Saarbrücker Schauspielschule Von Saarbrücken aus zum Erfolg im Film

Saarbrücken/Berlin · Zwei Millionen Kinofans sahen Siir Eloglu in „Almanya - Willkommen in Deutschland!“, einer Komödie über türkische Einwanderer.

 Blick zurück: Siir Eloglu bei einem Spaziergang an der Saar hinter der Musikschule 1985.   

Blick zurück: Siir Eloglu bei einem Spaziergang an der Saar hinter der Musikschule 1985.   

Foto: Siir Eloglu

Ihren ersten Film, einen Krimi, drehte Siir Eloglu 1991 mit Doris Dörrie. Breitere Bekanntheit verschaffte ihr 1993 die „Stadtklinik“: Drei Jahre spielte die Schauspielerin in dieser frühen RTL-Serie eine Assistenzärztin in einem Krankenhaus.

Zum größten Überraschungserfolg, auch für sie persönlich, wurde 2011 „Almanya - Willkommen in Deutschland!“. Die Tragikomödie über eine türkische Einwandererfamilie von Yasemin und Nesrin Samdereli erreichte nicht nur über zwei Millionen Kinozuschauer, sondern bekam beim Deutschen Filmpreis auch gleich zwei Lolas.

Lange Zeit habe man ihr ja jegliches komisches Talent abgesprochen, zumindest auf der Saarbrücker Schauspielschule, erzählt Siir Eloglu, die wie die Leyla, die sie im Film Alemanya verkörpert, als Kind in den 1960ern mit ihrer Familie nach Deutschland eingewandert war.

Die Tochter eines bekannten Istanbuler Malers und Lyrikers mit dem auch für türkische Ohren ungewöhnlichen Vornamen Siir, zu deutsch: Gedicht, war Mitte der 80er gleich nach dem Abi von Köln aus aufgebrochen, um eine Schauspielschule zu finden.

Weil Vorsprechen knallhart und totaler Stress sei, befand sie damals beim vierten Termin und der Zusage in Saarbrücken: Es reicht, sie bleibt. Vier Jungs, vier Mädchen - eine schöne und gute Gruppe seien sie in ihrem Jahrgang gewesen.

Nach und nach erinnert sich Eloglu an immer mehr Details, an den Namen jedes Dozenten. „Das Entscheidende, was ich dort gelernt habe, waren für mich Disziplin und Hartnäckigkeit“, sieht sie es von heute aus.

Dass die Dozenten in der jungen Frau mit den langen dunklen Haaren ausschließlich eine ideale Antigone, eine große Tragödin, sehen wollten, hat Eloglu jedoch gewurmt. Es musste erst ein Repetitor von außen kommen, um ihre komische Seite ans Licht zu bringen. „Er ließ mich beim Tucholsky-Abend zwei lustige Lieder singen, und damit habe ich dann alle überrascht.“ Was für eine Genugtuung! „Am Theater habe ich dann alles Mögliche gespielt, auch Komisches“, sagt Eloglu über die ersten Jahre nach dem Abschluss. Sie arbeitete mit renommierten Regisseuren wie Anna Badora, Dimiter Gotscheff, Frank Hoffmann, mehrmals auch mit Dagmar Schlingmann – in Erlangen, in Oberhausen, zweieinhalb Jahre fest in Köln und danach nur noch frei.

Dass sie dann immer mehr für Film und Fernsehen arbeitete und ab 2004 schließlich gar nicht mehr Theater spielte, sei nicht unbedingt eine bewusste Entscheidung gewesen, sagt Eloglu. Es habe sich halt ergeben, in ihrem Beruf hänge vieles von Zufällen ab.

So sei es ein Zufall gewesen, dass sie die Rolle im Dörrie-Film „Happy Birthday Türke“ erhielt. Das Team suchte für die Figur einer drogensüchtigen Türkin eine junge türkische Schauspielerin, und die waren damals noch rar. In der „Stadtklinik“-Serie danach besetzte man sie als junge türkische Assistenzärztin. Für den Einstieg erwies sich ihr Migrationshintergrund damals als Bonus, sagt Eloglu, doch dass sie dann nur noch dezidiert türkische Figuren angeboten bekommen habe, habe sie, da es beim Theater nicht so war, nicht erwartet.

Inzwischen sei sie vor allem als türkische Mutter gefragt, gern auch schlecht Deutsch sprechend und mit Kopftuch, konstatiert Eloglu. Allein mit ihrem türkischen Kollegen Adnan Maral, mit dem sie im Oktober in der ARD-Komödie „Servus, Schwiegersohn“ zu sehen sein wird, hat die Schauspielerin schon vier (Film-)Ehen geführt. Solche Rollen können trotzdem interessant sein. Doch warum ältere Türkinnen im Film nicht auch mal Ärztin oder Rechtsanwältin sein könnten, so wie im realen Leben, das findet Eloglu nur schwer begreiflich.

 Siir Eloglu heute.  

Siir Eloglu heute.  

Foto: Christine Fenzl

Nach Saarbrücken kehrt die seit 1997 in Berlin lebende Schauspielerin immer wieder gern zurück. „Zum Ophüls-Festival, wenn da ein Film von mir läuft“, sagt sie und versäumt es dabei nie, ihre alte Sprecherziehungs-Dozentin aus der Schauspielschule zu besuchen.

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