Das Gedächtnis der Nachkriegszeit an der Saar Der Herr der „Saar-Nostalgie“ ist tot

Riegelsberg · Rainer Freyer nach kurzer schwerer Krankheit verstorben.

 Rainer Freyer

Rainer Freyer

Foto: Barbara Scherer

Rainer Freyer, profunder Kenner der saarländischen Nachkriegsgeschichte, ist tot. Wie wir jetzt erfuhren, ist er bereits am Dienstag, 13. Juli, nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Bekannt wurde Freyer, 1942 in Neunkirchen geboren, 1965 nach Saarbrücken und 1976 nach Riegelsberg gezogen, durch seine Internetseite „Saar-Nostalgie“ und zwei Bücher mit dem selben Titel. Wobei man die Internet-Seite durchaus auch als Online-Museum der saarländischen Nachkriegszeit und damit des „unabhängigen“ Saarlandes bezeichnen kann. Das Besondere daran: Es ist keine bloße Anhäufung von Daten und Fakten, sondern nicht zuletzt auch eine Sammlung von Zeitzeugen-Berichten, die für einen sehr persönlichen Charakter sorgen. In einem SZ-Bericht zum Erscheinen des zweiten Bandes hieß es: „Die Facetten der Saarstaat-Zeit waren sehr vielfältig. Was die Saarländer in den Nachkriegsjahren von 1945 bis 1959 bewegte und ermutigte, ist kaum umfassender dokumentiert worden als von Rainer Freyer. Nach seinem ersten Buch ‚Politik und Alltag in der Saarstaatzeit’ erlaubt nun der zweite Band kurzweilige Einblicke in das damalige kulturelle Leben, weckt Erinnerungen an saarländische Firmen und Marken sowie unvergessene Momente aus Sport und Alltag.“ Schon als Junge hatte er angefangen, Flugblätter, Plakate und Bilder zu sammeln, die viele Jahre später zum Grundstock seiner Arbeit werden sollten. Freyer, auch Frankreich-Kenner, war Realschullehrer in Lebach, Püttlingen und Dillingen für Französisch und Englisch, gab auch Foto-, Computer- und Internetkurse. Im Ruhestand begann er im Jahr 2007 mit der Internetseite.

Die beiden Saar-Nostalgie-Bücher sind beim Geistkirch-Verlag erschienen, Verleger Florian Brunner – auch ehrenamtlicher Denkmalpfleger in Saarbrücken – würdigt Freyers Arbeit als „einzigartiges Projekt“. Brunner und sein Kompagnon Harald Hoos lernten ihn in vielen Jahren der Zusammenarbei als „sehr frundlichen, aufmerksamen, humorvollen, sehr intelligenten Menschen“ kennen. Der erste Band sei damals auch das erste Buch gewesen, das sich einer Geschichtsepoche auch durch Zeitzeugen-Berichten genähert hat; Brunner: „Er hat, neben dem Geschichtlichen, auch Speck an den Knochen gebracht.“ Auch wir von der SZ lernten Rainer Freyer, bei verschiedenen beruflichen Kontakten, als einen sehr freundlichen, hilfsbereiten Menschen kennen.

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