„Neun Euro sind lächerlich“

Saarbrücken · Neun Euro mehr Arbeitslosengeld II, besser bekannt als Hartz IV, beziehen Alleinstehende auch in Saarbrücken seit Januar. Zu wenig, um ihre Situation spürbar zu verbessern, sagen die Betroffenen selbst.

Jörg Schiffmann schüttelt den Kopf. "Nein, eigentlich merkt man das gar nicht." Neun Euro mehr Hartz IV bekommt der Mann seit Anfang dieses Jahres. "Ich wäre schon davon ausgegangen, dass es wenigstens ein bisschen mehr wird", sagt der 43-jährige Saarbrücker und zuckt mit den Schultern.

Im Jahr 2010 hatte das Bundesverfassungsgericht die bisherigen Sätze des Arbeitslosengeldes II, gemeinhin Hartz IV genannt, für verfassungswidrig erklärt. Jetzt, knapp vier Jahre später, ist die vom Bundestag beschlossene Erhöhung der Sätze in Kraft. Sozialverbände hatten die angekündigte Erhöhung schon vergangenes Jahr als zu niedrig kritisiert. Die Umstellung auf die neuen Sätze ist nach Angeben des Jobcenters Saarbrücken bisher "problemlos gelaufen".

,,Nicht wirklich spürbar"

Insgesamt gibt es in Saarbrücken 25 185 Menschen in 14 342 Bedarfsgemeinschaften, die Hartz IV beziehen. 6345 Bezieher, also 25,7 Prozent sind unter 14 Jahren, 3145 zwischen 15 und 24 Jahren, 5477 sind über 50. Im gesamten Regionalverband beziehen 36 984 Personen Hartz IV, die Anteile der verschiedenen Altersgruppen sind dabei fast identisch mit den Saarbrückern. 2013 wurden insgesamt 89,6 Millionen Euro Hartz IV und 89 Millionen Euro für Unterkunft im Regionalverband ausgegeben. Wie stark die Ausgaben 2014 durch die Anhebung der Sätze steigen, wird sich erst zeigen müssen.

Für die Betroffenen sei die Erhöhung aber ohnehin nicht wirklich spürbar, sagt Marianne Nussbaum (57): "Es ist ja auch alles teurer geworden. Die Fahrtkarte, der Strom und Lebensmittel. Im Vergleich ist es eigentlich sogar weniger, was übrig bleibt." Viele hatten sich nach dem Urteil des Verfassungsgerichts Hoffnung gemacht, dass es etwas mehr sein würde. "Vielleicht sogar 20 Euro. Etwas, womit man leben kann. Aber so bleibt am Ende des Monats doch oft ein Minus", sagt Desiree Präger (26).

"Oft bleibt ein Minus"

Schiffmann ergänzt dies mit folgenden Worten: "Vorher, als ich noch mit meiner Frau zusammengelebt habe, war es schon nicht einfach. Aber wir haben uns getrennt, und jetzt als Alleinstehender ist es schon schwer. Neun Euro sind lächerlich."

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Auf einen BlickDie Änderungen beim Arbeitslosengeld II: Alleinstehend/Alleinerziehend: 391 Euro (9 Euro mehr); Bedarfsgemeinschaften: 353 Euro (8 Euro); Erwachsene im Haushalt anderer: 313 Euro (7 Euro); Jugendliche von 14 bis 17: 296 Euro (7 Euro); Kinder von 6 bis 13 Jahren: 261 Euro (6 Euro); Kinder von 0 bis 6: 229 Euro (5 Euro) jbö

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