„Ich bin Teil der Gesellschaft“

Saarbrücken · Die deutsche Sprache hat die gebürtige Bulgarin Veneta Yordanova sofort geliebt. Saarbrücken ist seit 2004 ihre neue Heimat, hier ist sie auch heimisch geworden. Deshalb wollte Yordanova auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

 Veneta Yordanova Foto: Maurer

Veneta Yordanova Foto: Maurer

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Die Liebe zur deutschen Sprache entdeckte Veneta Yordanova (28) in der Schule. In ihrer Heimatstadt Dobritsch im Nordosten Bulgariens besuchte sie das Fremdsprachen-Gymnasium "Geo Milev". Yordanova: "Wir hatten nicht nur Deutsch als Hauptfach, sondern auch andere Fächer wie Biologie oder Physik wurden auf Deutsch unterrichtet. Mir gefiel die Sprache. Sie war mir gleich irgendwie vertraut."

Vor wenigen Tagen bekam Yordanova im Rathaus St. Johann ihre deutsche Einbürgerungsurkunde. Mittlerweile liebt sie nicht nur die Sprache, sondern auch das Land. Der deutsche Pass, sagt sie, zeige ihre Verbundenheit zu ihrem neuen Heimatland: "Ich fühle mich hier wohl. Ich gehöre heute einfach dazu. Ich bin Teil der Gesellschaft. Deswegen wollte ich den deutschen Pass", sagt die Doppelstaatlerin, die seit 2004 in Saarbrücken lebt.

Mit dem Abitur in der Tasche bewarb sie sich für ein Pharmaziestudium in der Landeshauptstadt und wurde genommen. "Ich kannte Saarbrücken", sagt sie lächelnd, "denn ich war als Schülerin, während meines zweiwöchigen Schüleraustausches, schon hier. Meine Schule und das St. Ingberter Leibniz-Gymnasium sind Partnerschulen und veranstalten Schulaustauschprogramme." Damals besuchten sie die Saarschleife, erinnert sie sich, und natürlich auch Saarbrücken. "Die Stadt gefiel mir gleich. Sie ist nicht zu groß, nicht zu klein. Und ich mag, dass durch sie ein Fluss verläuft."

Obwohl sie die Sprache von Anfang an sprach, schnell Anschluss an der Universität fand, war das erste Jahr schwierig. "Ich vermisste meine Eltern und meine jüngere Schwester. Und daran wird sich wohl nie etwas ändern." Ihren Eltern, erklärt sie, war Bildung schon immer sehr wichtig: "Sie unterstützten mich bei meinem Entschluss, mit 19 Jahren meine Heimat zu verlassen, um hier zu studieren." Ein deutscher Uni-Abschluss öffnet Türen. Trotzdem weiß sie: "Für Eltern ist es besonders hart, ihr Kind in ein fremdes Land gehen zu lassen." Ihr Alltag in Deutschland ist von Anfang an vollgepackt. Neben der Uni jobbte sie in einem Fast-Food-Restaurant. "Viele, die dort arbeiteten, kamen aus den verschiedensten Ländern. Meist waren das Studenten, die wie ich neben ihrem Studium für ihren Lebensunterhalt jobbten. Die vier Jahre waren für mich bereichernd: Ich mag andere Kulturen, andere Länder und mich interessieren Menschen."

Ihr Pharmaziestudium absolvierte Yordanova in der Regelstudienzeit. Acht Semester brauchte sie für den Uni-Abschluss. "Aber bei der ein oder anderen Prüfung hatte ich auch Glück", sagt sie bescheiden, obwohl sie in Windeseile drei Staatsexamen bestand. Seit 2010 arbeitet sie in einer Apotheke in Saarbrücken. Die Arbeit als Apothekerin gefällt ihr. Doch Yordanova hat einen Traum: "Vielleicht mache ich noch meinen Doktor. Aber das ist zeitintensiv, dauert mindestens drei bis vier Jahre. Und im Moment gefällt es mir, so wie es ist." Ändert sich etwas mit dem deutschen Pass? "Ich kann jetzt wählen. Das ist natürlich ein großer Unterschied. Aber ich glaube, dass ich mich in den vergangenen neun Jahren schon verändert habe: Mich stört Unpünktlichkeit. Früher war ich toleranter, wenn sich meine Verabredung verspätet hat," sagt die 28-Jährige. Doch eine "bulgarische Eigenschaft" hat sie sich bewahrt: "Bulgaren sind sehr gastfreundlich. Wenn Besuch kommt, wird gleich alles aufgetischt, was sich im Kühlschrank befindet."

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