Aha-Effekt im Atelier

Saarbrücken · Zum Tag der bildenden Kunst präsentierten 100 Saarbrücker Künstler und Ateliergemeinschaften ihre Arbeitsplätze. Die Gäste erfuhren viel über Kunst in Saarbrücken. Und sie kauften das eine oder andere Werk.

 Diese Besucherin schaute sich im Atelier von Gabi Wagner um. Fotos: Oliver Dietze

Diese Besucherin schaute sich im Atelier von Gabi Wagner um. Fotos: Oliver Dietze

 Kunst aus Damenstrümpfen: Auch das Atelier von Karin Magar in der Johannisstraße war am Tag der bildenden Kunst geöffnet.

Kunst aus Damenstrümpfen: Auch das Atelier von Karin Magar in der Johannisstraße war am Tag der bildenden Kunst geöffnet.

 Leslie Hupperts Werk im Kulturzentrum am Eurobahnhof.

Leslie Hupperts Werk im Kulturzentrum am Eurobahnhof.

"Und? Was sagen Sie dazu?", fragt Klaudia Stoll gespannt. Die zwölf Bilder an den Atelier-Wänden sind brandneu. Klaudia Stoll und Jacqueline Wachall, die teils in Saarbrücken, teils in Berlin leben, haben sie eigens für den "Tag der bildenden Kunst" gezeichnet. Noch lassen sich nur einzelne Besucher in der hellen Hinterhofetage Hafenstraße blicken. Doch es ist ja erst Samstag, kurz nach 15 Uhr. Der Ansturm komme erfahrungsgemäß erst am Sonntag. "Wir haben als Ateliergemeinschaft ja den Vorteil, dass man hier mehrere Künstler auf einmal sehen kann", sagt Stoll. Einen Raum weiter nutzt Ulrich Behr die vorläufige Ruhe für Porträts.

100 Ateliers waren offen

Durch den Kulturbahnhof (Kuba), der noch weitaus mehr Künstler an einem Ort biete und so die Massen locke, sei es schon etwas schwieriger geworden, sagt er. Neben Katja Romeyke, die sich mit einer Besucherin intensiv über Musik und Malerei unterhält, stellt Anne Müller-Dorn als Gast in der Ateliergemeinschaft aus. "Das Angebot ist schon erschlagend", sagt die in Brüssel lebende Saarländerin angesichts der 100 Ateliers und Galerien, die am Wochenende offen stehen.

Sie erwarte nicht, etwas zu verkaufen. "Das ist auch nicht mein Ziel", sagt die HBK-Absolventin, deren Arbeiten in der konkreten Kunst wurzeln, die sich nach dem Vorbild Gerhard Richters aber auch die Freiheit nimmt, figürlich zu malen. Sie freue sich einfach, dabei zu sein, viele Leute zu treffen.

Auch Karin Magar, die ihr Atelier im dritten Stock in der Johannisstraße öffnet, kommt von der konkreten Kunst. In den ersten drei Stunden seien schon zehn Besucher gekommen, die sie nicht kannte, erzählt sie erfreut. "Die meisten waren erstaunt, was man mit Damenstrümpfen alles machen kann." Schon tritt die nächste Besucherin ein. Sie landet beim Abklappern des Nauwieser Viertels per Zufall hier. "Endlich mal eine Idee, auf die noch niemand gekommen ist", schwärmt sie. Und macht dann ihrem Ärger Luft: Das Programmheft der Stadt sei eine echte "Katastrophe".

Man könne es sich zwar als pdf-Datei über die Webseite besorgen. Die aber lasse sich nicht lesbar drucken. Überhaupt müsse die Stadt für den Tag der bildenden Kunst viel mehr werben. Das müsse man schon selbst in die Hand nehmen, meint auch Karin Eberhardt nüchtern. Sie schickt an den großen Kundenstamm ihres Werkstattateliers in der Großherzog-Friedrich-Straße 50 eigene Einladungskarten. Das zahle sich aus. 150 Besucher am Wochenende der bildenden Kunst seien bei ihr die Regel. "Ich habe heute schon drei Bilder verkauft", berichtet Eberhardt. "Wenn die Leute beim ersten Besuch Blut geleckt haben, kommen sie wieder, beim vierten Mal kaufen sie", ist die Erfahrung der Künstlerin. Auch Gabi Wagner verschickt eigene Einladungen.

An diesem Samstag hätten aber auch etliche junge Leute den Weg in ihr Atelier, dritter Stock, Hinterhaus, Bismarckstraße 6 gefunden. "Die einen über das Programmheft, die anderen aus Zufall, weil sie die offene Haustür und das Plakat neugierig machten," erzählt sie.

Gegen 19 Uhr verabschiedet sich eine Sammlerin mit einer Neuerwerbung. Zwei Ehepaare lassen sich interessiert erklären, wie Wagner ihre Druckgrafiken mit experimenteller Technik herstellt. Für Wagner ist der Tag auch eine wichtige Gelegenheit, um für ihre Druckgrafik-Kurse zu werben.

Denn wie Stoll & Wachall pendelt Wagner zwischen zwei Städten. Schon am Montag sitzt sie wieder im Frühzug nach Marseille.

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