Geschädigte kommen in Betrugsprozess zu Wort

Saarbrücken. Im Strafprozess gegen Wolfgang Graf von Spens Baron von Einem aus Mettlach haben jetzt mehrere Zeugen aus Belgien ihre Aussagen vor dem Saarbrücker Landgericht gemacht

Saarbrücken. Im Strafprozess gegen Wolfgang Graf von Spens Baron von Einem aus Mettlach haben jetzt mehrere Zeugen aus Belgien ihre Aussagen vor dem Saarbrücker Landgericht gemacht. Dabei schilderten die ganz normalen Leute aus dem Mittelstand, wie sie in den Jahren nach 2006 ihre Ersparnisse bei einem Anlagevermittler (44) aus Frankreich investierten, und wie sich das Geld und damit ein Teil ihrer Hoffnungen und Träume am Ende in Luft aufgelöst hatten. Die Staatsanwaltschaft macht dafür in erster Linie den 62-Jährigen Grafen verantwortlich. Der weist dies zurück und schiebt den Schwarzen Peter in Richtung des Anlagevermittlers. Der wiederum muss selbst mit einer Anklage rechnen und hat kürzlich als Zeuge vor dem Landgericht den Grafen belastet. Geld, Autos, AdelstitelDer bereits vorbestrafte Geschäftsmann stammt ursprünglich aus Neumünster und war im Jahr 2003 per Heirat zum Adelstitel gekommen. Später residierte er in einem herrschaftlichen Gut bei Mettlach und führte als Weingutbesitzer in Frankreich und Liebhaber nobler Autos ein wahres Luxusleben. All dies sollen angeblich etwa 100 Geldanleger finanziert haben, die gemäß Anklage rund 37 Millionen Euro in das kaum durchschaubare Firmengeflecht des Grafen investiert und schließlich verloren haben sollen. Dabei habe sich der Angeklagte des Anlagevermittlers bedient, der vor allem in Belgien aktiv gewesen war. Dazu erzählte eine Zeugin: Sie habe den Anlageberater und Juristen über einen Bekannten aus ihrem Betrieb kennengelernt. Er habe einen sehr guten Ruf gehabt und ihr bei der Geldanlage bessere Konditionen als ihre Bank versprochen. Also habe sie 33 333 Euro investiert. Darauf habe sie nach und nach insgesamt 10 500 Euro teils bar, teils per Überweisung als Ertrag erhalten. Aber als sie dann 2008 ihre Einlage zurückforderte, habe es geheißen, das gehe gerade nicht. Das Geld sei nicht mehr in Aktien und Fonds investiert, sondern in Immobilien. Und der deutsche Partner des Vermittlers - von dem zuvor nie die Rede gewesen sei - habe Probleme. Altersvorsorge verlorenNoch schlimmer traf es den Schwager der Zeugin. Er stand zu jener Zeit an der Schwelle des Ruhestandes und wollte fürs Alter sein Geld in eine Eigentumswohnung investieren. Aber die Wohnung war erst in der Planung und bis zur Fertigstellung sollte das vorhandene Kapital arbeiten. Also vertraute er mehr als 200 000 Euro dem besagten 44-Jährigen an. Der hatte ihm mehr als sieben Prozent Zinsen und damit mehr Gewinn als seine Hausbank versprochen. Aber daraus wurde nichts. Das Geld ist seitdem verschwunden. Und die Raten für die Eigentumswohnung übersteigen das Budget der Familie. Sie überlegt nun, ob sie ihr Haus verkaufen soll. Die Familie hofft, dass sie wenigstens einen Teil ihres Geldes aus dem Insolvenzverfahren gegen die Firmen des Grafen zurückbekommen. Der Prozess gegen den 62-Jährigen Grafen von Spens wird heute und in den nächsten Wochen mit der Vernehmung weiterer Geldanleger fortgesetzt.

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