Kleine Milbe tötet fleißige Helfer

Saarbrücken/Kleinblittersdorf · Weltweit warnen Experten vor den dramatischen Folgen des Bienensterbens durch den Einsatz von Pilzschutzmittel und Pestiziden. Im Regionalverband gehen auch regelmäßig Bienenvölker zugrunde. Schuld daran ist allerdings kein Gift, sondern eine kleine gemeine Milbe.

 Er bringt seine Bienen direkt zum Bauer ans Feld. Der Bliesransbacher Wilhelm Ludt ist Herr über 18 Bienenvölker. Foto: Heiko Lehmann

Er bringt seine Bienen direkt zum Bauer ans Feld. Der Bliesransbacher Wilhelm Ludt ist Herr über 18 Bienenvölker. Foto: Heiko Lehmann

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Die Fachpresse beschreibt das Bienensterben in Europa als alarmierend. Der Einsatz von Pilzschutzmitteln und Pestiziden in einigen Ländern Europas soll dafür verantwortlich sein. Über die Pollen sollen die Chemikalien an die Arbeiterbienen gelangen, die diese in den Bienenstock tragen. Im Handumdrehen können so ganze Bienenvölker ausgerottet werden. Die wirtschaftlichen Schäden, die durch den Verlust der Bienen entstehen, gehen in die Milliarden.

Dass Bienenvölker sterben, ist auch im Regionalverband ein Thema. Nur sind hier nicht Pestizide dafür die Ursache: "Wir haben mit Pilzschutzmittel und Pestiziden keine Probleme. Das liegt aber auch daran, dass deren Inhaltsstoffe bei uns ganz klar reglementiert sind. Wie das in anderen Ländern gehandhabt wird, ist mir nicht bekannt", sagt Wilhelm Ludt, der im Landesverband saarländischer Imker, im Kreisverband Saarbrücken für die Obere Saar und Saarbrücken zuständig ist. Der Bliesransbacher Ludt hat insgesamt 18 Bienenvölker. "Wir haben wie in ganz Europa allerdings das Problem mit der Varroamilbe, die seit etwa 1982 für das Bienensterben verantwortlich ist. Durch die Behandlung mit Ameisensäure und Milchsäure ist das Problem aber weitestgehend in den Griff zu kriegen", erklärt Ludt, der allen Hobbyimkern empfiehlt, sofort mit der Behandlung anzufangen. "Jetzt ist die Jahreszeit, wo wir unsere Bienenvölker behandeln müssen, sonst gehen die Chancen des Überlebens eines Volkes gegen null", so Wilhelm Ludt.

Während Experten angesichts des Bienensterbens in anderen Ländern schon den Lebensmittelnotstand befürchten, weil Pflanzen nicht mehr bestäubt werden könnten, ist das bei uns in der Region trotz der Varroamilbe überhaupt kein Thema. Wolfgang Kessler vom Gut Hartungshof in Bliesransbach arbeitet mit Wilhelm Ludt zusammen. "Willi bringt seine Bienen im Frühjahr zu meinen Rapsfeldern. So werden meine Pflanzen bestäubt und Willi hat den Honig, eine gute Kombination", sagt Wolfgang Kessler. Um die Bienenpopulation in anderen Ländern konstant zu halten, wurde bereits erfolgreich versucht, auf brachliegenden Feldern Blumen anzupflanzen. Eine Taktik, die es bei uns seit Jahren gibt. "Viele Landwirte machen das sogar unentgeltlich und bringen die Blumensamen auf ihren Feldern aus. Ich kann nur jedem, der ein freies Grundstück hat, raten, einfach heimische Blumensamen darauf zu werfen. Es wird ein Gewinn für die Natur sein", sagt Wilhelm Ludt. Was die Imker- und Bienensituation im gesamten Regionalverband anbelangt, stimmt Herbert Hassel, den Vorsitzenden des Kreisverbandes Saarbrücken sehr positiv. 270 Imkerinnen und Imker gibt es im Regionalverband. "Wir hatten in den vergangenen Jahren einen starken Zuwachs an Hobbyimkern. Vor allem Frauen finden daran immer mehr Interesse", sagt Herbert Hassel, der auch vom Imker-Zuwachs in der direkten Stadtumgebung spricht. "Um Saarbrücken herum haben wir sehr viele Bienenvölker. In Berlin wurden sogar schon Versuche gestartet, Bienenvölker auf Dächern direkt in der Stadt zu halten. Über solche Pläne in Saarbrücken ist mir allerdings nichts bekannt", so Herbert Hassel weiter.

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