Endlich kostengünstigeres Handy-Telefonieren an der Grenze?

Saarbrücken · Ab Juni 2017 soll Telefonieren im EU-Ausland nicht mehr teurer sein als im Inland. Doch das Ende der Roaming-Gebühren hat seine Tücken. Für Grenzgänger könnte das Auswärtstelefonieren zum Heimat-Tarif auch nach 2017 ein frommer Wunsch bleiben.

 Ab 2017 will die EU die Roaming-Gebühren abschaffen. Foto:dpa

Ab 2017 will die EU die Roaming-Gebühren abschaffen. Foto:dpa

Die EU verspricht es seit Jahren, ab Juni 2017 soll es so weit sein: nie wieder zusätzliche Gebühren für das Telefonieren im Ausland. Hohe Erwartungen an die Abschaffung der Roaming-Gebühren, wie sie im Fachjargon heißen, hegen wegen ihrer besonderen Betroffenheit auch die Grenzgänger im Saarland und in den Nachbarländern, wie sich am Freitag bei der Sitzung des Interregionalen Parlamentarierrats (IPR) im Landtag zeigte. Deutlich wurde auch: Die Abschaffung der Gebühren könnte für Grenzpendler, die häufiger telefonieren als andere Handynutzer, jedoch nur bedingt gelten. Denn "Roam like at home" ("Telefonieren zum Heimat-Tarif") wird nicht grenzenlos nutzbar sein. Der Knackpunkt: die sogenannte Fair-Use-Grenze.

Die Betreiber erwögen pro Anruf eine zeitliche Begrenzung der Auslandstelefonate zum Heimat-Tarif, um Missbrauch vorzubeugen, erklärte Tobias Katzschmann von der Bundesnetzagentur . Als Erklärung wies er darauf hin, dass das Abschaffen der Gebühren erhebliche Mehrkosten für die Betreiber mit sich bringe. Vor allem für kleinere, nicht im Ausland vertretene Unternehmen könne die Abschaffung der Gebühren zur Kostenfalle werden. Doch ob sich die Anbieter noch bis Juni nächsten Jahres auf eine solche Obergrenze für roamingfreies Telefonieren einigen könnten, sei ungewiss. "Grenzgänger haben andere Bedürfnisse als Menschen, die ab und an in den Urlaub reisen", sagte Katzschmann. Entscheidend sei, welchen Typ Verbraucher die Betreiber letztendlich als Bemessungsgrundlage für die Grenze heranzögen. Auf Grenzgänger könnten also auch nach Juni 2017 Mehrkosten zukommen. Glück haben Verbraucher in Belgien und Luxemburg. Im April vergangenen Jahres haben die beiden EU-Länder ein bilaterales Roaming-Abkommen geschlossen, das auch Anlass der IPR-Diskussion am Freitag war. Der luxemburgische Mobilfunkanbieter Join hatte bei den Regulierungsbehörden beider Länder die Vereinbarung durchgesetzt, die es ermöglicht, belgische Rufnummern genauso zu erfassen wie luxemburgische. So kann der Betreiber für die Kunden beider Länder einen identischen Tarif ohne Roaming-Gebühren und ohne Obergrenze anbieten.

Ein Trost für alle anderen: Bereits ab April sinken die Gebühren spürbar. Für abgehende Anrufe im Ausland zahlen Verbraucher dann statt 19 Cent zusätzlich nur noch maximal fünf Cent pro Minute. SMS kosten zwei Cent mehr statt sechs Cent. Um 15 Cent pro Megabyte günstiger wird das Herunterladen von Daten. Dort liegen die Kosten ab April nur noch fünf Cent über dem Heimat-Tarif.

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