Stadtbauern wollen Ernst machen

Saarbrücken · Der Plan klingt groß: „die Nahrungsmittelversorgung selbst in die Hand nehmen“. Die Summe, die der Saarbrücker Stadtbauernhof-Verein aufbringen muss, um diesen Plan auf dem Weirichshof im St. Arnualer Almet Wirklichkeit werden zu lassen, klingt nicht weniger gewaltig: Rund eine Viertelmillion Euro soll der Hof kosten. Und dann gibt es da ja auch noch einen anderen Verein, der den Hof ebenfalls haben will.

 Urban-Gardening-Gruppen (wie hier im Echelmeyerpark) gibt es in Saarbrücken schon seit einiger Zeit, der neue Verein will im größeren Stil „stadtgärtnern“. Archivfoto: Rich Serra

Urban-Gardening-Gruppen (wie hier im Echelmeyerpark) gibt es in Saarbrücken schon seit einiger Zeit, der neue Verein will im größeren Stil „stadtgärtnern“. Archivfoto: Rich Serra

Ein Verein wurde gegründet. So begannen in Saarbrücken viele Erfolgsgeschichten. Fünf Monate, nachdem sie ihren Verein gegründet haben, finden die Mitglieder der Saarbrücker Stadtbauernhof-Initiative nun: "Es ist Zeit, loszulegen."

Das heißt konkret: Sie wollen den ehemaligen Weirichshof am Stadtrand kaufen. Dort liegen ein Wohnhaus, eine Gaststätte, ein kleiner Stall, eine Scheune sowie 1,7 Hektar Land - und große Hoffnungen.

Auf drei Säulen will der Verein seinen Stadtbauernhof bauen: Es soll einen landwirtschaftlichen Betrieb geben, der Pacht an den Verein bezahlt und etwa 60 bis 70 Haushalte, also etwa 100 bis 200 Saarbrücker, "vor allem mit Gemüse , Eiern und etwas Obst sowie voraussichtlich Honig" versorgen soll, lautet der Plan. Diesen Betrieb will der Vorsitzende des Vereins, Jörg Böhmer, mit seiner Familie bewirtschaften. Böhmer ist Agraringenieur.

Das Ganze soll mit der "Betriebsform der solidarischen Landwirtschaft" funktionieren. Etwa 100 Menschen müssten dazu mit einem festen Monatsbetrag garantieren, dass sie eine bestimmte Menge der auf dem Hof produzierten Lebensmittel abnehmen.

Neben der professionellen Landwirtschaft soll es eine Fläche "zum Mitgärtnern" geben. Dort soll Raum für Hoch- und Hügelbeete mit Gemüse und Kräutern sowie Platz für besondere Obstsorten sein. Vereinsmitglieder können dort einen "eigenen Bereich gestalten". "Kindergärten, Schulen, Vereine, Unternehmen, Einzelpersonen oder Gruppen können diesen Bereich durch die Übernahme von Beetpatenschaften mitgestalten und unterstützen", heißt es im Konzept des Vereinsvorstands.

Drittes Standbein des Hofs soll die Gastronomie sein. Ein Hofcafé mit Biergarten soll nicht nur als Treffpunkt der Vereinsmitglieder dienen, sondern mit regionaler und saisonaler Küche Gäste anlocken.

Außerdem will der Verein "in Sachen Umweltbildung aktiv werden". So will man zum Beispiel Kindergartengruppen und Schulklassen zeigen, wie Gemüse wächst, Baumschnittkurse und Saatgut-Workshops anbieten.

"Ziel des Vereins ist es, allen Menschen in der Region die Möglichkeit zu geben, mehr über die Hintergründe ihrer Nahrungsmittelerzeugung zu erfahren", sagt Jörg Böhmer. Was die Finanzierung angeht, sei man auf gutem Weg, sagt Böhmer.

Der "Ein Zuhause für verlassene Tiere"-Verein, der ebenfalls Interesse am Weirichshof hat und dort ein Asyl für Hunde aus dem Ausland aufbauen will, signalisiert ebenfalls weiter Interesse an dem Gelände. Das Projekt sei aber zurzeit aus finanziellen Gründen "auf Eis gelegt", sagt dessen Vorsitzende, Patricia Jaeger.

 Der stillgelegte Weirichshof. Foto: Becker&Bredel

Der stillgelegte Weirichshof. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

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Auf einen BlickEinen "Vorgeschmack"-Informationsnachmittag organisiert der Stadtbauernhof-Saarbrücken-Verein für kommenden Sonntag, 12. Oktober, ab 14 Uhr auf dem Weirichshof im Almet, St. Arnual, verlängerte Julius-Kiefer-Straße 219. Um 15 Uhr gibt es eine Präsentation des Projekts und des Finanzierungskonzepts, um 17 Uhr einen Vortrag über "Urban Gardening".Der Verein sucht weitere Mitglieder, Menschen, die für das Projekt einen Privatkredit geben wollen, Spender und Sponsoren. Informationen bei Jörg Böhmer und Imka Pappermann, Kálmánstraße 37, 66113 Saarbrücken , Tel. (06 81) 9 35 57 98 oder (01 77) 1 45 85 82, und die E-Mail-Adresse lautet: joergboehmer@posteo.de olsstadtbauernhof.org

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