„Altenkessel hat ein vitales Zentrum“

Altenkessel · Das Dekanat Saarbrücken des Bistums Trier hatte zur Diskussion über die Zukunft Altenkessels geladen – und ganz viele Bürger kamen. Ihr Engagement sei ein großer Pluspunkt des Stadtteils, sagten viele Diskussionsteilnehmer.

 Die Geschäfte im Ortskern leiden unter der Konkurrenz der Discounter, sagte ein Vereinsvertreter. Das war eines von vielen Themen während der Diskussion in Altenkessel. Foto: Becker&Bredel

Die Geschäfte im Ortskern leiden unter der Konkurrenz der Discounter, sagte ein Vereinsvertreter. Das war eines von vielen Themen während der Diskussion in Altenkessel. Foto: Becker&Bredel

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 Die Veranstaltung über die Zukunft Altenkessels lockte viele Bürger ins alte Rathaus. Foto: Schneider

Die Veranstaltung über die Zukunft Altenkessels lockte viele Bürger ins alte Rathaus. Foto: Schneider

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Groß war der Andrang am Dienstagabend, als im alten Altenkessler Rathaus über die Situation des Stadtteils im Saarbrücker Westen diskutiert wurde. Obwohl im Sitzungssaal die Diskussionsteilnehmer eng zusammenrückten, mussten viele wie Moderator Martin Rolshausen stehen, etwa ein Dutzend Gäste stand sogar im Flur. Das Dekanat Saarbrücken im Bistum Trier hatte zur "Begegnung vor Ort" zum Thema "Altenkessel - Stadtteil im Abseits?" eingeladen.

Robert Docktor vom Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVA) gab einen ersten Überblick über die Sorgen des Stadtteils: "Das geht los beim Bevölkerungsrückgang, waren wir 1970 noch 11 000 Altenkessler, sind wir heute nur noch 6000. Außerdem haben wir kaum Flächen für Gewerbeansiedlungen, hinzu kommt die topographische Lage, unser Ortszentrum liegt weit oben."

Die Discounter siedelten sich im Tal an, nämlich unten an der Bundesstraße 51, und darunter leide der Ortskern. Docktor: "Ein Eigentümer hat mir gezeigt, dass er einen Umsatzrückgang von 30 Prozent verzeichnet hat, als ein Discounter eröffnete." Das Ladengeschäft in der Alleestraße, das für einen Nahversorger vorgezeichnet ist, sei vermietet, stehe aber leer.

Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer bestätigte diese Einschätzung: "Wir sehen das aber als Herausforderung, weil Altenkessel dank seiner engagierten Bürger ein vitales Zentrum hat." Angela Staub sprach weitere Themen an: "Hohe Lärmbelästigung an der Bahnstrecke, steigende Verkehrsbelastung an den Hauptdurchfahrtsstraßen." Dann ging es um den Öffentlichen Personennahverkehr. "Um mit dem Bus von hier zur Uni zu kommen, brauche ich 51 Minuten, ohne Auto ist man hier aufgeschmissen", monierte Landtagsmitglied Andreas Augustin von den Piraten.

Mütter berichteten, dass der Schulweg zur Odyssee werde, sobald die Kinder außerhalb der normalen Zeiten zur Schule müssten und deshalb nicht mit den Schulbussen fahren könnten. Ribert Aufsatz vom Behindertensportverein kritisierte: "Wir haben wohl bundesweit das einzige Schwimmbad ohne Busanbindung."

Während der neue Bezirksbeigeordnete Manfred Klasen (Linke) forderte, den Saarbahnhaltepunkt Rockershausen mit einem 15-Minuten-Takt möglichst schnell zu verwirklichen, regte SZ-Redakteur Rolshausen an, Saarbahnvertreter zu einer eigenen Gesprächsrunde einzuladen.

Offenbar wird in Altenkessel die gefühlte Sicherheit zum Problem. Während der Altenkessler Polizist Gerd Hirschmann meinte, der Stadtteil sei kein Kriminalitätsschwerpunkt, sprach der Leiter der Waldorfschule, Claude Parent, von "Wellenbewegungen". Helene Motsch, Leiterin der Grundschule, sieht die Gesamtentwicklung negativ. Es gebe einen sprunghaften Anstieg bei Kindern, die schulpflichtig, aber nicht schulreif seien.

Pfarrer Michael Müller , seit 13 Jahren in Altenkessel und Rockershausen tätig, erklärte in Anspielung auf das Thema des Abends: "Wir sind nicht im Abseits, eher in der Warteschleife." Die Waldorfschule engagiere sich für den Stadtteil und die Caritas-Trägergesellschaft Saarbrücken (CTS) auch, sagte Müller: "Unser Wunsch ist der Neubau der Kindertagesstätte, dazu brauchen wir aber Unterstützung." Der Pfarrer forderte die Vertreter der Stadtverwaltung deshalb auf, beim Land für diese Unterstützung zu werben. Wie Stephan Manstein, Direktor der CTS, erklärte, plane das Unternehmen ein Seniorenhaus mit integrierter Kindertagesstätte. Wie zuvor Wandel-Hoefer betonte er, die engagierten Bürger seien ein großer Pluspunkt für den Stadtteil.

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