„Der Juhnke war sehr kollegial“

Saarbrücken · Er ist gebürtiger Berliner und wollte eigentlich Musiklehrer werden. Dann verschlug es ihn erst in Berlin, dann in Saarbrücken ans Theater. Mittlerweile ist Uli Schreiber an vielen Orten und bei vielen Projekten im Einsatz. Das Neueste: Er unterrichtet Pop-Piano in Sulzbach.

Uli Schreiber könnte viel erzählen von früher. Über die Zeit, in der er sein erstes Engagement als musikalischer Leiter bei Harald Juhnke am Theater am Kurfürstendamm hatte und dank guter Mundpropaganda bald weitergereicht wurde von einer Berliner (Boulevard-)Bühne und Show zur nächsten, von einem Kabarett zum andern. Als er für Theater und Fernsehen mit Größen wie Caterina Valente, Nicole Heesters, Evelyn Künneke, Arnold Marquis oder Ephraim Kishon zusammenarbeitete und mit seiner eigenen Kabarett-Truppe "Bügelbrett" - 1984 mit dem Kabarettpreis "Salzburger Stier" ausgezeichnet - in Dieter Hildebrandts "Scheibenwischer" zu Gast war.

Schreiber kennt die Arten und Unarten der Stars: "Juhnke konnte meistens den Text von den Kollegen", erinnert sich Schreiber, "und wenn einer hing, hat er immer geholfen. Ein sehr kollegialer Mensch." Zu Dieter Hallervorden fällt ihm ein: "Guter Chef, fleißiger Arbeiter. Delegiert nicht gern."

Als musikalischer Leiter war Schreiber, 1958 in Berlin geboren, bei etlichen Musiktheaterproduktionen im Einsatz, so an den Schauspielbühnen Stuttgart, am Theater Pforzheim, am Nationaltheater Mannheim, den Städtischen Bühnen Augsburg, am Berliner Grips-Theater und unzähligen anderen Häusern. Daneben wurde er von Schallplattenfirmen, (Tournee-) Theatern und Fernsehen als Pianist, Arrangeur, Komponist, Korrepetitor und Studiomusiker gebucht. "Man ist immer unterwegs. Das funktioniert eigentlich nur innerhalb einer Stadt und wenn man mit Vertretung arbeitet", erzählt Schreiber, der selbst als Aushilfe für Kollegen oft ins kalte Wasser gesprungen ist.

Im Saarland kennt man ihn vor allem als musikalischen Leiter des Schauspiels am Saarländischen Staatstheater (SST), wo er von 1999 bis 2008 verpflichtet war. Danach hätte Schreiber eigentlich wieder nach Berlin zurückziehen können, doch er ist in Saarbrücken geblieben. Wegen Frau und Tochter, natürlich, aber auch: "Weil's hier so schön ist. Und wegen meiner Lehrtätigkeit an der Hochschule für Musik (HfM) Saar." Seit 2008 ist er dort Lehrbeauftragter für Schulpraktisches und Unterrichtspraktisches Klavierspiel, Klavier und Klavierimprovisation und knüpft damit an seine eigentlichen Wurzeln an: Ursprünglich hatte Schreiber an der Hochschule der Künste Berlin (HdK) Schulmusik studiert. "Das war der Plan, der" - bis auf einige Lehrtätigkeiten und Tutorien an der HdK -"nie richtig verwirklicht wurde", lacht Schreiber. "Zum Theater bin ich ja damals von Kommilitonen, die schon einen Fuß in der Szene hatten, regelrecht gestupst worden."

Dass Musiklehrer heute als Sänger wie Instrumentalisten ein vielseitiges Spektrum von Klassik über Musical bis Pop beherrschen müssen, ist die passende pädagogische Herausforderung für Schreiber, der seine gebündelten Berufs-erfahrungen außerdem in den Unterricht an der Musikschule im Landkreis Merzig-Wadern und der Musikschule Sulzbach-Fischbachtal einbringt. Dabei beschreitet er, ausgehend vom schulpraktischen Ansatz, auch unkonventionelle Wege: In Sulzbach bietet er jetzt etwa den Kurs "Pop-Piano" an, bei dem er nicht streng klassisch unterrichtet, sondern Schüler ab zehn Jahren in die Lage versetzen möchte, sich nach kurzer Zeit mit Akkordeonspiel und rhythmischer Muster selbst begleiten zu können.

Schreiber: "Meine Schüler sollen Spaß und frühe Erfolgserlebnisse haben. Da ist mir die Systematik ziemlich wumppe!" Daneben findet der Vielbeschäftigte aber immer noch Zeit für die Bühne - sei es am Alten Schauspielhaus Stuttgart oder am Saarbrücker Theater Überzwerg.

Anmeldungen zum Kurs "Pop-Piano": Tel. (0 68 97) 56 77 62.

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fischbachtal.de

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