Musikinstrumente statt Blumen

Saarbrücken. Keine Kaffeemaschine im Büro - das sage eigentlich alles, findet Renée Grenwelge-Scheffer. "Schaffe, schaffe", habe es immer nur geheißen in ihrem Blumenhaus am Theater, für Kaffee sei da eigentlich nie Zeit gewesen. Damit ist in einigen Tagen Schluss. Renée Grenwelge-Scheffer hört auf. Am 31

 Im September 1972 wurde das Blumenhaus am Theater eröffnet. Zuvor hatte die Inhaberfamilie ihr Geschäft dort, wo heute das Karstadthaus steht. Foto: Martin Rolshausen

Im September 1972 wurde das Blumenhaus am Theater eröffnet. Zuvor hatte die Inhaberfamilie ihr Geschäft dort, wo heute das Karstadthaus steht. Foto: Martin Rolshausen

Saarbrücken. Keine Kaffeemaschine im Büro - das sage eigentlich alles, findet Renée Grenwelge-Scheffer. "Schaffe, schaffe", habe es immer nur geheißen in ihrem Blumenhaus am Theater, für Kaffee sei da eigentlich nie Zeit gewesen. Damit ist in einigen Tagen Schluss. Renée Grenwelge-Scheffer hört auf. Am 31. Januar ist ihr letzter Tag im Laden - der letzte Tag des Blumenhauses am Theater überhaupt."Wir hören mit Wehmut auf, aber es geht nicht anders", sagt die fast 75-Jährige. 60 Jahre lang hat sie dann selbst im Laden gestanden. Zeit aufzuhören, findet sie. Nicht, weil das Geschäft nicht mehr läuft, sondern weil sich in der Familie kein Nachfolger fand. Wenn der Blumenladen raus ist, kommt ein Musikgeschäft in das Ladenlokal, das der Familie gehört. Das sei genau das Richtige für diesen Standort gegenüber der Musikschule und direkt am Staatstheater.Im September 1972 hat die Familie das Blumenhaus am Theater eröffnet. Das Haus habe ihre Familie bereits zwischen 1955 und 1957 saniert. "Meine Eltern haben es als Ruine erworben", erzählt Renée Grenwelge-Scheffer. Als ihr Blumenladen an der Ecke Bahnhof-/Fürstenstraße weichen musste, weil Karstadt dort das große Kaufhaus baute, wurde das Geschäft am Theater neu eröffnet.Nach Saarbrücken kam die Familie "aus dem badisch-elsässischen Raum", wie Renée Grenwelge-Scheffer sagt, kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Ihre Großeltern etablierten einen Blumengroßhandel und begründeten die Blumenhaus-Dynastie.Auch wenn sie als Kind von einem Pharmaziestudium geträumt hat und zunächst nicht besonders begeistert war, als sie mit nicht einmal 15 Jahren ins Geschäft einsteigen musste, der Beruf habe ihr Freude gemacht, sagt Renée Grenwelge-Scheffer.Schließlich sei es eine ganz besondere Arbeit, Blumen zu verkaufen. "Kreativ muss man sein, zuverlässig, ein freundliches Wesen muss man haben, Einfühlungsvermögen für die Kundschaft und in manchen Dingen Diskretion", erklärt die Blumenhaus-Chefin. "Wenn jemand zum Beispiel einen Blumenstrauß an seine Freundin schickt, muss seine Frau das nicht wissen."Die Kunden vertrauen den Floristen, denn schließlich schreiben die Blumenverkäufer nicht selten die oft sehr persönlichen Karten zum Strauß, sagt Brigitte Kraus. Sie ist seit über 30 Jahren "fürs Kaufmännische" zuständig. Und ohne Brigitte Kraus hätte sie schön längst aufgegeben, sagt Renée Grenwelge-Scheffer. Aber aus Altersgründen müsse es nun eben doch sein. Schließlich sei sie auch ihrem Mann und ihrem Enkel "etwas schuldig".Einfach aufzuhören, sei natürlich nicht leicht. Als Blumenhändlerin steht man mitten in der Gesellschaft, ist Teil des gesellschaftlichen Lebens für dessen dekorative Schmückung man sorgt - ob es um Hochzeiten, Trauerfälle oder große Feierlichkeiten geht. Wenn ein Blumenstrauß verkauft wird, ist damit oft die Frage verbunden, für welchen Zweck er denn gebraucht wird. "Und so wurde immer viel erzählt", erinnert sich Renée Grenwelge-Scheffer. Schön sei es gewesen. "Wir hören mit Wehmut auf, aber es geht nicht anders."Renée Grenwelge-Scheffer, Inhaberin des Blumenhauses am Theater

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