prozent als "eher unwichtig" (28) oder gar "verzichtbar" (23) bezeichnet. Städte und Gemeinden kommen in der Summe von "unverzichtbar" (36) und "eher wichtig" (49) auf 85 Prozent Zustimmung. Einen Prozentpunkt weniger in dieser Summe hat das Land, das aber bei "unverzichtbar" mit 38 Prozent den höchsten Wert erzielt.

Wer sich aus der Sicht seines Wohnortes und Landkreises oder des Regionalverbands welche Zusammenschlüsse vorstellen kann, war die Frage mit der weitesten Streuung von Antworten. Erwartungsgemäß werden Nachbarkommunen am häufigsten genannt. Ebenso wie Rheinland-Pfalz bei neun von zehn Leuten als Partner für eine Länderfusion infrage kommt. Allerdings ist die Fusions-Stimmungslage etwa 50 zu 50 geteilt: Zusammenlegung von Gemeinden können sich 51 Prozent der Teilnehmer vorstellen, 49 Prozent nicht. Etwas niedriger liegt der Anteil "kann ich mir nicht vorstellen" bei der Frage nach einer Länderfusion: Die lehnen 46 Prozent ab, während 54 Prozent diese für "denkbar" halten.

"Richtig", "falsch" oder "egal" sollten die Leserinnen und Leser schließlich zu drei Aussagen abstimmen. Das Verhältnis fiel wie folgt aus: Aus dem Landtag mit Berufspolitikern ein Feierabend-Parlament zu machen, wird mit 56 zu 38 Prozent eher abgelehnt. Drei statt bisher sechs Landkreise (fünf plus Regionalverband) finden 76 Prozent richtig und nur 18 Prozent falsch. Und etwas überraschend hoch angesichts der bekundeten Wichtigkeit der Städte und Gemeinden ist die Zustimmung zur These "25 Städte und Gemeinden statt bisher 52 reichen aus": 70 Prozent sagen, das ist richtig, und nur 24 Prozent, das ist falsch.

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HintergrundSZ-Umfrage-Center: Es gibt viele Themen, die die Saarländer bewegen und die intensiv diskutiert werden. Damit die Meinung der Leser in Zukunft noch größere Beachtung findet, hat die Saarbrücker Zeitung ihr Umfrage-Center unter www.sz-umfrage.de neu gestaltet. Wer mitmachen möchte, muss sich einmalig registrieren. Wer schon an Befragungen unter sz-umfrage.de teilgenommen hat, kann seine Login-Daten weiter nutzen. Teilnehmer werden mit Punkten belohnt. Ab 20 Punkten können diese in Einkaufsgutscheine umgewandelt und bei lokalen SZ-Partnern oder bei etwa 70 Online-Shops eingesetzt werden. klö

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