Mit dem Medizin-Müll zur Apotheke

Saarbrücken. Ob Pillen, Ampullen, Pulver, Zäpfchen, Spritzen, Salben oder Säfte - wohin damit, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist oder wenn man sie einfach nicht mehr braucht? Schließlich sollen sie ja nicht in falsche Hände geraten und dabei womöglich zur Gefahr werden.Von 1995 bis zum 31. Mai 2009 nahmen die Apotheken den Medizin-Abfall kostenlos zurück

Saarbrücken. Ob Pillen, Ampullen, Pulver, Zäpfchen, Spritzen, Salben oder Säfte - wohin damit, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist oder wenn man sie einfach nicht mehr braucht? Schließlich sollen sie ja nicht in falsche Hände geraten und dabei womöglich zur Gefahr werden.

Von 1995 bis zum 31. Mai 2009 nahmen die Apotheken den Medizin-Abfall kostenlos zurück. Spezialfirmen wie die Kölner Vfw-GmbH, ein Unternehmen für die Rücknahme und Verwertung von Verpackungsmaterial, holten den Medizin-Abfall bei den Apotheken ab und entsorgten ihn.

Bezahlt hat das alles die Pharmaindustrie. "Aber bis auf Weiteres wird es keine Neuauflage des von der Pharmaindustrie finanzierten, bundesweiten Rücknahmesystems geben, das bis Mitte letzten Jahres bestand", erklärt Carsten Wohlfeil, Geschäftsführer der Apothekerkammer des Saarlandes (AKdS) und des Apothekervereins Saarland.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ADBA) und die Verbände der Pharmaindustrie konnten sich nicht über die künftige Finanzierung einigen. Und die Apothekerkammer steht auf dem Standpunkt, dass "eine politische Lösung gefragt ist", wenn die Arzneimittelhersteller "ihrer Verantwortung nicht mehr gerecht werden wollen".

Carsten Wohlfeil erklärt: "Wir sehen die Pharmaindustrie klar in der Verantwortung für ihre Produkte und deren Entsorgung." Trotzdem beruhigt Wohlfeil die Saarbrücker Kunden: "Aber auch wenn keine Rücknahmepflicht für Medikamente besteht, wird es sicherlich einige Apotheken geben, die ihren Kunden weiterhin dieses Angebot machen."

Yasmin Hassan, Apothekerin in der Saarbrücker Stadtapotheke, versichert: "Wir nehmen nach wie vor alte oder nicht mehr benötigte Medikamente zurück und zerlegen sie hier in ihre einzelnen Bestandteile." Arzneimittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum noch nicht überschritten ist, spendet die Stadtapotheke an private Hilfsorganisationen. Auch die Rastpfuhl-Apotheke nimmt weiter Medizin-Abfall an. "Für mich gehört so etwas zum Service. Hinzu kommt einfach der verantwortungsbewusste Umgang mit den Medikamenten", sagt Apothekerin Sabine Brandt.

Denn alte Medikamente und Spritzen gelten zwar nicht als Sondermüll und könnten daher auch mit dem Hausabfall in der Restmülltonne entsorgt werden. Doch das sei gefährlich - vor allem, wenn Spritzen-Nadeln die Müllsäcke durchstechen.

"Wir sehen die Pharmaindustrie klar in der Verantwortung für ihre Produkte und deren Entsorgung."

Carsten Wohlfeil, Geschäftsführer der Apothekerkammer

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