Stadt: Schluss mit dem Taubenfüttern!

Saarbrücken. Sie trippeln durch die Bahnhofstraße und picken auf, was ihnen vor den Schnäbeln liegt. Sie flattern am St. Johanner Markt über uns hinweg, werden bemitleidet, verscheucht, gehasst: Stadttauben. Markus Geiger machen die Begleiterscheinungen der Tiere Angst. Und er fühlt sich von der Stadt im Stich gelassen

 Immer wieder füttern freundliche Zeitgenossen Tauben wie hier auf unserem gestellten Foto SZ-Praktikant Lukas Konzelmann. Das Füttern ist aber in Saarbrücken seit 2002 verboten. Foto: Iris Maurer

Immer wieder füttern freundliche Zeitgenossen Tauben wie hier auf unserem gestellten Foto SZ-Praktikant Lukas Konzelmann. Das Füttern ist aber in Saarbrücken seit 2002 verboten. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Sie trippeln durch die Bahnhofstraße und picken auf, was ihnen vor den Schnäbeln liegt. Sie flattern am St. Johanner Markt über uns hinweg, werden bemitleidet, verscheucht, gehasst: Stadttauben. Markus Geiger machen die Begleiterscheinungen der Tiere Angst. Und er fühlt sich von der Stadt im Stich gelassen. "Die Stadt ignoriert Gesundheitsgefahren, etwa wenn Tauben über offen gelagerte Lebensmittel hinwegfliegen." Geiger ärgert sich genauso über falsch verstandene Tierliebe. "Viele halten sich nicht an das Fütterungsverbot - ein Riesenproblem." Die Stadt müsse den Taubenbestand verringern.

Genau das sei der Verwaltung und ihrem Partner, den Tierversuchsgegnern Saar, gelungen, sagt Stadtpressesprecher Thomas Blug. "Die Anzahl der Tauben hat sich in der Innenstadt nicht vermehrt. Seit 2003 wird in der Innenstadt der Bestand, der jahreszeitlich schwankt, erfasst. Dabei wird einmal im Frühjahr und einmal im Herbst gezählt. Im Herbst 2007 ermittelten Vogelkundler im Auftrag der Stadt einen Bestand von rund 700 Tieren, im Herbst 2003 dagegen waren es 976 Tiere." Dennoch könne es auffallend viele Tauben geben, wo "regelmäßig gefüttert wird". Die Stadt versuche aber, die Zahl tierschutzgerecht zu begrenzen. Grundlage sei ein 2004 mit dem Verein "Menschen für Tierrechte - Tierversuchsgegner Saar" erarbeitetes Papier. Danach richtete die Stadt Taubenschläge ein, die der Verein betreut. Ein Schlag steht im Parkhaus Lampertshof, einer auf dem Rathausparkhaus. Im Lampertshof hätten die Tierschützer seit 2005 zirka 300 Eier ausgetauscht und monatlich bis zu 16 Kilogramm Trockenkot entfernt.

Blug weiter: "Ein drittes Taubenhaus auf dem Parkdeck der Westspange ist gleich nach dem Bau von Unbekannten zerstört und daraufhin abgebaut worden." In der Bahnhofstraße sei das Nahrungsangebot für Tauben sehr groß, und es sei sehr schwierig, Essensreste auf der Straße zu vermeiden. Die Stadt habe durch Flugblätter und Gespräche mit Gastronomiepersonal 2005 begonnen, die Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Außerdem sei es seit 2002 verboten, Tauben zu füttern. Verstöße ließen sich schwer ahnden, da meist heimlich gefüttert werde.

Blug kündigte zusätzliche Kontrollen durch den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) an, um zu verhindern, dass Tauben vor aller Augen etwas hingestreut wird. "Bürger können helfen, in dem sie Taubenfütterer ansprechen und wenn nötig anzeigen", sagt Blug.

Ein Ort, wo Menschen und Tauben sich oft besonders nahe kommen, ist die Diskontopassage - "keine öffentliche Straße, sondern in Privateigentum", wie Blug klarstellt. Mit den Eigentümern und dem Verein Menschen für Tierrechte sei 2007 eine Fangaktion vereinbart worden, "um Tauben zu entfernen, die in die Passage einfliegen". Das sei extrem schwierig wegen der vielen Eingänge und der vielen Menschen in der Passage. "Mehrere Versuche, Tiere dort lebend einzufangen, misslangen, so dass dieses Vorgehen erfolglos blieb."

Klar ist für die Stadt die Aufgabenverteilung beim Schutz von Lebensmitteln. Bäckereien, Metzgereien oder die Betreiber von Obstständen seien dafür verantwortlich, gesunde Lebensmittel in den Handel zu bringen. "Sie müssen also für die nötigen Abwehrmaßnahmen gegen Tauben sorgen."

Und was ist mit dem Gebäudeschutz? "Für das Fernhalten von Tauben ist der Hauseigentümer verantwortlich." Zunächst müssten alle Einflugmöglichkeiten dauerhaft verschlossen werden. Und niemand dürfe Futter auslegen.

Wer dennoch nicht weiß, wie er bei Tauben im und am Haus vorzugehen hat, wende sich an den Verein Menschen für Tierrechte. "Der Verein berät und hilft unter Umständen auch praktisch", sagt Blug. ole

Kontakt zum Verein: Tel. (0681)3908235. Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von Leser-Reporter Markus Geiger aus Saarbrücken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort