Alt und Jung warteten fasziniert auf die Küken

Saarbrücken. Mit großen Augen warten sie auf das erste Picken an der Eierschale. "Sind da wirklich Küken drin?", fragt ein Junge, und Werner Sann hält ihm sanft ein Ei ans Ohr. Es piepst und rumort tatsächlich darin. Sann ist Vorsitzender des Geflügelvereins Schiffweiler und unterstützt ehrenamtlich das Altenheim am Schlossberg in Saarbrücken

 Gemeinsam warteten die Senioren des Altenheims am Schlossberg und die Kinder aus dem Kindergarten St. Johann darauf, dass im Brutkasten des Geflügelvereins Schiffweiler die Küken schlüpften. Foto: Iris Maurer

Gemeinsam warteten die Senioren des Altenheims am Schlossberg und die Kinder aus dem Kindergarten St. Johann darauf, dass im Brutkasten des Geflügelvereins Schiffweiler die Küken schlüpften. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Mit großen Augen warten sie auf das erste Picken an der Eierschale. "Sind da wirklich Küken drin?", fragt ein Junge, und Werner Sann hält ihm sanft ein Ei ans Ohr. Es piepst und rumort tatsächlich darin. Sann ist Vorsitzender des Geflügelvereins Schiffweiler und unterstützt ehrenamtlich das Altenheim am Schlossberg in Saarbrücken. Er hat die Eier und den Brutkasten zur Verfügung gestellt.

Küken und Senioren - zusammen mit dem Kindergarten St. Johann startete das Altenheim-Aktions-Team das Projekt "Jung trifft Alt".

Streicheln tut der Seele gut

"Über Tiere ist es einfach, ins Gespräch zu kommen, und das nimmt den Kindern Angst vor den alten Menschen", erklärt Silke Frank, Verantwortliche für die Tiertherapie.

Zu ihrem Team gehört auch Karlchen, ein dicker Rammler und zugleich Maskottchen des Heims. Im Moment sitzt er in seinem großen Käfig und wird von all' den Kindern begutachtet, denen es dann doch zu langweilig geworden ist, darauf zu warten, dass sich an den Eiern etwas tut.

Jeden Freitag geht Karlchen auf Wohngruppenbesuch und lässt sich von den Senioren streicheln, damit ermöglicht er ihnen das so genannte taktile Erleben.

Wer im Altenheim am Schlossberg wohnt, kann überhaupt viel erleben, denn Elvira Grundhöfer, die Leiterin des Aktionsteams, war es leid: "Selbst ich habe Angst, später in ein Heim zu kommen." Daran, dass relativ wenig Pflegepersonal da ist, gibt es nichts zu rütteln - dafür aber an der Freizeitgestaltung der Senioren. Früher gab es Chor-, Mal- oder Bastelgruppen. Aber für manche Senioren war das eben nicht ganz das Richtige. Deshalb haben sich Elvira Grundhöfer, Silke Frank und ihr Team aus Freiwilligen intensiv mit den Bedürfnissen der einzelnen Heimbewohner auseinandergesetzt.

Nach Einzelgesprächen fertigten sie Karteikarten mit Notizen über Wünsche zur Freizeitgestaltung. "Die meisten Senioren, die derzeit hier leben, gehören der Generation der Nachkriegszeit an, hatten kein Fitness-Studio und haben nicht gemalt. Sie waren vorwiegend im Haushalt tätig und arbeiteten sehr viel. Dementsprechend individuelle, eher handfeste Angebote müssen wir erarbeiten", erklärt Elvira Grundhöfer.

Der grobe Angebotsplan für die Senioren - Tiertherapie, Kreatives, Musik, Kochen, Gärtnern - wird jeden Morgen neu und je nach Lust und jeweiliger Stimmung der Bewohner gestaltet.

Die Kükenschlüpf-Aktion wurde allerdings längerfristig geplant und sehnsüchtig erwartet. 21 Tage dauert es, bis die Piepmätze sich aus ihrer Schale picken. Als endlich der erste mutige Schnabel zu sehen war, wurden alle im Raum plötzlich wieder zu staunenden Kindern.

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