Alte Steine erzählen (Erfolgs-)Geschichten

Saarbrücken · Historisch und stadtgeschichtlich Interessierte haben am Sonntag viel zu tun: Beim Tag des offenen Denkmals gibt es viele Führungen – und eine echte Besonderheit.

 In der Ludwigskirche und der Friedenskirche stehen umfangreiche Sanierungen an. Foto: Marisa Winter

In der Ludwigskirche und der Friedenskirche stehen umfangreiche Sanierungen an. Foto: Marisa Winter

Foto: Marisa Winter

Der Tag des offenen Denkmals ist eine Erfolgsgeschichte und feiert in Saarbrücken dazu diesmal ein kleines Jubiläum. Seit 1996, also seit 20 Jahren, beteiligt sich die Landeshauptstadt nämlich ununterbrochen mit Führungen, Vorträgen und Ausstellung an diesem besonderen Tag.

Ins Leben gerufen wurden die ersten ,,Journées Portes ouvertes des Monuments historiques" 1984 vom legendären französischen Kulturminister Jack Lang - dem wir ja auch die Fête de la musique verdanken. Der Erfolg war so groß, dass bald weitere Länder folgten. 1993 wurden bereits zehn Millionen Besucher in 21 europäischen Ländern gezählt. Seit 2003 machen alle Länder Europas mit beim "European Heritage Day".

Am 11. September ist es nun wieder soweit. Zahlreiche Monumente, historische Betriebe, Kirchen, alte Bauernhäuser und viele andere interessante Orte stehen auf dem Programm. Und manches, das sonst verschlossen ist, wird dann ausnahmsweise für Neugierige geöffnet.

Röchling-Kapelle ist geöffnet

Im Regionalverband dürfte das Besondere in diesem Jahr die Öffnung der Grabkapelle Röchling am Saarbrücker Triller sein. Sie wird nämlich zum ersten Mal in Abstimmung mit der Röchling-Stiftung für Interessierte geöffnet. Die Röchling-Kapelle ist eine Privatkapelle der Unternehmerfamilie Röchling in Saarbrücken . Sie steht als Einzeldenkmal unter Denkmalschutz. Dem Anlass entsprechend wird auch die zentrale Eröffnungsveranstaltung des Tags des offenen Denkmals dort gefeiert, und zwar bereits am Freitag, 9. September, 17 Uhr. Das Ehepaar Carl und Alwine Röchling ließ um die vorvergangene Jahrhundertwende am Triller eine repräsentative Villa mit einem großzügigen Park errichten. Am südwestlichen Ende des Gartens ließen sie in den Jahren 1907/1908 von dem Metzer Architekten H. Hermüller eine Grabkapelle mit Gruft erbauen. Nach Verwüstungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Gruft 1964 geschlossen. 1993 und 2015 sanierte man die Kapelle umfassend und stellte den historischen Zustand wieder her. In der Gruft der Grabkapelle sind 22 Mitglieder der Familie Röchling bestattet. Am Tag des offenen Denkmals ist die Kapelle von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Um 13 und 15 Uhr gibt es Führungen.

Ein weiteres zentrales Thema des kommenden Denkmaltags sind die anstehenden bzw. bereits begonnenen Restaurierungen von Friedenskirche und Ludwigskirche in Saarbrücken . Über diese teils leidenschaftlich diskutierten Projekte kann man sich bei Führungen um 10.30 Uhr (Treffpunkt Friedenskirche) und 14.30 Uhr (Treffpunkt Staatskanzlei) informieren.

Zahlreiche weitere Kleinodien stehen im Regionalverband auf dem Programm. In Bischmisheim gibt es Führungen durch die Schinkelkirche.

Auch zwei außergewöhnliche Kulturdenkmäler an der Oberen Saar öffnen am Sonntag ihre Türen und laden mit einem kleinen Programm zum Nachspüren und Verweilen ein. Die Wintringer Kapelle auf dem Wintringer Hof bei Kleinblittersdorf ist der Rest einer mittelalterlichen Prioratskirche der Abtei Wadgassen. Um 15 Uhr stellt Peter Michael Lupp das Gebäude und die aktuellen Kunstprojekte vor.

Das Alte Bauernhaus in Auersmacher ist ein restauriertes Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert, das viele Spuren der ländlichen Baukultur und Lebensweise der Bauernfamilien aus jener Zeit zeigt. Das Bauwerk steht in der Ortsmitte gegenüber der Dorfkirche.

In Herrensohr ist die Evangelische Kreuzkirche geöffnet und bietet ab 10 Uhr eine Veranstaltung zum Thema "Reformation und die eine Welt".

In Ludweiler ist die Kapelle St. Wendalinus geöffnet - ab 10 Uhr gibt es dort stündliche Führungen und dazu Konzerte und Ausstellungen. Kurzfristig ins Programm aufgenommen wurde die Kapelle St. Laurentius in Eschringen. Der Kapellenverein sorgt für eine ganztägige Öffnung. Schließlich kann man am Sonntag in Gersweiler am Ziegelhof die Ruine der Aschbachkirche bei Führungen entdecken. Die Saalkirche mit eingezogenem Chor entstand im 12. Jahrhundert. Das Gemäuer ist eines der wenigen noch erhaltenen Zeugnisse aus dem Mittelalter im Saarland. Nach dem Untergang des Dorfes Aschbach nutzten die Städte Saarbrücken und St. Johann die Kirche im 17. Jahrhundert als Pestlazarett.

Historisch und heimatkundlich interessierte Menschen haben einen ausgefüllten Sonntag vor sich.

Im Internet und an öffentlich zugänglichen Orten gibt es einen Flyer, der alle Orte und Termine im Saarland auflistet. Weiteres im Kultusministerium, Tel. (06 81) 5 01 24 43.

 Erstmals geöffnet ist die Röchling-Kapelle. Foto: Landesdenkmalamt

Erstmals geöffnet ist die Röchling-Kapelle. Foto: Landesdenkmalamt

Foto: Landesdenkmalamt

denkmal.saarland.de

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