Changieren zwischen Realität und Illusion

Saarbrücken. "Wer wagt, durch das Reich der Träume zu schreiten, gelangt zur Wahrheit." Das Motto der aktuellen Ausgabe der "Saarbrücker Sommermusik" stammt von E. T. A. Hoffmann. Zu dessen berühmtesten Schöpfungen zählt die Figur der Olimpia aus "Der Sandmann". Im Lauf dieses Schauerromans erweist sie sich als mechanische Holzpuppe, als Automat

 Das Saarbrücker InZeit Ensemble. Foto: SZ

Das Saarbrücker InZeit Ensemble. Foto: SZ

Saarbrücken. "Wer wagt, durch das Reich der Träume zu schreiten, gelangt zur Wahrheit." Das Motto der aktuellen Ausgabe der "Saarbrücker Sommermusik" stammt von E. T. A. Hoffmann. Zu dessen berühmtesten Schöpfungen zählt die Figur der Olimpia aus "Der Sandmann". Im Lauf dieses Schauerromans erweist sie sich als mechanische Holzpuppe, als Automat. Mit dieser Thematik setzt sich das zwischen Neuer Musik, Elektronik, freier Improvisation und Jazz beheimatete Saarbrücker "InZeit Ensemble" auseinander. Der Abend "Automatenmenschen - Play In.Zeit" findet im Konzertsaal der Hochschule für Musik statt. Im Mittelpunkt steht eine neue Gruppenkomposition, zu der die Jazzmusiker Stefan Scheib, Claas Willeke und Wollie Kaiser drei sehr unterschiedlich angelegte Teile beitragen. Stefan Scheibs Stück "Coppelius Maschine 1 bis 3" wird vom Komponisten als "teils offene, teils fixierte Spielanweisungen zu Klangzuständen" beschrieben. "Analog zu den Zahnrädern im Leib der von Coppelius erbauten Olimpia ist das Ensemble in Gruppen aufgeteilt, von denen jede ihrer eigenen Aufgabe nachgeht, aber auch in das Geschehen der anderen einwirken kann. Dadurch entwickelt die Maschine ein Eigenleben mit Hang zur Anarchie", so Scheib.

Claas Willekes "Maschinengefühle 1 bis 3" sind rein maschinelle Musik mit drei Computern und drei Midi-Controllern. Willeke: "Das Instrumentarium ist Thema, ebenso die Frage nach dem hörbaren Ach und dem sichtbaren Blick Olimpias." Wollie Kaiser sagt über seine Komposition "Olimpische Augen": "Der Titel bezieht sich sowohl auf eine zentrale Figur - Olimpia, die Automatenfrau - als auch auf den zentralen Begriff Augen in Hoffmanns Sandmann. Eines der wichtigsten Stilmittel bei ihm ist das Changieren zwischen Realität und Illusion bis hin zum Wahnsinn. Dieser Dualismus spiegelt sich in der Komposition durch zwei sich durchmischende Tonalitäten wider.

Darüber hinaus spielen Parameter wie Härte, Weichheit, scheinbare Wirrnis und gleichförmige Motorik eine musikalisch und symbolisch wichtige Rolle." Außerdem zu hören sein werden Claas Willekes Liederzyklus "Le Parole" für Sopran (Eva Eiter), Bariton (Yaron Windmüller) und Ensemble (mit Lutz Gillmann, Piano) sowie weitere Kompositionen aus dem InZeit-Repertoire nebst Improvisationen. uhr

Samstag, 13. September, 20 Uhr, Hochschule für Musik Saar: "Automatenmenschen" mit dem InZeit Ensemble und Gästen. Der Eintritt ist frei.

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