Menschen mit kurzer Lebenserwartung

Otzenhausen · Authentischer denn je zuvor: Erstmals zur Jubiläumsausgabe des internationalen Keltenfestes war der Otzenhauser Keltenpark zwei Tage besiedelt. 150 Akteure lebten am Fuße des Ringwalls, kämpften, arbeiteten wie in frühgeschichtlicher Zeit.

 Die Gruppe Latène hat sich Viehstall niedergelassen. Fotos: Frank Faber

Die Gruppe Latène hat sich Viehstall niedergelassen. Fotos: Frank Faber

 Johannes und Heike Haidn von der Gruppe Alauni aus Österreich gestatten einen Blick ins Schlafzimmer.

Johannes und Heike Haidn von der Gruppe Alauni aus Österreich gestatten einen Blick ins Schlafzimmer.

In der nach historischem Vorbild gestalteten keltischen Siedlung in Otzenhausen ist was los. Im Viehstall stoßen Arbeiter auf die getane Arbeit an. Hingegen andere Kelten haben noch zu tun: fertigen Schmuck, es wird Wolle gefärbt, der Schmiedehammer geschwungen und die Rennöfen zum Qualmen gebracht.

Johannes und Heike Haidn aus Österreich stellen den typischen Alltag der Kelten im Jahre vier vor Christus nach. Sie hat für ihren Mann, der die Werkzeuge für die Zimmerleute fertigt, das Abendessen zubereitet. Der Ritschert-Eintopf köchelt in einen Kessel über der Feuerstelle.

Bei all dem Gewusel fällt ein mittlerweile prominenter Kelte auf: Manfred Peter stellt in zwei Szenen des neuen Schauspiels "Indutiomarus, der Herr des Ringwalls", das Leben und Wirken des treverischen Fürsten nach. "Es ist hochmodern. Wie in der Gegenwart ging es damals schon um die Zusammenlegung von Gebieten", erklärt Autor Peter.

Indutiomarus (Kai Willmann) beschließt, seine Tochter mit Arda vom Tittelberg (Peter Schneider) zu verheiraten, um das Gebiet der Treverer um einen Teil von Belgica zu erweitern. Aus Schwiegersohn wird Kriegsfürst Cingetorix, der ihm später in den Rücken fällt. "Was jetzt kommt, ist die römische Zeit, die der Kelten ist vorbei", erwähnt Cingetorix.

53 vor Christus gaben die Treverer die mächtige Festung in Otzenhausen auf. "Wir haben nur einen kleinen Auszug aus dem Schauspiel in fünf Akten herausgenommen und präsentiert", sagt Peter. Sein Bühnenwerk, was nun noch weiter verfeinert werden soll, basiert auf die Aufzeichnungen des Sammelwerkes "De Bello Gallico", der "Gallische Krieg", die Julius Caesar zugeschrieben werden, ergänzt durch die Funde der Archäologen.

"Ich denke, unsere Premiere hat geklappt", freut sich Peter, der 2009 das Buch "Indutiomarus - Der Herr des Ringwalls Otzenhausen - Versuch einer Biographie" veröffentlicht hat. Beim Anblick der Schaukämpfe der tschechischen Stuntmen-Truppe Equites wundert es niemanden mehr, dass die Lebenserwartung eines Kelten nur knapp die Dreißig-Jahre-Grenze überschritt.

"Die Kelten galten als gute Krieger, sie waren nicht so wild, eher diszipliniert", meint Patrick Meyer von der Gruppe Latène. Er informiert über Waffen und Kampftechnik. "Ein Schwertkämpfer war schon ein besonderer Kämpfer, dessen Status hundert Mal höher war als der eines Lanzenkämpfers." Als Söldner waren Kelten bei Römern und Griechen außerordentlich gefragt.

"Auf der anderen Seite waren die Kelten auch modebewusst", berichtet Meyer. Als Moderator der keltischen Modenschau lässt er Modells aus sechs Jahrhunderten auf Schotterrassen der Arena antanzen. "Die Griechen und Römer fanden es schlimm, weil die Barbaren Hosen trugen." Etruskische Schnabelschuhe seien angesagt gewesen, 400 vor Christus hätten schlauchartige Gewänder die Damenmode repräsentiert.

650 Besucher ließen sich am Samstag vom Zauber und Mythos im neuen Keltenpark inspizieren. "Alles ist hier nun viel erlebbarer als am alten Veranstaltungsort", freut sich Thomas Finkler von der Gemeinde Nonnweiler. Mit dem Park werde auch das Keltenfest wachsen. > : weiterer Bericht

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