Erfolgreiche „Saarbrücker Sommermusik“

Saarbrücken · Als Motto der Sommermusik 2013 diente das Paul-Celan-Zitat: „Das Fremde hat uns im Netz.“ Und obwohl das Festival viel Ungewohntes bot, waren fast alle Konzerte gut besucht, berichtet Thomas Altpeter.

"Die Zeit kommt mir unwahrscheinlich kurz vor, die 25 Jahre vergingen wie im Flug", sagt Thomas Altpeter zum Jubiläum seiner "Saarbrücker Sommermusik". Der Festivalchef vom Saarbrücker Kulturamt kann voll zufrieden sein. Die Sommermusik entwickelt sich immer mehr zum Hit: Fast alle Konzerte seien gut besucht gewesen, so Altpeter, häufig hätten Besucher sogar stehen müssen. "Dass trotz eines relativ sperrigen Mottos mit moderner Musik dennoch so viele Leute gekommen sind", freue ihn sehr. Altpeter betont, dass das Festival der "größte Anbieter von Kammermusik" und einer "der ganz wenigen Anbieter von Improvisierter Musik" in der Region sei.

Und gerade die genreübergreifenden Verbindungen zwischen Kammermusik, Improvisierter Musik, Neuer Musik und Theater zeichneten die Sommermusik besonders aus. "Das Fremde hat uns im Netz" hieß das diesjährige Festival-Motto aus der Feder von Paul Celan (1920 bis 1970). Der Holocaust-Dichter stand nun auch im Mittelpunkt des Finales am vergangen Sonntag im Sendesaal des Saarländischen Rundfunks. Traditionsgemäß spielte das Kammerorchester Ricercare unter Leitung von Götz Hartmann.

Auf Anregung des Dirigenten hatte der deutsch-israelische Komponist Tzvi Avni (geb. 1927), Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Saarbrücken, eigens für die diesjährige Sommermusik das Werk "Es wird etwas sein, später" auf Gedichte von Paul Celan für Bariton, Streichorchester und Schlagzeug geschrieben. Tzvi Avni war nun zur Uraufführung auf den Halberg gekommen und wurde von Saarbrückens Kulturdezernent Erik Schrader begrüßt.

Avnis einen Prolog und vier Celan-Gedichte enthaltender Zyklus in der Ricercare-Interpretation wurde zum ergreifenden Hörerlebnis. Unvergesslicher Höhepunkt: die instrumentale Vertonung der "Todesfuge". Zuvor hatte man das berühmte Gedicht in der Original-Rezitation Paul Celans aus den frühen 50er-Jahren via Tonkonserve eingespielt - eine gute Lösung Tzvi Avnis, der die Todesfuge für nicht singbar hält.

Für Diskussionsstoff sorgte freilich der Gesangsbeitrag von Fjölnir Olafsson: Der junge Bariton sang zwar technisch untadelig, hielt sich jedoch in Sachen Dynamik arg zurück und ließ auch erst im Finale des Zyklus' deutliche Emotionen erkennen. Begonnen hatte der Abend mit den Fünf Stücken für Streichorchester op. 44 von Paul Hindemith. Stilistisch perfekt passte hierzu die zum Abschluss gespielte Sinfonie für Streicher op. 25, ein frühes Werk des vor allem als Dirigent bekannten Stanislaw Skrowazcewski (geb. 1923), der hier filigrane Satztechnik mit rhythmischem Schwung verbindet. Mit ihrer mitreißenden Wiedergabe setzten Götz Hartmann und das Kammerorchester Ricercare das i-Tüpfelchen auf eine rundum überzeugende Ensemble-Leistung.

Epilog der Saarbrücker Sommermusik 2013: Mittwoch, 20. November, 19 Uhr, Saarlandmuseum: "Sagen uns Dunkles", szenischer Liederabend, Freitag, 29. November, 20 Uhr, Johanneskirche: "Vom Purpurwort, das wir sangen..." mit dem Ensemble La Rosa dei Venti.

saarbruecken.de

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