Wenig Beifall für Landtagstext am Museum
Saarbrücken · Wie soll die Außenhaut des umstrittenen Museums-Erweiterungsbaus aussehen? Darüber wird zurzeit im Land heftig diskutiert. Die SZ fragte Saarbrücker nach ihrer Meinung dazu.
Die Fassade des Saarbrücker Museumsanbaus "Vierter Pavillon" soll mit einem Schriftzug versehen werden. Klar ist jedoch noch nicht, was genau hier stehen soll.
Der Frankfurter Künstler Michael Riedel hatte erst vorgeschlagen, dafür die verschriftete Vergabe-Besprechung für das Berliner Architektenbüro Kühn-Malvezzi zu verwenden, dafür gab es keine Bewilligung. Zweiter Vorschlag: die Verschriftlichung der Landtagsdebatte über das Saarlandmuseum vom 9. April. Zu einer Einigung kam es, wie berichtet, bisher noch nicht. Die Saarbrücker Zeitung hat Politiker des Stadtrates und andere Saarbrücker, was sie sich auf der Außenhaut des Gebäudes vorstellen könnten.
Kulturdezernent Erik Schrader (FDP)befürwortet den Vorschlag Riedels, denn der Text solle einen "direkten Bezug auf die Moderne Galerie und den Erweiterungsbau nehmen". Dieser Vorschlag sei reizvoll und mutig, da er nicht nur dekorativ, sondern provokativ und aktuell sei.
Für Dorothee Wendel (CDU ) käme diese "Aufwertung einer Momentaufnahme" nicht in Frage. Sie würde die "zeitlose Bedeutung des Museums" in den Hintergrund stellen. Außerdem stellt Wendel in Frage, ob eine Inschrift überhaupt das Richtige sei. Die Fassade solle eine "gewisse Leichtigkeit ausstrahlen", betont sie. Außerdem sollten Umfeld und Museumsneubau verbunden werden.
Ähnlicher Meinung ist ein Hörfunkjournalist und Ur-Saarbrücker, der gerne anonym bleiben möchte. Er erinnert an die Zeit, in der hier die Villa Rexroth, Amtssitz des ersten Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann, stand. Vielleicht, so schlägt er vor, könne man ein Bild von ihr auf die Fassade machen und dazuschreiben: "Hier könnten grüne Wiesen blühen"?
Auch Sven Wagner (AfD) steht Riedels Vorschlag kritisch gegenüber. Der "verantwortungslose Umgang mit Steuergeldern" und das "Versagen der Verantwortlichen" müssten nicht auf der Fassade dokumentiert werden. Sinnvoller erscheint es ihm, die "wechselvolle und interessante Geschichte" des Saarlandes zu verewigen. Womit er auf die Kohle- und Stahlindustrie, die zwei Weltkriege und Volksabstimmungen, die eigene Fußballnationalmannschaft und die Lage im Herzen Europas anspielt. Ähnlicher Ansicht ist auch Nina Roob, Studentin der Angewandten Kulturwissenschaften. Die Inschrift solle etwas mit dem Museum zu tun haben und mit der Geschichte. Bernd Richter von den Freien Wählern hat eine drastische Meinung zum Thema Fassadengestaltung. Zur Erinnerung an die "republikweite Blamage", solle auf dem Vierten Pavillon in goldenen Buchstaben stehen: "Denkmal für öffentliche Korruption und Unfähigkeit". So ein Denkmal wäre auf jeden Fall einzigartig und solle als Mahnung für die Zukunft wirken. Es wäre ein "Zeichen, dass man einen konsequenten Selbstreinigungsprozess anstrebt und hieraus Lehren für die Zukunft zieht".
Auch der Fraktionsvorsitzender der SPD , Peter Bauer, möchte an die Mehrkosten beim Bau erinnern und schlägt vor, die Kostensteigerungen für den Bau auf der Fassade zu verewigen. Claudia Willger, Fraktionsvorsitzende der Grünen, betont hingegen, dass nicht die Gestaltung der Fassade im Vordergrund stehen solle, sondern in Anbetracht der negativen Skandale in der Öffentlichkeit das Wichtigste sei, die Entscheidung nicht "mehr nur am grünen Tisch" zu treffen. So sei die Gestaltung der Fassade ganz entscheidend für die spätere Akzeptanz des Museums.
Thomas Brass von den Piraten hat hierzu schon einen konkreten Vorschlag, er würde auf die Fassade schreiben: "Hätten wir nur mehr Bürgerbeteiligung gewagt und uns getraut, größer zu denken!"