Methan-Sicherheit: Wer muss was bezahlen?

Alt-Saarbrücken. Wer muss was bezahlen? Diese Frage tauchte in mehreren Variationen auf, als die Stadt am Donnerstagabend in der ATSV-Halle auf der Bellevue die Bürger darüber informierte, was auf Alt-Saarbrücken zukommt, wenn im oberen Teil des Viertels ein neues Methan-Absaugsystem installiert wird

 Kurt Melchior wollte wissen, wer Umbauten an einem Privatgebäude bezahlen muss, die Stadt oder der Eigentümer? Fotos: Iris Maurer

Kurt Melchior wollte wissen, wer Umbauten an einem Privatgebäude bezahlen muss, die Stadt oder der Eigentümer? Fotos: Iris Maurer

Alt-Saarbrücken. Wer muss was bezahlen? Diese Frage tauchte in mehreren Variationen auf, als die Stadt am Donnerstagabend in der ATSV-Halle auf der Bellevue die Bürger darüber informierte, was auf Alt-Saarbrücken zukommt, wenn im oberen Teil des Viertels ein neues Methan-Absaugsystem installiert wird.

Bis das Gas gebannt ist

Die Stadt hatte 3000 Flugblätter mit der Einladung zum Info-Abend an Alt-Saarbrücker Haushalte verteilen lassen. Knapp 100 Bürger nutzten die Chance zum Gespräch mit Sicherheitsdezernent Paul Borgard, Berufsfeuerwehrchef Dr. Roland Demke, Hans-Joachim Ochs vom Amt für Brand- und Zivilschutz, Bergoberrat Rainer Heckelmann und weiteren Fachleuten von Behörden und Firmen, die am Bau des neuen Systems beteiligt sind.

Borgard und Demke stellten klar: Allein die Stadt bezahlt dieses System. Dafür hat der Stadtrat rund 3,5 Millionen genehmigt. Falls jedoch das neue System nicht reichen sollte, um das gesamte Viertel - alle Häuser, Kanäle, Schächte usw. - vom Methan zu befreien, wird die Anlage solange erweitert und verbessert, bis das Methan gebannt ist. Schon während der Bauarbeiten - geplant von Mitte April 2009 bis Frühjahr 2010 - geht jeder Teil des neuen Systems, der nutzbar ist, sofort in Betrieb. Parallel zu Bau und Betrieb der Anlage werden ständig Gas-Detektive mit Messgeräten im Viertel unterwegs sein. Sollten sie in der Umgebung eines Hauses eine auffällige Methan-Konzentration entdecken, werden sie die Bewohner, bzw. Eigentümer informieren, im Gebäude weiter messen und - wenn nötig - Umbauten vorschlagen bzw. anordnen. Solche Umbauten allerdings muss der Eigentümer bezahlen, denn er muss nach deutschem Recht dafür sorgen, dass von seinem Haus keine Gefahr ausgeht - auch nicht für ihn selbst. Folglich ist die Installation von Gasmeldern - genau wie von Rauchmeldern - in Alt-Saarbrücker Gebäuden allein Sache der Eigentümer.

Eigentümer bezahlt Melder

Theoretisch, so erläuterten die Fachleute, könnte Methan praktisch in jedes Haus eindringen. Aber bei neueren Häusern, die auf dicken Beton-Bodenplatten stehen, habe das Gas dazu natürlich erheblich weniger Chancen, als bei jenen alten Häusern, die gar keine Bodenplatte haben.

Feuerwehrchef Demke versicherte, dass Gas-Detektive ganz Alt-Saarbrücken systematisch durchkämmt haben und das immer weiter machen. Wenn also ein Hauseigentümer bislang keinen Besuch von den Detektiven hatte, dann könne er davon ausgehen, dass im Umfeld seines Gebäudes bislang nichts Auffälliges festgestellt wurde. Demke: "Wenn Gefahr im Verzug wäre, würden wir ein Gebäude sofort räumen."

Trotzdem kam von Heinrich Blinn aus dem Publikum der Vorwurf: "Die Stadt macht viel zu wenig gegen das Gas. Das größte Problem ist doch, dass die Immobilien in Alt-Saarbrücken 20 bis 30 Prozent an Wert verloren haben. Wer bezahlt denn das?"

Paul Borgard erläuterte, das aufsteigende Methan sei ein Naturphänomen - daher sei dieser Verlust nicht einklagbar, dagegen könne man sich auch nicht versichern. Borgard: "Der Urfehler war, dass man dort überhaupt gebaut hat."

Daraus folgerte allerdings Stadtrat Marcel Dubois: "Die Stadt ist mitverantwortlich, weil sie in Alt-Saarbrücken so viel Gelände versiegelt hat." Deshalb suche sich das aufsteigende Gas seinen Weg nun eben durch Häuser und Kanäle.

Der Bau des neuen Absaugsystems soll in der Straße Ober der Deutschmühl beginnen und zwar an den geplanten Bohrlöchern 5, 6, 7 (die SZ veröffentlichte am 26. März eine Karte.)

Eigentümer, die wissen wollen, welcher Gasmelder für ihr Haus richtig ist, sollen sich - so empfiehlt Roland Demke - an die Berufsfeuerwehr wenden, Tel. (0681) 30 100. Die schickt dann einen Fachmann vorbei.

 Dipl.-Ingenieur Heinrich Blinn stellte seine Fragen Auge in Auge mit den Fachleuten auf dem Podium.

Dipl.-Ingenieur Heinrich Blinn stellte seine Fragen Auge in Auge mit den Fachleuten auf dem Podium.

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