Saarbrücken mal ganz anders

Saarbrücken · Auf über einem Dutzend Schwarz-Weiß-Fotografien zeigt Jörg Karrenbauer die Landeshauptstadt aus Blickwinkeln, die so wohl noch niemand gesehen hat. Bei Nacht wirkt Saarbrücken überraschend großstädtisch.

 Auch dieser Blick auf die Westspange ist in der Ausstellung in der Architektenkammer zu sehen. Foto: Karrenbauer

Auch dieser Blick auf die Westspange ist in der Ausstellung in der Architektenkammer zu sehen. Foto: Karrenbauer

Foto: Karrenbauer

Ein wenig Mut zum Risiko musste Jörg Karrenbauer schon beweisen, als er gemeinsam mit SZ-Ressortleiterin Ilka Desgranges im Dunkeln auf Hochhäuser stieg, um Saarbrücken mal aus anderer Perspektive zu fotografieren. Das Dach des Diskontohauses etwa, von dem aus Karrenbauer sein 300-Millimeter-Objektiv auf das Häusermeer richtete, hatte kein Geländer. "Da hielt er sich nur am Stativ fest, während ich lieber mit dem Hausmeister im Hintergrund blieb", erzählte Ilka Desgranges vor zahlreichen Gästen in der Architektenkammer des Saarlandes. Dort wurde am Freitag die Ausstellung "Saarbrücken in einem anderen Licht" eröffnet, die die Ergebnisse ihrer gemeinsamen Nachtpartien aufs Diskonto-Hochhaus, den Pingusson-Bau, das Haus der Wirtschaft, das Parkdeck der Europa-Galerie und das "schmale Handtuch" des Pingusson-Ensemble (ehemals Kultusministerium) präsentiert.

Über ein Dutzend Schwarz-Weiß-Fotografien zeigen bekannte Saarbrücker Straßenzüge und Gebäude und zwar aus Blickwinkeln, wie kaum jemand sie jemals eingenommen haben dürfte. Im Dunkeln und ausschließlich von künstlichem Licht beleuchtet, wirkt etwa die Bahnhofstraße auf einmal so verdichtet bebaut wie mittelalterliche oder südliche Städte. Von oben eröffnen sich neue Blickachsen, die das Gloria-Kino, das Cinestar und das neue Hochhaus der Hochschule für Technik und Wirtschaft Saar in eine Flucht stellen und hier so dicht zusammenrücken, als ob sie Nachbarhäuser wären.

Den Verkehrskreisel mit Lichtstreifen scheint ein Geheimnis zu umwehen. Und obwohl völlig menschenleer, sieht Saarbrücken insgesamt ungemein großstädtisch aus. "Ich bin der Meinung, dass diese Stadt mehr zu bieten hat, als wir auf den ersten Blick sehen und in Schwarz-Weiß sieht man vieles anders", erklärte Ilka Desgranges, warum sie den Foto-Künstler mit diesem für eine Tageszeitung ungewöhnlichen Projekt beauftragt hatte.

Den Anstoß dazu gab ihr die Unesco, die 2016 zum "Jahr des Lichts" ausgerufen hat. Auch Karrenbauer nannte das Projekt "spannend" und möchte weiter an dem Thema arbeiten. Saarbrückens Kulturdezernent Thomas Brück lobte, die Schwarz-Weiß-Fotografien seien von einer Eindrücklichkeit, die sehr tief gehe. Neben Brück konnte Heiko Lukas als Baudezernent und Präsident der Architektenkammer an diesem Abend auch etliche Vertreter des Stadtrats begrüßen. Als erstes hatte die Saarbrücker Zeitung einige der Bilder auf einer Sonderseite publiziert, neben der Ausstellung gibt es die Fotografien jetzt auch als Buch.

Die Ausstellung "Saarbrücken in einem anderen Licht" ist noch bis Freitag, 13. Mai, in der Akademie im Haus der Architekten Saarbrücken zu sehen.

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