Irgendetwas stimmt da nicht

Saarbrücken · Neulich im Supermarkt hatte ich so ein finsteres Gefühl: Irgendetwas stimmt hier nicht. Ein Liter Milch für gerade mal 40 Cent. Ein Pfund Kaffee für knapp 2,50 Euro. Ein Kilo Bananen für nicht mal einen Euro.

Exotische Früchte, die um die ganze Welt transportiert wurden, für eine Handvoll Kleingeld. Wie kann das gehen?

Der Laden, in dem das alles verkauft wird, bezahlt nicht nur Mitarbeiter, Miete und Strom, sondern macht sicher auch Gewinn. Der Lieferant und die Zwischenhändler auch. Und dann sind ja da die Leute, die das alles produzieren - auf einem Milchhof irgendwo in Deutschland, im kolumbianischen Hochland, in Afrika.

Ich bin nicht der einzige, dem das komisch vorkommt. Die Kölner "Tatort"-Kommissare Max Ballauf (gespielt von Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) zum Beispiel kommen am 26. November nach Saarbrücken, weil sie, wenn es um billige Lebensmittel geht, auch einige Fragen haben. Die beiden besuchen das Gymnasium am Rotenbühl, weil Lehrerinnen und Schüler dort etwas tun, was die beiden Schauspieler als Antwort auf diese "Was läuft da schief?"-Frage haben: Fair Trade - also: fairer Handel.

Annemarie Schmitt, die das Fair-Trade-Projekt dieser Schule leitet, hat die beiden Fernsehkommissare eingeladen. In der Schule wird nämlich nicht nur mit Produkten gehandelt, für diejenigen, die sie in fernen Ländern einen fairen Lohn bekommen. Die Schüler unterstützen auch ein Projekt auf den Philippinen. Von dort kommen die getrockneten Mangos, die viele der jungen Leute so mögen. Und dieses Projekt fördern auch Bär und Behrendt.

Die Botschaft der Rotenbühl-Gymnasiasten, der TV-Kommissare, aber auch der in Saarbrücken sehr engagierten Fair-Trade-Initiative und vieler Gruppen in unserer Stadt, die sich für gerechten Handel stark machen, lautet: Wir müssen Menschen nicht ausbeuten, wenn wir die von ihnen geernteten Produkte genießen wollen. Wir können uns wie anständige Menschen verhalten und faire Preise zahlen, damit die, die unsere Leckereien produziert haben, nicht hungern, während wir schlemmen. Dabei geht es nicht um Riesensummen, oft sind es nur ein paar Cent, die uns ein fair gehandelter Kaffee , anständig vergütete Bananen, Mangos oder Schokolade mehr kostet.

Dass man sich beim Einkaufen menschlich verhalten kann, können sogar Grundschüler erklären - die aus Scheidt zum Beispiel, die an der ersten Fair-Trade-Grundschule des Saarlandes den Welthandel ins Klassenzimmer holen.

Ich habe riesigen Respekt vor diesen Kindern, und vor Annemarie Schmitt und ihren Schülern, und vor Bär und Behrendt und all denen, die es schaffen, denen, bei denen sie einkaufen, zu sagen oder durch ihr Kaufverhalten zu zeigen: Hier stimmt etwas nicht, und wir wollen, dass ihr das ändert.

> : weiterer Bericht

fairtrade-deutschland.de

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