Regionalverbandsdirektor Gillo reagiert auf Jugendhilfe-Sparpläne der CDU

Saarbrücken · Die Landkreise und der Regionalverband geben zu viel Geld für die Jugendhilfe aus, behauptet die CDU-Landtagsfraktion. Deshalb müssten sie hier sparen. Der Regionalverband weist die Kritik zurück.

Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (SPD ) ist nicht bange vor einer Diskussion über die Jugendhilfe im Saarland. "CDU-Landtagsfraktionschef Klaus Meiser soll das Gutachten auf den Tisch legen. Dann bin ich gerne bereit, fachlich über die Daten, auf denen es beruht, und die Kosten zu diskutieren", sagt Gillo im SZ-Gespräch.

Die CDU-Landtagsfraktion sieht Sparpotenzial bei den Jugendhilfe-Ausgaben der Landkreise und des Regionalverbandes und hat dazu vom früheren Völklinger Sozialdezernenten Peter Hötger ein Gutachten erstellen lassen. Meiser hatte in der SZ darauf hingewiesen, dass die Jugendhilfe im Saarland jährlich um 60 Millionen Euro teurer sei als im Durchschnitt der westlichen Flächenländer. Vor allem die Ausgaben pro Fall seien in den Landkreisen sehr unterschiedlich. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer forderte in der SZ ein "System von Kennziffern". Das gebe es aber bereits, kontert Gillo. So vergleiche ein Institut zum Beispiel die Zahl der Heimunterbringungen pro 1000 junger Menschen unter 21 Jahren in den Landkreisen und dem Regionalverband sowie in den Kreisen und Städten in Rheinland-Pfalz. Hier liege der Regionalverband zum Beispiel mit Kaiserslautern und Ludwigshafen gleichauf.
Jugendamt hilft Flüchtlingen

Gillo warnt davor, alle Hilfefälle über einen Kamm zu scheren. Man könne nicht ein Kind mit vielen Problemen aus sehr schwierigen sozialen Verhältnissen mit einem Kind aus einem gutbürgerlichen Viertel vergleichen, das unter der Trennung der Eltern leidet. Dass es Kostenunterschiede zwischen ländlichen Regionen und Ballungsgebieten gibt, sei logisch, betont der SPD-Politiker. Trotzdem habe es der Regionalverband geschafft, dass die Erziehungshilfen und die Inobhutnahmen, wenn Kinder und Jugendliche von ihren Eltern getrennt werden müssen, seit drei Jahren fast stagnieren. Gillo: "Das ist ein großer Erfolg. Unsere Jugendhilfe ist nicht zu teuer." In diesem Jahr gebe der Regionalverband 99,5 Millionen Euro für die Jugendhilfe aus, 2015 seien es rund 100 Millionen Euro . Gillo appellierte an die Landesregierung, den Regionalverband stärker bei den Ausgaben für die minderjährigen Flüchtlinge zu unterstützen, statt über Einsparungen zu reden. Die Personal- und Sachkosten müsse der Regionalverband alleine stemmen. 330 junge Flüchtlinge habe das Jugendamt mittlerweile in Einrichtungen im Saarland untergebracht. Gillo weist darauf hin, dass die Jugendhilfe eine gesetzliche Pflichtaufgabe ist. Er stellt klar: "Ich werde jetzt trotz der Spardiskussion kein vernachlässigtes Kind in der Familie lassen." Wenn ein Kind von den Eltern getrennt werde, komme es aber nicht gleich in ein teures Heim oder eine Wohngruppe, sondern bis zur Entscheidung des Familiengerichts zunächst in eine Pflegefamilie.

Damit die Kosten nicht aus dem Ruder laufen, hat der Regionalverband ein Controllingsystem aufgebaut und schaut sich jedes Quartal die Ausgaben an. Ein Punkt macht Gillo dabei große Sorgen: Die Ausgaben für Kinder mit einer "seelischen Behinderung", vor allem für deren Integrationshelfer in der Schule, seien stark gestiegen und mit zwei Millionen Euro in diesem Jahr doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt. Gillo spricht sich dafür aus, dass für diese Kinder nicht nur das Jugendamt verantwortlich sein sollte, sondern auch die Schulen. Diese könnten zum Beispiel für kleinere Klassen sorgen.

Insgesamt sei das Jugendamt gut aufgestellt, findet Peter Gillo : "Ich stelle mich der Kostendebatte gerne."

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