Malen als Lebensinhalt Sie bannt die Natur auf Leinwand

Alt-Saarbrücken/Riegelsberg · Gitta Nießen zeigt in Alt-Saarbrücken Gemälde aus neuerer Zeit – unter anderem mit Motiven aus Island.

 Die Künstlerin Gitta Nießen in ihrer Ausstellung im Alten Rathaus am Schlossplatz in Saarbrücken.

Die Künstlerin Gitta Nießen in ihrer Ausstellung im Alten Rathaus am Schlossplatz in Saarbrücken.

Foto: Iris Maria Maurer

Wenn dieser Tage die neuen Kurse der Volkshochschule des Regionalverbandes im Alten Rathaus in Alt-Saarbrücken beginnen, werden sich viele Kursbesucher über die Gemälde an den Wänden freuen. In der Ausstellung „Bäume – friedliche Begleiter“ zeigt Gitta Nießen Werke, die sie von 1983 bis heute schuf. Die meisten sind in der letzten Zeit entstanden.

Und ihre vereinfachten, farbstarken Naturimpressionen – egal ob vom Friedwald Saarbrücken oder von Island – sind mit einem schnellen Pinsel gemalt und zeugen von einer Künstlerin, die sich die unterschiedlichsten Techniken zu eigen gemacht hat, die gekonnt Stimmungen aus der Natur auf der Leinwand umsetzt. Man erkennt gleich, dass hier eine Künstlerin Werke zeigt, die sich schon lange mit der Malerei auseinandersetzt. „Ich habe schon als Kind viel gemalt“, beginnt sie dann auch das Gespräch. „Und mein Zeichenlehrer war mein wichtigster Lehrer. Er hat mich nicht für die Kunst verdorben“, sagt sie augenzwinkernd.

Gitta Nießen wurde in Merzig geboren und ging nach der Schule, im Jahr 1953, zum Studium nach Bonn. „Eigentlich habe ich Volkswirtschaft studiert. Aber ich besuchte auch das Atelier für Kunsterziehung der Universität Bonn. Und dort habe ich meine meiste Zeit verbracht.“ Zu Ende studieren konnte sie aber nicht, es waren andere Zeiten. Als ihr Verlobter und späterer Ehemann zurück ins Saarland kehrte, brach sie das Studium ab und ging mit. Allerdings ließ die Kunst sie nicht los, und so begann Gitta Nießen ein Studium an der Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken. „Ich habe bei Professor Oskar Holweck studiert, das war damals noch ein junger Mann“, erinnert sie sich und lacht. Aber auch dieses Studium konnte sie nicht abschließen. Heirat, Familienzeit und die Erziehung der beiden Töchter verhinderten dies.

Aber Gitta Nießen ist eine moderne Frau, die auch arbeiten wollte. 1964 nahm sie an einer Fortbildung zur Grundschullehrerin teil und fing als Lehrerin 1966 an der Grundschule in Riegelsberg an, wo sie 32 Jahre lang unterrichtete. „Das habe ich sehr gerne gemacht. Und ich nutzte viele Möglichkeiten, mit den Kindern auch musisch zu arbeiten“, erklärt sie. Und so hatten Gitta Nießens Schüler das Glück, oft Theater zu spielen. „Das war sehr motivierend für die Kinder“, erläutert sie. Ihre Schüler durften sogar die „Wilden Kerle“ in der Alten Feuerwache aufführen. Die Schüler dankten es auf ihre Weise. Bis heute hat sie mit einigen noch Kontakt. „Und auch zu den Eltern“, sagt sie.

In all den Jahren hat Gitta Nießen immer gemalt, eigene Kunstwerke geschaffen, für sich weitergearbeitet. Die erste Ausstellung konnte sie 1983 in Saarbrücken präsentieren. „Ich habe in dieser Zeit viel in den Ferien gemalt. Und auf Reisen. Das waren richtige Malurlaube“, erzählt sie. Außerdem sei der Künstler-Austausch mit Gisors, der französischen Partnerstadt von Riegelsberg, sehr intensiv gewesen.

Eine weitere wichtige Quelle ihrer Inspiration war die Völklinger Hütte. „Ich habe immer wieder die Schönheit und den Zerfall der verrosteten Stahlwände festgehalten. Diese fast schon menschenfeindliche Umgebung der Hütte faszinierte sie sehr und wurde in ihren Gemälden umgesetzt. Es war jedoch ein tragisches Ereignis, das Gitta Nießen zeigte, wie sehr sie die Malerei wirklich braucht. „1991 ist mein Lebensgefährte, der Isländer Ragnar Jonson, gestorben. Es war im Urlaub auf Island“, sagt sie leise. Die Malerei half Gitta Nießen nicht nur bei der Trauerbewältigung.

„Seither habe ich immer gemalt. Und wenn nicht, dann wurde ich krank“, berichtet sie. Der plötzliche Tod des Partners hielt Gitta Nießen nicht davon ab, weiterhin Island zu besuchen. Noch achtmal fuhr sie dorthin, immer zutiefst berührt von der Landschaft und der Natur. Die finden sich in ihren Gemälden wieder. Bis heute, denn Gitta Nießen malt trotz ihres Alters immer noch. „Ich habe im letzten Jahr einen ganzen Koffer mit Ölfarben geschenkt bekommen. Die muss ich doch noch alle aufbrauchen“, sagt sie mit einem Lächeln.

„Bäume – friedliche Begleiter“. Ausstellung von Gitta Nießen im Alten Rathaus, Schlossplatz 1-2, 66119 Saarbrücken. Zu sehen bis 28. Februar. Infos: https://www.vhs-saarbruecken.de/news

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